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Foto: Manfred Dittenhofer
Foto: Manfred Dittenhofer

Ausbildungsscout Evi Krämer hatte für ihr Webinar eine Präsentation vorbereitet, die während der Informationsstunde eingeblendet wurde.

Neuburg
03.02.2021

Trotz Lockdown: So wird Berufsanfängern im Raum Neuburg geholfen

Von Manfred Dittenhofer

Plus In Zeiten von Hygieneregeln und Trennung haben es Berufsanfänger besonders schwer. Die Agentur für Arbeit und die IHK helfen im Raum Neuburg digital.

Wenn Evi Krämer von ihrem Beruf erzählt, dann leuchten ihre Augen. Die Auszubildende ist gerade im zweiten Lehrjahr als Betriebselektrikerin in dem Neuburger Glaswerk von Verallia. Sie bezieht die interessierten Schüler, die ihr via Internet zuhören, in ihren Vortrag durch Fragestellungen mit ein. Stellenweise entwickelt sich die Informationsstunde gar zu einem Gespräch zwischen der Vortragenden und ihren Zuhörern. Und das, obwohl sie alle weit voneinander entfernt an ihren Computerbildschirmen sitzen und durch das Internet verbunden sind.

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Raum Neuburg: So wird Berufsanfängern geholfen

Die IHK-Ausbildungsscoutin kann momentan interessierten Schülern nur digital nahe kommen. Mit dem erneuten Lockdown können auch die Agentur für Arbeit und die IHK die Schüler vor Ort in den Schulen nicht mehr über Ausbildungsberufe informieren. Umso mehr werden momentan allerdings alle verfügbaren Kommunikationsmittel, vom Telefon bis hin zu Internet-Konferenzen intensiv genutzt.

Bereits seit 2015 setzen bayerische IHKs Ausbildungsscouts in den Schulen ein, um bei der Berufsfindung zu unterstützen. Bei dieser Gelegenheit berichten Lehrlinge im zweiten und dritten Lehrjahr von ihren Erfahrungen während der Ausbildung und geben Tipps, wie man sich als Schulabgänger den Firmen präsentiert. Corona aber lässt diese Schulbesuche und die Vorträge vor den Schulklassen nicht zu. Deshalb schickt die IHK nun ihre Ausbildungsscouts ins Internet. Dort treffen die Auszubildenden nicht nur ganze Schulklassen, interessierte Schüler aus dem ganzen Land können sich problemlos zuschalten.

Erfahrungen als Azubi weitergeben

Evi Krämer hat als Schülerin in der Abschlussklasse der Maria-Ward-Realschule in Neuburg selbst solche Ausbildungsscouts erlebt. Nun will sie ihre Erfahrungen als Azubi weitergeben. Der Arbeitgeber von Evi Krämer unterstützt die IHK in ihrem Anliegen, Schülern die Arbeitswelt näher zu bringen, mit seiner Auszubildenden. Evi Krämer sitzt währenddessen im Büro ihres Ausbilders am Computer und spricht via Internet zu den Schülern.

Ausbildungsleiter Heinz Zultner hat seit vielen Jahren Erfahrung in der Zusammenarbeit mit der IHK und ist von dem Scoutprogramm begeistert. Schließlich sei eine solche Informationsveranstaltung zugleich Werbung für Verallia als Arbeitgeber und Ausbildungsstelle. „Wir tun uns in der momentanen Situation schwer, potenzielle Lehrlinge überhaupt kennenzulernen.“ Schnuppertage oder Praktika finden nicht statt. Und genau das seien die Türöffner Nummer eins. „Wir haben inzwischen auch schon Azubis eingestellt, die wir nur über eine Internetbewerbung auswählen konnten.“ Auch Evi Krämer unterstreicht die Wichtigkeit der Praktika für die Schüler wie auch für die Firmen. Solange diese nicht stattfänden, sei eine gute Bewerbung noch wichtiger.

Neuburg/Ingolstadt: Täglich sind Webinars geplant

Unterstützt wird Evi Krämer von der IHK-Projektkoordinatorin für die Region Ingolstadt Alina Thum, die die Azubis nicht nur auf die Webinars vorbereitet, sondern sie auch bei den Vorträgen unterstützt und begleitet. Sie erklärt, dass bis in den Sommer hinein täglich Webinars geplant sind. Es gibt schließlich über 270 IHK-Ausbildungsberufe. Geworben wird für die Aktion unter anderem auch über soziale Medien wie Instagram und Facebook. Die Ausbildungsscouts erhalten als Vorbereitung ein eintägiges Kommunikationstraining, was dieses Mal ebenfalls virtuell stattgefunden hat. Die Online-Berufsorientierung werde von Schulklassen wahrgenommen, so berichtete Thum.

Auch die Agentur für Arbeit kommt momentan nicht zur Berufsberatung in die Schulen. „Wir haben uns sehr auf individuelle Beratungen verlegt“, berichtet Peter Kundinger, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Ingolstadt. Wichtig sei es, den Kontakt zu den Schulen, Schülern, Lehrern und auch Eltern zu halten. Dafür stehe bereits seit dem ersten Lockdown eine Hotline zur Verfügung, über die jederzeit ein Videogespräch abgesprochen werden könne. Die Kapazitäten für Videoberatungen werden gerade ausgebaut. Und auch persönliche Gespräche mit einem Berater seien in der Behörde in sogenannten Notfallbüros immer noch nach Terminabsprache möglich. Dann kämen Berater und Klient in einem großen Büro unter allen Hygieneauflagen zusammen.

Das Internet kann die Präsenz nicht ersetzen

So sind alle sehr bemüht, den Kontakt zwischen Lehrunternehmen und Schulabsolventen nicht abbrechen zu lassen. Wobei allen klar ist, dass die zahlreichen technischen Kommunikationsmöglichkeiten die Präsenz nicht ersetzen kann. Evi Krämer hätte als Ausbildungsscout auch lieber ihre ehemalige Schule besucht. Aber sie hofft immer noch, dass das im Sommer wieder möglich ist. Eines steht für sie schon jetzt fest: Bis zum Ende ihrer Ausbildung wird sie Scout bleiben - das macht sie nämlich genauso gerne wie ihren eigentlichen Beruf.

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