An der Entwicklung seines Bruders hat Marco einen ganz entscheidenden und vor allem ungewöhnlichen Anteil. Denn Mauro fuhr bisher im „Team Marco Brenner“. Ein Junioren-Rennteam, das Marco Brenner als Jungprofi schon Anfang 2021 gegründet hatte, um in Kooperation mit dem Landesverband Bayern junge Radsport-Talente zu fördern.

Mauro Brenner fuhr bereits die Nachwuchs-WM in Australien

Nach der Trennung vom Landesverband Ende 2021 übernahm Vater Christian Brenner das Training beim sechsköpfigen Team Marco Brenner. Mit Erfolg. Mauro Brenner gelang sogar der Sprung in die deutsche Nationalmannschaft und war als Helfer maßgeblich bei der Nachwuchs-WM in Australien mitverantwortlich für den Sieg von Emil Herzog. Jetzt folgt Mauro Brenner seinem Bruder zum WorldTour-Rennstall Team DSM. 

Dort, in der U23, soll Mauro gefördert und aufgebaut werden, um später dann seinem zwei Jahre älteren Bruder in den Profibereich zu folgen. Seit 2021 steht dort Marco Brenner unter Vertrag und gilt als einer der talentiertesten Nachwuchsprofis auf der WorldTour. Denn Marco Brenner hat die U23-Klasse gleich übersprungen, wechselte mit 18 vom Bora-Nachwuchsteam Auto Eder direkt ins WorldTour-Team von DSM. Für seinen Bruder freut sich Marco ganz besonders: „Er hat eines der besten U23-Teams und ich traue ihm durchaus zu, dass wir bald in einem Team fahren. Das ist gar nicht so unrealistisch. Denn Mauro ist ein guter Allrounder.“

Radprofi Marco Brenner ist mit dem WorldTour-Team gerade im Trainingslager in Spanien

Seit Mittwoch ist der Marco Brenner mit dem WorldTour-Team in Calpe an der spanischen Mittelmeerküste im ersten von zwei Trainingslagern, das bis zum 21. Dezember dauert. Zuvor trainierten die Brenner-Brüder privat vier Wochen rund um Malaga. Mauro flog dann nach Augsburg zurück, Marco reiste direkt weiter ins 500 Kilometer entfernte Calpe. „Das waren tolle vier Wochen, wichtig auch für die mentale Vorbereitung.“ 

Denn diese Saison, seine dritte bei DSM, wird für Marco Brenner spannend und auch richtungsweisend. Der Personalumbruch ist groß, Top-Fahrer wie der Vuelta-Sechste Thymen Arensman (zu Ineos Grenadiers), Soren Andersen Kragh (Alpeci-Deceuninck), Nikias Arndt (Bahrain-Victorious) oder Nico Denz (Bora-hansgrohe) haben das Team DSM verlassen. Cheftrainer Rudi Kemna hat hauptsächlich talentierte Nachwuchsfahrer wie das Top-Talent Oscar Onley (Großbritannien) in das WorldTour-Team geholt. Zwar ist durch den Klassenerhalt der Verbleib in der höchsten Radsportliga für die nächsten drei Jahre gesichert, trotzdem ist es ein Wagnis fast nur auf Talent zu setzen. 

Für Marco Brenner ist es aber auch eine riesige Chance. Hinter den Routiniers Romain Bardet (Frankreich) und John Degenkolb sieht sich der Augsburger durchaus als Nummer drei im Team: „Wir haben nächstes Jahr zwölf Fahrer, die noch U23 fahren könnten. Ich denke, ich habe mich schon ein bisschen hochgearbeitet, sodass ich auch mal als Leader auf Ergebnis fahren kann“, sagt er durchaus selbstbewusst. 

Auch Radprofi Georg Zimmermann macht einen Entwicklungsschritt

Diesen Entwicklungsschritt macht derzeit auch Georg Zimmermann, der zweite Augsburger im WorldTour-Zirkus, beim Team Intermarche - Wanty Gobert durch. Er fuhr zum Beispiel im Sommer bei der Deutschland-Tour als Kapitän auf Platz vier, belegte bei der 10. Etappe der Tour de France Platz sechs und wurde Gesamt-43. Was dem 25-jährigen WM-Teilnehmer aus Augsburg zum internationalen Durchbruch noch fehlt, ist ein Sieg. 

Doch auch Intermarche, die Überraschungsmannschaft der vergangenen Saison, hat einen großen personellen Aderlass hinter sich. Mit Jan Hirt, Andrea Pasqualon und Alexander Kristoff haben drei Top-Fahrer das Team verlassen. Vor allem der Wechsel von Routinier Kristoff in seine norwegische Heimat zum Zweit-Divisionär Uno-X reißt eine Lücke, auch wenn Sprinter Biniam Girmay (Eritrea) und Berg-Spezialist Louis Meintjes (Südafrika) gehalten werden konnten. Einziger namhafter Neuzugang ist Ex-Weltmeister Rui Costa (Portugal). 

Bei Radprofi Georg Zimmermann läuft der "Küken-Schutz" aus

Und so wird in dieser Saison auch Zimmermann von der Teamleitung mehr in die Pflicht genommen. „Ich bin jetzt im dritten Jahr in der Mannschaft und merke schon, dass der Küken-Schutz bei mir ausläuft. Da hat sich der Ton bei den Meetings schon geändert. Es wird bei mir jetzt schon mehr von mir gefordert. Ich muss jetzt mehr Verantwortung übernehmen, bin aber auch bereit dazu.“

Derzeit trainieren Zimmermann und seine Kollegen im spanischen L’Albir, fast in Sichtweite von Calpe. Bis zum 16. Dezember werden dort die ersten Grundlagen gelegt. Welchen Platz Zimmermann in der Teamhierarchie einnehmen wird, wird sich zu Beginn der Saison zeigen. „Es gibt noch keinen in Stein gemeißelten Plan. Die ersten Rennen werden wir die Teamtaktik offener gestalten, dass sich jeder mal zeigen kann und dann wird man sehen, wo es hingeht.“ 

Im Februar wird Radprofi Georg Zimmermann an der Valencia-Rundfahrt teilnehmen

Zimmermann wird am ersten Februar-Wochenende bei der Valencia-Rundfahrt in die Saison starten, Marco Brenner am 22. Januar in Argentinien bei der Vuelta a San Juan. Wann Mauro Brenner das erste Mal das DSM-Trikot tragen wird, steht noch nicht fest. Sicher ist aber, dass alle drei zu Hause Weihnachten feiern werden.