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Foto: Bernd Hohlen (Archivfoto)
Foto: Bernd Hohlen (Archivfoto)

Die Wohnbaugruppe Augsburg, WBG, besitzt mehr als 10.000 Wohnungen in Augsburg. Sie ist der größte Vermieter in der Fuggerstadt.

Augsburg
03.01.2021

Wie Augsburgs große Vermieter auf die Corona-Krise reagieren

Von Jan Kandzora

In Augsburg müssen sich Mieter und Vermieter in der Corona-Krise oftmals arrangieren. Die großen Vermieter haben dafür Lösungen gefunden. Eine Regelung gibt es nicht mehr.

Während der ersten Corona-Welle im Frühjahr existierte für Mieter eine spezielle gesetzliche Regelung: Sie standen damals für drei Monate unter besonderem Kündigungsschutz, wenn sie aufgrund der Corona-Krise ihre Miete nicht zahlen konnten. Eine vergleichbare Gesetzeslage gibt es derzeit nicht, die Regelung ist ausgelaufen. Es habe sich gezeigt, "dass sich Mieter und Vermieter in sehr vielen Fällen auf privater Basis einigen konnten", heißt es auf der Homepage der Bundesregierung. Stimmt das für Augsburg?

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Foto: Bernd Hohlen (Archivfoto)
Foto: Bernd Hohlen (Archivfoto)

Das städtische Wohnbauunternehmen aus Augsburg verzichtet in der Corona-Krise auf Mieterhöhungen.

Zumindest war von einer größeren Welle an Räumungsklagen an den Gerichten in den vergangenen Monaten nichts zu hören. Und die großen Vermieter der Stadt betonen, sich um sozialverträgliche Lösungen zu bemühen. Da ist zum Beispiel die Wohnbaugruppe Augsburg (WBG), mit mehr als 10.000 Wohnungen der mit Abstand größte Vermieter der Stadt. Das städtische Unternehmen hatte zuletzt mitgeteilt, bis Ende Juni 2021 auf Mieterhöhungen in laufenden Mietverhältnissen zu verzichten und als Grund die anhaltend schwierige wirtschaftliche Lage vieler Bürger durch die Corona-Pandemie angeführt. Aus "Solidarität zu unseren Mietern", sagt Geschäftsführer Mark Dominik Hoppe.

Corona-Krise in Augsburg: So gehen Vermieter mit der Lage um

Die WBG hatte bereits 2020 die Mieten nicht turnusmäßig erhöht. Das städtische Wohnbauunternehmen hat nach eigener Auskunft bislang 30 Stundungsvereinbarungen mit Mietern geschlossen, die aufgrund der Corona-Krise die Mietrate nicht aufbringen konnten. Diese Mieter haben also länger Zeit, die fehlenden Beträge zu zahlen.

Ähnliches berichten auch weitere große Vermieter in Augsburg, zumeist aber ohne konkrete Zahlen zu nennen. Da ist etwa die WSB, kurz für "Wohnungs- und Siedlungsbau Bayern GmbH & Co. OHG" aus München, mit 3031 Wohnungen in der Stadt das in Augsburg größte private Wohnungsunternehmen. Bayernweit hat WSB knapp 20.000 Wohnungen. Man habe aufgrund von Corona und der wirtschaftlichen Härten für viele Mieter im ganzen Jahr auf Mieterhöhungen verzichtet, sagt WSB-Sprecher Günther Glasner. In begründeten Fällen sei man auch kulant und gebe Stundungen statt. Man habe aber bislang kaum derartige Fälle gehabt.

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Vom Wohnungsriesen Vonovia heißt es auf Anfrage, dass sich die Mieter seit Beginn der Pandemie keine Sorgen machen müssten, "dass sie ihr Zuhause aufgrund von Schwierigkeiten durch Corona verlieren". Man habe den Mietern bereits vor der gesetzlichen Regelung in der ersten Corona-Welle im Frühjahr zugesichert, "dass finanzielle Schwierigkeiten im Zuge der Corona-Pandemie nicht zu einer Kündigung des Mietvertrags oder zum Verlust der Wohnung führen werden und dass wir gemeinsam und unbürokratisch Lösungen finden", sagt eine Sprecherin des Konzerns, der bundesweit rund 400.000 Wohnungen vermietet, etwa 2000 davon in Augsburg.

Corona in Augsburg: Mieter können bei Problemen Miete stunden

Mieter könnten sich bei Zahlungsschwierigkeiten wegen der Corona-Krise einfach per E-Mail an Vonovia wenden, die Resonanz auf das Angebot sei aber gering. "Im ersten Lockdown haben sich bundesweit etwa ein Prozent der Mieterinnen und Mieter zurückgemeldet", sagt die Sprecherin. Angesichts der Gesamtzahl der Vonovia-Mieter im Land ist die Zahl allerdings nicht völlig marginal. Bis Ende November sind Anfragen dieser Art nach Auskunft von Vonovia deutlich zurückgegangen, aufgeschlüsselt nach einzelnen Städten werden die Zahlen beim Konzern nicht.

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Auch weitere große Wohnungsfirmen in Augsburg haben sich Lösungen für die Thematik überlegt, so das St. Ulrichswerk. Das Wohnbauunternehmen des Augsburger Bistums vermietet in Augsburg etwa 1450 Wohnungen. Bereits im Frühjahr gab es dort coronabedingte Zahlungsausfälle durch Mieter. Man verlängere in solchen Fällen das Zahlungsziel und verlange keine Verzugszinsen, hieß es gegenüber unserer Redaktion im April auf Anfrage. Mietausfälle, Verzögerungen bei der Zahlung oder Mietstundungen habe es zwar gegeben, heißt es nun – aber nur in geringem Umfang.

Mieterverein fordert gesetzlichen Schutz für Mieter

Eine Situation, die sich in Augsburg auch ändern kann. Der Deutsche Mieterbund (DMB) hat die Bundesregierung zuletzt aufgefordert, den Corona-Kündigungsschutz aus dem Frühjahr erneut für mindestens sechs Monate einzuführen. Man gehe davon aus, "dass spätestens im Frühjahr Tausende Menschen ihre Miete nicht mehr zahlen können", sagte DMB-Präsident Lukas Siebenkotten dem Evangelischen Pressedienst.

Lesen Sie auch unseren Kommentar: Corona-Krise: Die Situation für Mieter in Augsburg bleibt angespannt

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