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Foto: Hermann Walz
Foto: Hermann Walz

Mit der christlich, jüdischen Gemeinschaftsfeier beginnt die Veranstaltungsreihe in der ehemaligen Synagoge in Hainsfarth.

Kultur
04.03.2017

Feiern, Lesungen und Konzerte

Von Ernst Mayer

So sieht das Jahresprogramm in der ehemaligen Synagoge in Hainsfarth aus

Der Rieser Kulturpreis war im vorigen Jahr die verdiente Auszeichnung für Sigried Atzmon und den Freundeskreis der Synagoge Hainsfarth. Zugleich war er ein erneuter Anstoß, im Jahr 2017 mit zahlreichen Veranstaltungen den Vereinszweck zu verwirklichen. Mit der christlich, jüdischen Gemeinschaftsfeier beginnt die diesjährige Veranstaltungsreihe am Sonntag, 5. März, um 16 Uhr, zu dem über allem stehenden Ziel eines gelebten toleranten Miteinanders der Religionen und Bekenntnisse. In der ehemaligen Hainsfarther Synagoge hält Pfarrer Dr. Peter Hirschberg, Studienleiter am Evangelischen Bildungszentrum in Bad Alexandersbad, einen Vortrag mit dem Titel „Gehet hin und lernet!“. Die musikalische Umrahmung übernimmt Nikola David, Kantor in den jüdischen Gemeinden München und Stuttgart. Bemerkenswert ist die kooperative Beteiligung der Dekanate Oettingen und Weißenburg-Wemding mit der Gemeinde St. Jakob Oettingen und der Pfarrei St. Andreas Hainsfarth und der evangelischen und katholischen Erwachsenenbildung Donau-Ries.

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Informationen über das jüdische Leben sollen dem Verständnis für das heutige und ehemalige jüdische Leben dienen. Am Donnerstag, dem 6. April, um 19 Uhr wird Dr. Elisabeth Fuchshuber-Weiß über die „Geschichte des Davidssterns“ sprechen, mit Hinweisen auf Ursprung Bedeutung und Missbrauch dieses zum Symbol des Staates Israels erhobenen Davidssterns. In das tägliche jüdische Leben verweisen „Die wunderbaren Rezepte meiner jüdischen Familie“, die Ruth Melcer und Ellen Presser, Leiterin und Mitglied des Kulturzentrums der israelischen Kultusgemeinde Münchens in Verbindung mit ihren Familienbiografien in einem Buch zusammengefasst haben. Sie stellen es mit Buchhändler Lehmann, Nördlingen, am Montag, dem 24. April, um 19 Uhr, in der Synagoge vor.

Einen Beitrag spendet die Landeszentrale für politische Bildung Bayern am 30. April mit dem Besuch der Zeitzeugin Dr. Dagmar Lieblova und dem Film des Schülers Moritz Spender über das Ghetto Theresienstadt und das Holocaust-Trauma. Dieses durch Musik zu überwinden, übernimmt dafür das Shalom-Ensemble der Münchner Geigerin Susanne Gargerle (Bayerisches Staatsorchester) und Bratscher Aharon Yaron (Israel Philharmonic Orchestra) als Aufgabe. In der anschließenden Woche, vom 2. bis 5. Mai, unterstützt die Landeszentrale ein Projekt der Zusammenarbeit mit der Mittelschule Oettingen zur Frage: „Wo sind unsere Nachbarn geblieben?“ im Bezug zur wieder aufkeimenden Ausgrenzung bestimmter Menschengruppen.

Der Film „Spielzeugland“ und der Besuch des Zeitzeugen Pavel Hoffmann bei Schulklassen geben den Schülern Antworten auf diese Frage. Ein Besuch der Synagoge und des jüdischen Friedhofes vermitteln an anschaulichen Objekten die Erinnerung an die verbliebenen Menschen. Der Höhepunkt dieser Projektwoche wird eine Aufführung der Kinderoper „Brundibar“ durch den Kinderchor und Instrumentalisten der Bayerischen Staatsoper, am Nachmittag 14 Uhr für Schüler, und abends 19 Uhr für Erwachsene sein.

Die Verbrennung von Büchern von Philosophen, Wissenschaftlern, Lyrikern, Romanautoren und politischen Schriftstellern, die von den Nationalsozialisten am 10. Mai 1933 als „undeutsches Schrifttum“ auf die so genannten „Scheiterhaufen“ geworfen wurden, ist alljährlicher Anlass den Kulturhass des menschenverachtenden Systems zu brandmarken. Darum lesen Jugendliche (17 Uhr) und Erwachsene (19 Uhr) aus Büchern der damals verfemten Schriftsteller. Am Abend werden die Nördlinger Musikanten diese Lesungen ergänzen mit Beispielen der Musik verfemter Komponisten und Texter. Wolfgang Mussgnug übernimmt die künstlerische Gestaltung der auch überregional bedeutsamen Veranstaltung.

Am Mittwoch, dem 28. Juni, um 19 Uhr musizieren Schüler des Albrecht-Ernst-Gymnasiums Oettingen unter der Leitung von Günter Simon im Rahmen der Oettinger Musiktage zugunsten des Schneider-Kinderhospitals in Israel, das Kinder aus Palästina und anderen Nachbarländern mit seinen Spezialisten ebenso behandeln lässt wie die israelischen.

Judentum, Christentum und Islam gelten als die „abrahamitischen Religionen“. Über deren Verhältnis zueinander diskutieren am Dienstag, dem 4. Juli, um 19 Uhr, Theologinnen der drei „brüderlichen“ bzw. „schwesterlichen“ Religionen, die sich auf Abraham als Urvater beziehen, – eine Veranstaltung mit dem Bayern-Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung.

„Die Löp’Singers“, ein Rock- und Popchor mit Sangesbegeisterten aus Rieser Gemeinden, wird am Sonntag, dem 23. Juni, um 19.30 Uhr ein Chorkonzert mit modernen rockigen Liedern geben. Die Reformation durch Martin Luther, die von den evangelischen Christen im 500-jährigen Jubiläum gefeiert wird, wirft die Frage auf, wie die jüdischen Reaktionen darauf ausfielen.

Diese legt der Diplomtheologe Michael Rummel (Augustana-Hochschule Neuendettelsau) auf der Grundlage jüdischer Quellen aus dem 16. Jahrhundert dar. Das Ende des Jahresprogramms 2017 wird wieder die „Erinnerung an das Reichspogrom“ am Gedenktag des 9. Novembers, um 19 Uhr, bilden, von dem an die Jagd auf die Juden und deren beabsichtigte „Vernichtung“ intensiv betrieben wurde.

Die Programmbroschüre liegt an vielen Stellen in der Region aus und kann auf www.synagoge-hainsfarth heruntergeladen werden kann.

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