i
Foto: Siegfried P. Rupprecht (Archivbild)
Foto: Siegfried P. Rupprecht (Archivbild)

Wolfgang Baumeister in voller Montur in einem Einsatzfahrzeug. Der langjährige Kommandant der Gersthofer Wehr ist zurückgetreten.

Gersthofen
18.01.2022

Im Einsatz trotz Quarantäne: Kommandant der Feuerwehr Gersthofen tritt zurück

Von Philipp Kinne

Plus Wolfgang Baumeister war viele Jahre der Chef der Gersthofer Feuerwehr. Nun ist er zurückgetreten. Ein Auslöser war ein Verstoß gegen die Corona-Quarantäne.

Wolfgang Baumeister ist nicht mehr Kommandant der Gersthofer Feuerwehr. Ein Grund für seine Entscheidung: Der ehemalige Feuerwehrchef rückte zu einem Einsatz aus, obwohl er eigentlich zu Hause in Quarantäne sein musste. Der langjährige Kommandant bestätigt den Verstoß auf Nachfrage unserer Redaktion. Außerdem gibt Baumeister gesundheitliche Gründe als einen weiteren Auslöser für seinen Rücktritt an.

Weiterlesen mit dem PLUS+ Paket
Zugriff auf alle PLUS+ Inhalte. Jederzeit kündbar.
JETZT AB 0,99 € TESTEN

Kommandant von Gersthofen fährt trotz Quarantäne-Anordnung zu Einsatz

Nach eigenen Angaben befand sich Baumeister im November vergangenen Jahres in Quarantäne, weil er sich mit Corona angesteckt hatte. Liegt ein positiver Corona-Test vor, ordnet das Gesundheitsamt in der Regel an, dass der Patient sein Zuhause nicht verlassen darf - auch nicht zum Arbeiten. Wer gegen die Auflagen verstößt, muss im Regelfall mindestens mit einer Geldstrafe rechnen.

Baumeister schildert den Verstoß so: In der zweiten Woche seiner Quarantäne sei er zu einem Einsatz ausgerückt. Weshalb er zum Einsatz fuhr, möchte der Feuerwehrmann nicht kommentieren. Der Vorfall ereignete sich laut Baumeister bereits im November. Der Feuerwehrmann ging offenbar davon aus, dass er nicht mehr ansteckend ist. Grund für diese Annahme waren die Ergebnisse mehrerer Schnelltests. Nach Angaben des Feuerwehrmanns waren diese Tests negativ. Allerdings: Entscheidend dafür, ob ein Infizierter aus der Quarantäne entlassen wird, ist ein genauerer PCR-Test. Dessen Ergebnis habe zum Zeitpunkt des Regelverstoßes noch nicht vorgelegen, sagt Baumeister.

Auch gesundheitliche Gründe führten zum Rücktritt von Baumeister

Die Infektion mit Corona habe er gut überstanden. Dennoch gibt es gesundheitliche Probleme, die Baumeister auf seine Arbeit zurückführt. Nach vielen Jahren im Amt habe ihm der Job körperlich zugesetzt. Ohnehin hätte er vorgehabt, sein Amt deshalb bald niederzulegen, erklärt Baumeister.

Vor einem Monat, am 18. Dezember, ging dieser Entschluss schriftlich bei der Stadt Gersthofen ein, bestätigt Bürgermeister Michael Wörle. Der Kommandant der Gersthofer Wehr wird von den Mitgliedern gewählt. Dieser Beschluss wird in der Regel vom Stadtrat bestätigt. Bürgermeister Wörle: "Derzeit sind wir im Austausch mit den Zugführern und dem Feuerwehr-Vorstand wegen der Vorbereitung der Neuwahl." Nach wie vor bleibt Baumeister aktiver Feuerwehrmann und ist bei der Stadt Gersthofen als Gerätewart angestellt. Im Gespräch mit unserer Redaktion würdigte Wörle Baumeisters Fähigkeiten: "Er ist fachlich unumstritten in der Region".

Lesen Sie dazu auch

Markus Kammerer ist nun Notkommandant der Feuerwehr Gersthofen

Die Nachfolge Baumeisters übernimmt nun sein bisheriger Stellvertreter Markus Kammerer. Der 40-jährige Gersthofer leitet die Wehr aktuell als Notkommandant neben seiner Arbeit als technischer Projektleiter bei einem großen Versicherungskonzern. Ob Kammerer, welcher der Wehr seit 1995 angehört, das Amt des Kommandanten dauerhaft übernehmen wird, steht noch nicht fest. Kammerer: "Die Kandidatensuche läuft." Wann sie abgeschlossen ist, ist noch nicht klar. Zunächst soll das Aufgabenfeld des Kommandanten geklärt werden.

Die Gersthofer Feuerwehr besteht aus aktuell etwa 580 Mitgliedern. Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich über 30 Quadratkilometer. Etwa 400 Einsätze absolvieren die Feuerwehrleute im Jahr. Immer wieder rücken die ehrenamtlichen Retter auch zu Einsätzen auf der viel befahrenen A8 aus.

Wolfgang Baumeister wurde 1999 zum stellvertretenden Kommandanten der Gersthofer gewählt. 2005 übernahm er deren Führung. Schon Anfang der 1980er Jahre trat Baumeister der Gersthofer Feuerwehr bei. Damals war er 16 Jahre alt. Seit rund neun Jahren ist Baumeister darüber hinaus auch Kreisbrandmeister in der Kreisbrandinspektion des Landkreises. Hat der Regelbruch auch Auswirkungen auf dieses Amt? Dazu teilt ein Sprecher des Landkreises mit: "Angesichts des laufenden Verfahrens hinsichtlich des im Raum stehenden Quarantäneverstoßes äußern wir uns aktuell nicht." Allerdings wird bestätigt, dass das Amt in der Kreisbrandinspektion derzeit ruht.

"Eine tragende Säule für den Brandschutz im Landkreis Augsburg"

In Feuerwehrkreisen ist Wolfgang Baumeister bestens bekannt. Vor rund zweieinhalb Jahren erhielt er für besondere Verdienste das Steckkreuz des Feuerwehrehrenzeichens. Es gilt als die höchste Auszeichnung, die das bayerische Feuerwehrwesen zu bieten hat. Damals hatte Baumeister schon mehr als 400 Einsätze bewältigt. Regierungspräsident Erwin Lohner würdigte Baumeisters Fachkompetenz, nannte ihn eine "tragende Säule für den Brandschutz im Landkreis Augsburg" und dankte ihm für das Retten vieler Leben. (mit lig)

Facebook Whatsapp Twitter Mail