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Foto: Franziska Kraufmann, dpa (Symbolbild)
Foto: Franziska Kraufmann, dpa (Symbolbild)

Zwei Mitglieder der Hells Angels sollen in Ulm einen Mann schwer verletzt haben.

Prozess in Ulm
23.05.2023

Bluttat im Rockermilieu: Mann wird vor Bordell mit Hammer und Messer attackiert

Von Michael Ruddigkeit

Plus Zwei Mitglieder der Hells Angels stehen in Ulm vor Gericht, weil sie Besucher eines Rotlichtlokals angegriffen haben. Sie hielten sie angeblich für verfeindete Gangmitglieder.

Ein Abend in einem Ulmer Bordell endete im Herbst vorigen Jahres für zwei Besucher blutig. Einer wurde verprügelt, der andere mit einem Messer und einem Hammer schwer verletzt. Die beiden mutmaßlichen Täter sind wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Nun hat der Prozess am Landgericht Ulm begonnen. Laut Staatsanwaltschaft spielte sich die Tat im Rockermilieu ab. Oder eskalierte die Begegnung auf dem Parkplatz eines FKK-Clubs aufgrund einer folgenschweren Verwechslung? 

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Die Attacke ereignet sich vor einem FKK-Club im Donautal in Ulm

Die Opfer der Attacke, ein 34-Jähriger und ein 22-Jähriger, gingen in der Nacht zum 12. November zusammen mit zwei anderen Männern in ein Bordell im Industriegebiet Donautal. Dort hielten sie sich mehrere Stunden lang auf. Gegen 3.45 Uhr geriet einer der beiden Besucher in einen Streit mit einem Mitarbeiter des Etablissements. Dieser soll den Gästen eine Woche vorher Hausverbot erteilt haben.

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Foto: Hauke-Christian Dittrich, dpa (Symbolbild)
Foto: Hauke-Christian Dittrich, dpa (Symbolbild)

Auf dem Parkplatz eines Bordells im Ulmer Donautal wurden voriges Jahr zwei Männer angegriffen. Einer von ihnen wurde mit einem Messer und einem Hammer attackiert.

Der Anklageschrift zufolge glaubte der Beschäftigte, die Besucher seien Mitglieder der rockerähnlichen Gruppierung United Tribuns oder hätten zumindest etwas mit ihnen zu tun. Dabei soll der Name des Ex-Präsidenten der Rockerbande gefallen sein, in dessen Dunstkreis der Angeklagte die beiden Männer wähnte. Der 32-Jährige selbst soll Mitglied der Hells Angels sein, so die Staatsanwaltschaft. Er wollte die vermeintlichen Angehörigen der verfeindeten Bande vor die Tür setzen und schlug dem jüngeren der beiden ins Gesicht. 

Der Schwerverletzte wurde in die Donauklinik nach Neu-Ulm gebracht

Die Besucher gingen nach draußen, doch auf dem Parkplatz wurden sie noch heftiger attackiert. Während der 22-Jährige sich ins Auto retten konnte, wurde sein älterer Begleiter schwer verletzt. Laut Staatsanwaltschaft prügelten der 32-Jährige und sein ein Jahr älterer Kollege, der ebenfalls Hells Angel sein soll, zunächst mit den Fäusten auf ihr Opfer ein. Dann stach der jüngere Angeklagte mit einem Klappmesser auf seinen Kontrahenten ein, während der andere ihn mit einem Hammer malträtierte. 

Der Geschädigte erlitt Verletzungen am Oberschenkel, am Bauch sowie am Brustkorb. Dabei wurde ein Lungenflügel verletzt. Seine Begleiter fuhren ihn in die Donauklinik nach Neu-Ulm, wo er sechs Tage lang behandelt wurde. Bis auf die Narben habe er offenbar keine bleibenden Schäden erlitten, schilderte der Nebenkläger, der aus Rumänien angereist war, um als Zeuge auszusagen. 

Als sie auf dem Parkplatz gewesen seien, seien die Angeklagten rückwärts mit dem Auto in ihre Richtung gefahren, seien ausgestiegen und hätten sie angeschrien, warum sie noch nicht weg seien. "Dann haben sie mich angegriffen", so der Zeuge. Einer habe ihm mit einem Hammer gedroht, dass er seinen Kopf zerschlagen werde. Sein Kumpel habe schließlich geschrien, dass er die Polizei gerufen habe und er ins Auto steigen solle. Ansonsten, so glaube er, "hätten sie mich umgebracht". 

Erst als er im Auto gesessen sei, habe er das viele Blut an sich bemerkt, und ihm sei bewusst geworden, dass man auf ihn eingestochen hatte. 

Weshalb er und sein Kumpel attackiert wurden, könne er sich nicht erklären. Von einem gegen sie verhängten Hausverbot wisse er nichts, sagte er auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters Michael Klausner. "Was war der Grund dafür, dass es so eskaliert ist?", fragte der Verteidiger des 32-jährigen Angeklagten, Tomislav Duzel. "Aus Lust und Laune setzt niemand einen Hammer und ein Messer ein. Es muss doch irgendetwas vorausgegangen sein." Der Zeuge jedoch muss passen: "Das weiß ich nicht." 

Der Prozess am Landgericht Ulm dauert voraussichtlich bis Juli

Auch der Name des Ex-Präsidenten der United Tribuns sage ihm nichts. "Ich weiß bis heute nicht, was dieser Name bedeuten soll." Erst viel später nach dem Vorfall in Ulm habe er davon erfahren, dass es um Rocker gegangen sein soll. Sein Bekannter habe ihm ziemlich vage etwas von "Missverständnis" und "Ungereimtheit" erzählt. Dabei sei es um einen Motorradclub gegangen. Die Rede sei von den Hells Angels gewesen. Und die United Tribuns? Ob die auch genannt worden seien, wollte Rechtsanwältin Mona Hammerschmidt wissen. "Nein", so der Zeuge.

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Foto: Stefan Puchner, dpa (Archivbild)
Foto: Stefan Puchner, dpa (Archivbild)

Im Justizgebäude in Ulm sitzen das Amts- und Landgericht.

Die beiden Angeklagten äußerten sich zum Prozessauftakt nicht. Der 32-Jährige ließ jedoch durch seinen Verteidiger eine Erklärung verlesen, in der er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe einräumte. "Die Tat tut ihm sehr leid", so Rechtsanwalt Tomislav Duzel. Sein Mandant sei auch zu einer Zahlung von Schmerzensgeld bereit. Eine spätere Einlassung im Verlaufe des Prozesses sei nicht ausgeschlossen. 

Der Anwalt ließ anklingen, dass es vor der Tat zu Provokationen gekommen sei. Er fragte das Opfer im Zeugenstand, ob auf dem Parkplatz ein Gespräch geführt worden sei, "dass man Verstärkung anfordert und den Club platt machen soll". Dies verneinte der Zeuge jedoch. Für den Prozess sind bislang sechs Verhandlungstage angesetzt. Zu allen Terminen ist ein psychiatrischer Sachverständiger geladen. Ein Urteil fällt frühestens im Juli. 

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