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Foto: Luzia Grasser (Archivbild)
Foto: Luzia Grasser (Archivbild)

Polizistinnen und Polizisten suchen im März 2022 in einem Wald bei Kipfenberg nach Hinweisen zum Verschwinden von Sonja Engelbrecht, die zuletzt 1995 gesehen worden ist.

Landkreis Eichstätt
27.02.2023

Kriminalfall Sonja Engelbrecht: Der Täter kannte sich in der Region aus

25 Jahre lang galt Sonja Engelbrecht als vermisst – bis bei Kipfenberg Knochen von ihr auftauchten. Nun gibt es neue Erkenntnisse. Am Mittwoch ist der Fall Thema bei "Aktenzeichen XY".

25 Jahre lang fehlte von der Münchnerin Sonja Engelbrecht jede Spur. Bis zum Jahr 2020. Damals hat ein Waldarbeiter in einem Waldstück bei Kipfenberg (Kreis Eichstätt) einen Knochen gefunden. Bei der rechtsmedizinischen Untersuchung stellte sich heraus, dass der Oberschenkelknochen von Sonja Engelbrecht stammt. Damit war klar: Die Schülerin, die so lange vermisst war, ist tot. Nachdem im vergangenen Jahr bei einer großen Absuche in einer Felsspalte weitere Knochen und Gegenstände gefunden worden sind, geht die Polizei inzwischen davon aus, dass die damals 19-Jährige Opfer eines Sexualverbrechens geworden ist. 

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Die Polizei sucht bei "Aktenzeichen XY... ungelöst" nach Hinweisen zum Fall Sonja Engelbrecht

Zwar gibt es in dem Vermisstenfall inzwischen eine Leiche, noch immer aber keine Spur zu jener Person, die für den Tod der Frau verantwortlich ist. Jetzt soll die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY..." den Ermittlerinnen und Ermittlern die erhofften Hinweise bringen. Für Tipps, die zur Aufklärung des Verbrechens führen, ist eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt. Die Spezialsendung "Cold Cases" startet am Mittwoch, 1. März, um 20.15 Uhr im ZDF sowie im Livestream in der ZDF-Mediathek.

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Foto: Polizeipräsidium München
Foto: Polizeipräsidium München

In diesen Müllsack war die Leiche von Sonja Engelbrecht verpackt.

Die damals 19-jährige Sonja Engelbrecht war am 10. April 1995 nach einem Treffen mit Freunden in München spurlos verschwunden. Lange Zeit lebten Familie und Freunde im Ungewissen, bis schließlich die Knochen gefunden worden sind. Doch wie kam die Leiche ins rund 100 Kilometer entfernte Altmühltal? Wer ist möglicherweise für den Tod der jungen Frau verantwortlich? All diese Fragen muss die Polizei noch klären.

Jedoch haben die Ermittlerinnen und Ermittler inzwischen viele Anhaltspunkte dafür, dass Sonja Engelbrecht Opfer eines Sexualverbrechens geworden ist. Zwar waren in unmittelbarer Nähe zu den sterblichen Überresten Reste einer Decke mit einem markanten blau-schwarzen Pflanzenmuster gefunden worden, jedoch keine Kleidung. Die Beamtinnen und Beamten vermuten auch, dass der mutmaßliche Täter zumindest im Jahr 1995 in irgendeiner Weise einen Bezug zu Kipfenberg gehabt haben muss, sei es, weil er in der Region gearbeitet oder gewohnt hat oder weil er die Gegend aus einem Urlaub kannte. Denn der Ablageort in einer Felsspalte in einem Wald liege so abseits, da komme kein Wanderer oder Pilzsammler einfach so vorbei, sagte der Leiter der Münchner Mordkommission, Stephan Beer, am Dienstag in München.

Auch Müllsäcke und Planen, mit denen die Leiche verpackt war, könnten einen Hinweis auf den Täter geben. Denn eine Analyse hat nach Auskunft der Polizei München ergeben, dass diese zuvor bei Bau- oder Renovierungsarbeiten verwendet worden waren. "Da war auch Malerfarbe drauf", sagte Beer. Die Vermutung liegt deshalb nahe, dass der Täter im Jahr 1995 entweder privat renoviert oder gebaut hat oder beruflich im Baubereich tätig war.

In der Sondersendung "Cold Cases" werden im ZDF vier Fälle behandelt

Insgesamt befasst sich die Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" am Mittwoch mit vier Kriminalfällen. Neben dem Fall Sonja Engelbrecht geht es nach ZDF-Angaben auch um den Mord an einer damals 25-Jährigen aus dem Raum Frankfurt am Main. Ein Jagdpächter hatte ihre Leiche im Juni 1987 in einem Waldgebiet bei Hörstein (Landkreis Aschaffenburg) in Unterfranken gefunden. Spuren führten ins Rauschgiftmilieu. Das Bayerische Landeskriminalamt erhoffe sich Hinweise von Mitwissern, die bisher nicht geredet hätten, so das ZDF. Angst vor einer Strafverfolgung wegen Betäubungsmitteldelikten müssten sie nicht haben, diese Taten seien längst verjährt.

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Foto: Polizeipräsidium München
Foto: Polizeipräsidium München

Das sind Teile einer blau-schwarzen Decke, die die Polizei am Fundort von Sonja Engelbrecht entdeckt hat.

In den anderen beiden ungelösten alten Fällen geht es um Morde an einem Taxifahrer und einer Taxifahrerin Ende der 80er-Jahre in Hessen sowie an einer jungen Frau 1994 in Trier. (rilu, dpa)

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