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Foto: Gertrud Adlassnig
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Street-Art gibt es in Krumbach jetzt auf zwei Flächen. Initiator Andreas Birkner informierte bei einem Spaziergang.

Krumbach
12.10.2022

Jetzt gibt es Street-Art und Graffiti in Krumbach

Von Gertrud Adlassnig

Plus Die Mauer zwischen Schloss und Kirche und die neue Hochwasserschutzmauer präsentieren sich von Künstlern gestaltet. Andreas Birkner erläutert die Hintergründe.

13 Künstler haben Krumbach in der vergangenen Woche ein bisschen bunter gemacht. Nun ließen sich zahlreiche Neugierige von Initiator Andreas Birkner das Resultat der Aktion erläutern. Der unter dem Sprayer-Namen Wabato Movement in der Szene bekannte Schreiner und Bildhauer hat, erzählte er, gute Kontakte zur Street-Art- und Graffiti-Szene in der Region. Und so habe ihn einer der Großen aus Augsburg, Mr. Sed, gefragt, ob er nicht Lust auf eine gemeinsame Arbeit habe. Für Wabato/Birkner ein Anstoß, Gleichgesinnte zusammenzutrommeln und die Voraussetzungen für eine große Aktion zu schaffen.

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Foto: Gertrud Adlassnig
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Street-Art ist in Krumbach auf zwei Mauern zu sehen.

Unschöne Flächen fand er schnell: die beschmierte Backsteinmauer zwischen Stadtpfarrkirche und Schloss und die neue Hochwasserschutzmauer zwischen Gärtner- und Riedweg, eine bislang saubere, neue Betonwand, die wilde Sprayer geradezu einlädt, ihre Spuren zu hinterlassen. "Wir wollten eigentlich noch eine dritte Location besprayen, doch der Regen hat uns ständig Unterbrechungen aufgezwungen. Auf nassem Untergrund kann man nicht arbeiten, da verläuft die Farbe", erklärte Andreas Birkner.

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Street-Art ist in Krumbach auf zwei Mauern zu sehen.

Gearbeitet haben die Künstler individuell, aber innerhalb eines gemeinsam festgelegten Rahmens. So wurde der Untergrund an der Backsteinmauer einheitlich in tiefdunklem Violett gestaltet, auf dem die verschiedenen Künstler ihre Werke auftrugen. An denen konnte Andreas Birkner den Teilnehmern an der sonntäglichen Führung die Unterschiede zwischen Street-Art und Graffiti erläutern: Während die Street-Art-Künstler, zu denen sich auch Wabato/Birkner rechnet, mit Schablonen arbeiten, gestalten Graffitikünstler frei Hand. "Für die meisten von ihnen ist die Schrift die wichtigste Ausdrucksform, was sich aus der Entstehung dieser Kunstgattung herleitet, die als Signatur begann, mit der an Wänden die Botschaft hinterlassen wurde: Ich war da."

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Foto: Gertrud Adlassnig
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Street-Art ist in Krumbach auf zwei Mauern zu sehen.

Auch in den neu gestalteten Flächen in Krumbach finden sich einige solcher Schriftzüge, doch sind sie eingebettet zwischen fantasievolle Objekte, von denen der zum Greifen plastisch wirkende Drache des Mr. Sed an der Backsteinmauer als Monumentalwerk besticht. Das freundlich lächelnde Tier im Feuerstrahlenkranz erstreckt sich über zwei Mauerteile und wird von ebenfalls künstlerisch hochwertigen Objekten anderer Künstler umrahmt. An der Hochwassermauer gelang es den Sprayern, das Funktionsbauwerk in die Landschaft zu integrieren: Die Wiese davor geht in die Mauer über, die dahinterliegende Gärtnerei bildet einen harmonischen Background. Die zuvor kahle Wand zaubert den Betrachtern mit ihren freundlichen Blümchen und lustigen Figuren automatisch ein Lächeln ins Gesicht. "Wir wollten etwas gestalten, das auch Kinder wahrnehmen und das sie erfreut", erklärte Birkner, dem aus dem Publikum sofort entgegnet wurde, dass die neue Wand mit ihren Gute-Laune-Bildern auch für ernsthafte Erwachsene ein erfreulicher Anblick sei. Seitlich der farbenfrohen plastischen Bilder fasziniert ein rennender Fuchs von Jan Nystron, einem Künstler aus Faröer, der nicht mit der Spraydose, sondern mit Acrylfarben arbeitet.

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Street-Art ist in Krumbach auf zwei Mauern zu sehen.

Auf der Seite zum Riedweg sind einige Werke von Wabato zu sehen. Diese Schablonenkunst beinhaltet immer eine kleine Botschaft. Sie erzählt Geschichten, beinhaltet soziale und politische Statements oder einen augenzwinkernden Scherz. Bevor Wabato/Birkner zum Ausklang der Führung in das Pustnerhaus einlud, in dem sich Sprayer seit rund zwei Jahren erproben können und allerlei Kunstwerke geschaffen haben, betonte er noch einmal, dass die Aktion nicht zuletzt dank der Großzügigkeit und guten Zusammenarbeit mit der Stadt, am Sonntagnachmittag vertreten durch Bürgermeister Hubert Fischer, und Landkreis, repräsentiert durch die stellvertretende Landrätin Monika Wiesmüller-Schwab, möglich gemacht wurde. "Wir sind dankbar, dass wir nicht nur die Flächen zur Verfügung gestellt bekommen haben, sondern auch noch eine finanzielle Unterstützung für die Farben - wir haben rund 270 Dosen für unsere Aktion gebraucht - und für die Verköstigung der Künstler. Wir Street-Art- und Graffitikünstler arbeiten ja in solchen Aktionen ohne Honorar, da war die Finanzspritze wirklich sehr hilfreich." Auch mit der Bereitstellung der Flächen habe es mit Stadt und Ämtern ohne Probleme geklappt, versicherte Birkner. Sie wurden extra für den Zeitraum der Aktion zum Bemalen freigegeben. Nun sind sie für Sprayer wieder tabu, rechtlich ebenso wie ethisch, denn ein echter Sprayer respektiert die Arbeit seiner Kollegen.

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