Wächterpreis für unsere Recherche zur CSU-Maskenaffäre
Unsere Kollegen Michael Stifter und Holger Sabinsky-Wolf haben den renommierten Wächterpreis erhalten. Damit würdigt die Jury die Aufdeckung der Maskenaffäre um Georg Nüßlein und Alfred Sauter.
Große Ehre für die Redaktion der Augsburger Allgemeinen und ihrer Heimatzeitungen: Michael Stifter, Mitglied der Chefredaktion sowie Leiter Politik und Wirtschaft, und Holger Sabinsky-Wolf, Leiter Bayern und Welt, haben in Frankfurt am Main den Wächterpreis der deutschen Tagespresse erhalten. Die renommierte Auszeichnung für investigativen Journalismus wird seit 1969 verliehen. In diesem Jahr hat die unabhängige Jury unsere beiden Kollegen auf den ersten Platz gewählt.
Die namhafte Fachjury würdigte die investigative Recherche der Journalisten, die im vergangenen Jahr die CSU-Maskenaffäre an die Öffentlichkeit gebracht hat. "Die beiden Preisträger brachten mit journalistischem Geschick und Beharrlichkeit Licht in die Affäre, wobei sie erhebliche Widerstände seitens der Betroffenen überwinden mussten", so die Begründung des Jury-Vorsitzenden Moritz Döbler, Chefredakteur der Rheinischen Post. Nicht nur die Tiefe der Recherche habe überzeugt, sondern auch die sprachlich elegante und präzise Darstellung.
Eine der Gratulantinnen bei der Preisverleihung war Claudia Roth, die nicht nur als Kultur- und Medienstaatsministerin stolz auf die Leistung der Journalisten ist - sondern sich auch als Wahl-Augsburgerin mit ihrer Heimatzeitung freut. In einer Videobotschaft stellte sie die ausgezeichnete Arbeit als Beispiel für herausragenden Journalismus heraus. Journalistinnen und Journalisten sind für die Politikerin Wächter unserer Demokratie. „Ohne Helm, ohne Uniform, dafür mit Mut, Verstand und Beharrlichkeit“, sagte Roth bei der Verleihung des Wächterpreises im Kaisersaal des Frankfurter Römer.
Zur mit dem Wächterpreis gewürdigten Recherche: Es war eine der großen politischen Affären der vergangenen Jahre: Inmitten einer unvergleichlichen nationalen Notlage, als Schutzgüter für den Kampf gegen das Coronavirus wildgehandelte Mangelware waren, haben die CSU-Politiker Alfred Sauter und Georg Nüßlein Geschäftsdeals mit Masken vermittelt und dafür hohe Provisionszahlungen kassiert.
Beide Politikerkarrieren sollten im Zuge dieser Affäre mehr oder weniger beendet sein. Nüßlein kandidierte nicht mehr für den Bundestag und trat aus der CSU aus. Sauter legte alle Ämter nieder und behielt nur sein Abgeordnetenmandat. Der bayerische Landtag setzte einen Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Affäre ein, der seit Wochen arbeitet.
Holger Sabinsky-Wolf und Michael Stifter haben mit ihren Recherchen diese Maskenaffäre überhaupt mit aufgedeckt. Die Texte der beiden Journalisten schlugen ein wie eine Bombe. Dutzende Medien in der Bundesrepublik griffen die Erkenntnisse auf, zitierten und kommentierten sie. Zahlreiche Leserinnen und Leser drückten in Leserbriefen und Kommentaren ihre Wut und Enttäuschung über das Verhalten der CSU-Politiker aus. Bis heute hallen die Recherchen im politischen Bayern nach.
Diese Relevanz und diese herausragende Leistung ist nun also auch mit einem der wichtigsten Journalistenpreise in Deutschland gewürdigt worden, der von der Stiftung "Freiheit der Presse" vergeben wird. Der erste Platz ist mit 10.000 Euro dotiert.
Die weiteren Preisträger in diesem Jahr: Der zweite Preis (6 000 Euro) ging an das Autorenteam Kersten Augustin und Sebastian Erb der Berliner taz für Ihre Recherche zu rechtsextremen Vorfällen in den Reihen der Bundestagspolizei. Sie löste Untersuchungen des Bundestagspräsidiums aus. Mit dem dritten Preis (4 000 Euro) wurde die Lokalredaktion der Zeitung Fränkischer Tag in Bamberg für Ihre Arbeit über die sogenannte "Boni-Affäre" im Bamberger Rathaus ausgezeichnet. Dort wurden über längere Zeiträume Zahlungen ohne Rechtsgrundlage mit vorgeschobenen Begründungen an Mitarbeiter geleistet - zum Schaden der Steuerzahler.
Die Diskussion ist geschlossen.
Vor ein paar Tagen habe ich zwar versprochen, mich die nächste Zeit möglichst auf das Lesen von Videotext beschränken zu wollen. Weil aber die heutige Videotexttafel 135 des BR den von mir schon mehrmals geäußerten Verdacht hinsichtlich der Reaktion von Markus Lanz auf Gregor Peter Schmitz in der Sendung mit der Maskenaffäre beim „Hohlmeier/Tandler-Deal“ stützt, gebe ich die Aussage hier wieder:
„In der Maskenaffäre hat das Gesund-
heitsministerium offenbar eine brisante
Aussage einer Mitarbeiterin gegenüber
der Staatsanwaltschaft entschärft.
Nach BR-Informationen hatte eine bei
der Maskenbeschaffung im März 2020 füh-
rende Beamtin ihre für die ermittelnde
Staatsanwaltschaft bestimmte Stellung-
nahme zunächst ihrem Vorgesetzten vor-
gelegt. In der endgültigen Fassung fehl-
te dann das an erster Stelle genannte
Argument mit einem Bezug zur Europa-
Parlamentsabgeordneten Hohlmeier.
Das Gesundheitsministerium wollte sich
auf BR-Anfrage zunächst nicht äußern.“
Übrigens, über die Verleihung des Wächterpreises an die Augsburger Journalisten berichtete auch der SWR.
Freue wir uns einfach mal über eine Auszeichnung für unsere Augsburger.
Gratulation!
Das sollte Ansporn für die Redaktion sein, tiefer im verfilzten CSU-Sumpf weiter zu recherchieren. Tut ja gut, in der Heimatzeitung nicht nur CSU-nahe Artikel und Weiss'sche Kommentare zu lesen.
Übrigens, Glückwunsch an Herrn Stifter und Herrn Sabinsky-Wolf.
Wenn das von Nüßlein und Sauter Gesellenstücke waren, dann ist in meinen Augen der „Hohlmeier-Tandler-Deal“ ein wahres Meisterstück. Dieses „Meisterstück“ journalistisch aufzuarbeiten ist in Deutschland nicht so gut gelungen. Wer die Sendung „Markus Lanz“ am 7.10.2021 gesehen hat, der hegt der Verdacht, hier kam der Schutz von ganz oben.
(Am 09.10.2021 22:13 Uhr schrieb ich hier unter „Markus Lanz treibt die Frage um: ‚Warum hat Laschet gelacht?‘":
Und bei Markus Lanz treibt mich die Frage um, wie er im Beisein des [damaligen] Chefredakteurs Gregor Peter Schmitz die CSU-Europaabgeordnete und Strauß-Tochter Monika Hohlmeier im Zusammenhang mit dem Tandler-Maskendeal in Schutz nehmen konnte. Lanz sprach damals von Naivität, und das bei einem Mitglied der Familie Strauß.)
Nachtrag zum Kommentar: "Wenn das von Nüßlein ..."
Der Leserkommentar wurde verfasst von Helmut Eimiller
Diesbezüglich kann ich mich nur vom
26.04.2022 22:41 Uhr wiederholen:
Wächterpreis für Holger Sabinsky-Wolf und Michael Stifter
AFFÄRE?? Maskenaffäre??
Ähm..., welche Affäre??
Das Oberlandesgericht München hat in der CSU-Maskenaffäre den ehemaligen Bundestagsabgeordneten Georg Nüßlein und den Landtagsabgeordneten Alfred Sauter von den Tatvorwürfen entlastet. Ihr Verhalten erfülle weder den Tatbestand der Bestechung noch den der Bestechlichkeit von Mandatsträgern.
Sie gingen straffrei aus und dürfen die Provisionen behalten.
Also, welche Affäre?
Jetzt müsste investigative, journalistische Arbeit beginnen.
CSU, Tandler, Sauter, Walter Kohl, usw. Das gesamte Netzwerk der Politik-Profiteure gehört aufgedeckt.
Aber ich denke: Das interessiert NIEMANDEN.
Wenn ihr Lebensgefährte eine Affäre hat, ist das auch nicht strafbar - Affäre ist ein moralischer Begriff.
Vielleicht war das handeln der beteiligten juristisch einwandfrei - kann aber moralisch doch verwerflich sein.