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Aids: Neues Medikament Truvada soll HIV-Infektion vorbeugen

Aids

Neues Medikament Truvada soll HIV-Infektion vorbeugen

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    Das Medikament Truvada soll zur HIV-Prophylaxe dienen. Die EU-Arzneimittelbehörde empfiehlt die Zulassung des Medikaments. (Symbolfoto)
    Das Medikament Truvada soll zur HIV-Prophylaxe dienen. Die EU-Arzneimittelbehörde empfiehlt die Zulassung des Medikaments. (Symbolfoto) Foto: Rungroj Yongrit, dpa (Archiv)

    Aids ist eine weltweit verbreitete Krankheit, die durch das HI-Virus (HIV) ausgelöst wird. Um HIV vorzubeugen gibt es das Medikament Truvada. Die EU-Arzneimittelbehörde hat nun die Zulassung dieses Medikaments für die HIV-Prophylaxe befürwortet.

    Am Freitag teilte die Behörde mit, sie empfehle die Zulassung des Präparats zur Präexpositionsprophylaxe (PrEP) für den Markt in der Europäischen Union. Menschen, die nicht mit Aids identifiziert sind, könnten sich mit einer solchen PrEP durch die Einnahme von bestimmten Medikamenten vor einer HIV-Infektion schützen.

    HIV-Prophylaxe : Medikament Truvada soll vor Aids schützen

    Die EU-Arzneimittelbehörde empfiehlt die Zulassung des Medikaments Truvada: Eine Pille zur HIV-Prophylaxe. Truvada soll künftig vor HIV und Aids schützen.
    Die EU-Arzneimittelbehörde empfiehlt die Zulassung des Medikaments Truvada: Eine Pille zur HIV-Prophylaxe. Truvada soll künftig vor HIV und Aids schützen. Foto: Jens Kalaene (dpa)

    Dennoch gilt weiterhin Vorsicht: Truvada müsse mit dem Gebrauch von Kondomen und anderen Vorsichtsmaßnahmen kombiniert werden, betonte die EMA. Allein das Medikament sei keine Garantie für Schutz. Im Rahmen einer klinischen Studie mit Truvada hatte sich das Risiko an Aids zu erkranken, bei heterosexuellen Partnern, von denen einer mit HIV infiziert war, um 75 Prozent verringert, so die EMA. Eine andere Studie mit homosexuellen Männern konnte die Ansteckungsgefahr um 42 Prozent senken können.

    Der Empfehlung des EMA-Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) muss nun noch die Europäische Kommission zustimmen. Jeder EU-Mitgliedstaat entscheidet dann über den Preis der Tabletten und ob das jeweilige Gesundheitssystem für die Kosten dafür aufkommt oder nicht.

    Medikament Truvada ist bereits in vielen Ländern zugelassen

    In den USA, Kenia und Südafrika ist Truvada bereits als PrEP zugelassen. Das französische Gesundheitsministerium hatte im vergangenen November mitgeteilt, die Krankenversicherung werde die medikamentöse Präexpositionsprophylaxe zum Schutz vor HIV unter bestimmten Bedingungen finanzieren.

    Kampf gegen Aids - Von der ersten Infektion zur effektiven Therapie

    1900: Vermutlich um die Jahrhundertwende geht ein HIV-Urtyp (SI-Virus) in Afrika vom Affen auf den Menschen über.

    1959: Ärzte entnehmen einem Mann im Kongo eine Blutprobe. Jahrzehnte später wird festgestellt, dass sich darin HIV-Antikörper befinden.

    1981: Die US-Gesundheitsbehörden melden, dass immer mehr Homosexuelle unter bis dahin seltenen Infektionen und Hauttumoren leiden. 

    1982: Krankheitsfälle treten auch bei Drogenabhängigen und Blutern auf. Die Krankheit bekommt den Namen Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome, Erworbenes Immunschwäche-Syndrom). In Deutschland wird die erste Aids-Diagnose gestellt.

    1983: Luc Montagnier und seinen Kollegen vom Pasteur-Institut in Paris gelingt es, das Aids-Virus zu isolieren. Der New Yorker Arzt Joseph Sonnabend benutzt erstmals den Begriff "Safer Sex". Auch in Deutschland wird verstärkt über das Thema Aids berichtet.

    1984: Robert Gallo entwickelt ein Zellkultursystem und schafft damit die Voraussetzung für die Entwicklung erster Aids-Tests.

    1985: Die erste internationale Aids-Konferenz tagt. 27 Millionen deutsche Haushalte bekommen Informationsbroschüren zugeschickt.

    1986: Experten bezeichnen den Erreger einheitlich als HIV (Human Immunodeficiency Virus, Humanes Immunschwächevirus).

    1987: Das erste Aids-Medikament AZT wird in den USA und wenig später auch in Deutschland zugelassen. Es kann die Virus-Vermehrung etwas bremsen.

    1991: Die rote Schleife (Red Ribbon) wird zum internationalen Aids-Symbol. Queen-Sänger Freddie Mercury stirbt an HIV.

    1996: Für Aufsehen sorgt die Entdeckung, dass einige Menschen eine genetisch bedingte, wenn auch nicht vollständige HIV-Resistenz haben.

    1999: Schweizer Ärzte haben außergewöhnlichen Erfolg mit einer Hochdosis-Kombinationstherapie aus mehreren Medikamenten (HAART), in der Folge wird diese Strategie zur Standardbehandlung.

    2002: Der Globale Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria wird zur Finanzierung nationaler Maßnahmen gegen diese Krankheiten gegründet.

    2003: Mit dem Fusionshemmer Enfuvirtid (Handelsname Fuzeon) kommt in den USA und der EU eine vierte Klasse von Aids-Medikamenten auf den Markt, nach den sogenannten Nukleosiden, Protease-Hemmern und Transkriptase-Hemmern.

    2008: Luc Montagnier wird gemeinsam mit Françoise Barré-Sinoussi für die Entdeckung von HIV der Medizin-Nobelpreis verliehen.

    2010: Barack Obama hebt das in den USA seit 1987 geltende Einreiseverbot für HIV-Positive auf.

    2014: Bei dem zunächst als "funktionell geheilt" geltenden "Mississippi-Baby" entdecken Ärzte erneut das HI-Virus. Das Mädchen war kurz nach der Geburt mit drei Medikamenten behandelt worden, nach einem halben Jahr entzog es die Mutter einer weiteren Therapie. Monate später war das Kind dennoch virenfrei gewesen. Dies bezeichneten Mediziner als Sensation - bis der Erreger doch wieder auftauchte.

    2016: Die Vereinten Nationen sprechen von einem Wendepunkt der Aids-Epidemie in Afrika. Zum ersten Mal würden auf dem Kontinent mehr Betroffene behandelt als sich neu infizieren.

    Das vom US-Pharmaunternehmen Gilead produzierte Präparat Truvada war im Juli 2012 als erstes Medikament zum Schutz vor HIV-Infektionen in den USA zugelassen worden. Kritiker warnen davor, dass Truvada dazu verleiten könnte, das HIV-Infektionsrisiko zu unterschätzen. afp

    Aktuelles zum Thema HIV und Aids:

    Deutsche Aids-Hilfe fordert medikamentöse HIV-Prophylaxe

    Die Deutsche Aids-Hilfe hat zum Abschluss der Welt-Aids-Konferenz die Einführung einer medikamentösen Prophylaxe gegen das HI-Virus auch in Deutschland gefordert. Mehr dazu lesen Sie hier: Aids-Hilfe fordert HIV-Prophylaxe in Deutschland

    Angst vor HIV im Internet

    Im Netz kursieren Horrormärchen und Bilder von angeblich HIV-kontanimiertem Blut in Bananen. Was steckt hinter den Verschwörungstheorien? Die Antwort lesen Sie hier: Angst vor Aids im Netz: Das Märchen vom Blut in der Banane 

    69 Millionen Kondome entsorgt

    Das Humane Immunschwächevirus (HIV) und Aids

    Das Humane Immunschwächevirus (HIV) ist die Ursache für die unheilbare Krankheit Aids. Es wird vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr und infizierte Injektionsnadeln übertragen.

    Das Virus baut seine Erbsubstanz fest in die DNA des Menschen ein und lässt sich derzeit nicht daraus vertreiben.

    Das Virus ist sehr wandlungsfähig. Herkömmliche Impfstrategien funktionieren deshalb nicht. Viele Tests für einen Impfstoff schlugen bereits fehl.

    Der Erreger kapert unter anderem bestimmte Immunzellen. Diese Gruppe der T-Helfer-Zellen geht an der Attacke früher oder später zugrunde.

    Damit können die Zellen ihrer Aufgabe nicht mehr nachkommen, Eindringlinge zu erkennen und das Abwehrsystem zu mobilisieren.

    In der Folge können sich viele Krankheiten weitgehend ungehemmt ausbreiten - harmlose Infektionen werden zur tödlichen Bedrohung.

    Der Zweck heiligt nicht immer die Mittel - in diesem Falle jedoch schon. Warum Äthiopiens Regierung 69 Millionen Kondome entsorgen lassen musste, lesen Sie hier: Kampf gegen AIDS: Äthiopien entsorgt 69 Millionen gespendete Kondome

    Aids und HIV sind immer noch Tabuthemen

    Aids-Erreger HIV betrifft in Deutschland laut Robert-Koch-Institut 13.000 Menschen. Das Thema gilt aber immer noch als Tabu, beklagt ein Experte. Mehr dazu lesen Sie hier: Aids und HIV sind immer noch Tabuthemen

    Aids: UN will HIV bis 2030 bezwungen haben

    Vor 35 Jahren wurden die ersten Aids-Fälle von der US-Seuchenbehörde gemeldet. Die Ausmaße der HIV-Epidemie waren damals nicht zu ahnen. Jetzt will die UN HIV/Aids ein Ende setzen. Mehr dazu lesen Sie hier: Aids: UN will HIV bis 2030 bezwungen haben

    Aids-Gala: Treffen mit Stars und Urlaub mit DiCaprio

    Neben Leinwandstars wie Vanessa Paradis, Kirsten Dunst, Faye Dunaway und Mads Mikkelsen standen auch der deutsche Ex-Tennisprofi Boris Becker und der dreifache Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton auf der Einladungsliste. Mehr dazu lesen Sie hier: Aids-Gala: Treffen mit Stars und Urlaub mit DiCaprio

    Aids, Ebola, Pest: Die häufigsten Infektionskrankheiten der Welt

    Sie stehen auf der Liste der Todesursachen ganz oben. An Pneumonie sterben jährlich nahezu 4 Millionen Menschen, vorwiegend Kinder. Die Lungenentzündung ist damit trauriger Spitzenreiter der Krankheiten, die die meisten Todesopfer fordern.
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    Wir zeigen Ihnen die zehn gefährlichsten Infektionskrankheiten.

    Der Immunschwäche Aids sind weltweit bislang mehr als 25 Millionen Menschen zum Opfer gefallen. Mehr zu weiteren Infektionskrankheiten gibt es hier:

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