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Foto: Sebastian Willnow, dpa (Symbolbild)
Foto: Sebastian Willnow, dpa (Symbolbild)

Die Menschen stellen in allen EU-Ländern die Uhren am letzten Sonntag im März eine Stunde vor und am letzten Oktober-Sonntag wieder eine Stunde zurück.

Zeitumstellung
31.08.2018

EU-Kommission will Zeitumstellung kippen - Merkel dafür

Die Umstellung von Winterzeit auf Sommerzeit und zurück gehört wohl bald der Vergangenheit an. Jean-Claude Juncker kündigte eine Abstimmung an.

Nach dem deutlichen Ergebnis der Umfrage zur Zeitumstellung will die EU-Kommission einen Gesetzesvorschlag zur Abschaffung des Wechsels zwischen Sommer- und Winterzeit vorlegen. Das teilte die Brüsseler Behörde am Freitag mit. "Millionen Europäer haben die öffentliche Konsultation genutzt, um sich Gehör zu verschaffen. Die Botschaft ist sehr deutlich", sagte die zuständige EU-Kommissarin Violeta Bulc. Bei der jüngst ausgelaufenen Online-Umfrage hatten sich 84 Prozent der 4,6 Millionen Teilnehmer für ein Ende der Zeitumstellung in der EU ausgesprochen. Allein drei Millionen Teilnehmer kamen aus Deutschland.

Zuerst angekündigt hatte diesen Schritt Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Freitagmorgen im ZDF-Morgenmagazin. "Die Leute wollen das, wir machen das", sagte er über das Ergebnis der Umfrage.

Einen Termin für den Gesetzesvorschlag nannte Bulc am Freitag nicht. Sie sagte jedoch, wenn Europaparlament und EU-Staaten dem zustimmten, könnte die Entscheidung schon im kommenden Jahr fallen - und die Zeitumstellung 2020 oder 2021 passé sein. Anschließend könnten die einzelnen Länder selbst entscheiden, ob sie dauerhaft die Winter- oder die Sommerzeit einführen wollen.

Abschaffung der Zeitumstellung: So geht es weiter

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) befürwortet eine Abschaffung der halbjährlichen Zeitumstellung in der Europäischen Union (EU). "Ich persönlich hätte jedenfalls dafür eine sehr hohe Priorität", sagte Merkel am Freitag.

Es hätten sich in Europa noch nie so viele Menschen an einer Online-Abstimmung beteiligt, begründete Merkel ihre Haltung. Dabei habe die überwältigende Mehrheit dafür plädiert, die Sommerzeit zu behalten. Wenn es ein solches Umfrageergebnis gebe, "sollte vielleicht auch etwas daraus folgen", sagte die Kanzlerin und ergänzte: "Ich freue mich, wenn die Kommission dieses Votum ernst nimmt." 

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In der deutschen Wirtschaft finden die Pläne Junckers ein positives Echo. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) stellte fest: "Die Zeitumstellung hat in viele Arbeitszeitkonzepte und Logistikabläufe Unruhe gebracht - insofern begrüßt die deutsche Wirtschaft die Ankündigung der EU-Kommission."

Zeitumstellung beschäftigt vor allem die Deutschen

An der nicht repräsentativen Umfrage beteiligten sich 4,6 Millionen Menschen, das entspricht 0,89 Prozent der EU-Bevölkerung. In Deutschland lag der Anteil mit 3,79 Prozent weit darüber. Auch in Österreich, Luxemburg, Finnland und Estland beteiligten sich überdurchschnittlich viele Menschen. Die geringsten Teilnehmerquote hatten Italien und Rumänien (jeweils 0,04 Prozent der Bevölkerung) sowie Großbritannien (0,02 Prozent).

Die Ablehnung der Zeitumstellung war unter den Teilnehmern in fast allen Ländern überwältigend: In Finnland und Polen erreichten die Gegner des Hin und Her Quoten von jeweils 95 Prozent, in Spanien 93, in Litauen 91 und in Ungarn und Kroatien jeweils 90 Prozent der Abstimmenden. Nur in Griechenland und Zypern waren die Befürworter der Zeitumstellung unter den Teilnehmern in der Mehrheit, mit einem Anteil von 56 Prozent beziehungsweise 53 Prozent.

In Deutschland gibt es die Sommerzeit seit 1980. Seit 1996 stellen die Menschen in allen EU-Ländern die Uhren am letzten Sonntag im März eine Stunde vor und am letzten Oktober-Sonntag wieder eine Stunde zurück. Eigentlich soll das Tageslicht besser genutzt und dadurch Energie gespart werden. Der tatsächliche Nutzen ist umstritten. (dpa/AZ)

Einen Kommentar, der sich für die Abschaffung der Zeitumstellung ausspricht, finden Sie hier, einen Kommentar dagegen hier.

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