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Foto: Michael Kroha
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100 Spritzen des Vakzin vom Hersteller Johnson & Johnson hat der Pfuhler Hausarzt Dr. Christian Kröner (links) in dieser Woche schon verimpft. Hier verabreicht er Christin Münzer ihre Impfung.

Landkreis Neu-Ulm
27.05.2021

Impfung mit Johnson & Johnson: Geht's im Kreis Neu-Ulm jetzt schneller voran?

Von Michael Kroha

Tausende warten im Kreis Neu-Ulm noch auf ihre erste Corona-Impfung. Erstmals kam in den Arztpraxen Johnson & Johnson zum Einsatz. Geht jetzt was voran?

Christin Münzer hat sich an ihrem 35. Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk gemacht: 59 Kilometer ist sie am Mittwoch von Mörslingen im Kreis Dillingen samt Mann und Sohn nach Pfuhl gefahren, um sich dort impfen zu lassen. "Ich bin Impf-Tourist", sagt sie, als sie in der Praxis von Hausarzt Dr. Christian Kröner auf ihre Spritze wartet. Zum Einsatz kam bei ihrem Tagesausflug dann auch noch ein ganz besonderes Präparat, das im Kreis Neu-Ulm bislang nicht verwendet wurde - nämlich das Vakzin des US-amerikanischen Herstellers Johnson & Johnson. Was bedeutet der neue Stoff für das Impf-Tempo im Landkreis? Geht es jetzt schneller voran?

So laufen die Corona-Impfungen im Landkreis Neu-Ulm

Mit Blick auf die Impfquoten im gesamten Freistaat hätte die hiesige Region tatsächlich einiges aufzuholen. Laut Zahlen des bayerischen Gesundheitsministeriums - allerdings vom 18. Mai - ist der Bezirk Schwaben sowohl bei den Erst- (38,1 Prozent) als auch bei den Zweitimpfungen (13,7 Prozent) weit bis ganz hinten. Vergleicht man die Quoten der schwäbischen Landkreise untereinander (Stand: 25. Mai) liegt der Kreis Neu-Ulm zwar bei den Erstimpfungen mit 40,3 Prozent auf Platz zwei hinter dem Spitzenreiter, der kreisfreien Stadt Augsburg (42,6 Prozent). Bei den Zweitimpfungen aber belegt Neu-Ulm mit 9,8 Prozent den letzten Rang. Quoten-Sieger Augsburg kommt auf 16,7 Prozent.

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Bei der Betrachtung der Zahlen ist zu beachten, dass Menschen, die zwar im Kreis Neu-Ulm wohnen, aber in einem anderen Kreis oder gar Bundesland arbeiten, auch dort geimpft werden könnten. So zum Beispiel im Ulmer Impfzentrum. Diese Personen werden in der Statistik nicht berücksichtigt. Allerdings ist es umgekehrt auch möglich, dass Menschen aus Ulm, die im Kreis Neu-Ulm arbeiten, in einem hiesigen Impfzentrum ihre Spritze bekommen haben.

Impfzentren im Kreis Neu-Ulm: Warteliste bleibt lang

Dass aber das jetzt neu verfügbare Vakzin etwas am Tempo ändern könnte, ist nicht zu erwarten. Zumindest nicht in den Impfzentren. Denn für die habe das Ministerium reduzierte Impfstoff-Lieferungen bis Ende Juni angekündigt, berichtet Madeleine Bestler-Kraus, Sprecherin des Neu-Ulmer Landratsamtes. 568 Vials - also Ampullen - von Biontech/Pfizer, 40 Vials von Moderna sowie 50 Vials von AstraZeneca trafen für diese Woche im Kreisgebiet ein. Hieraus können zwar insgesamt 4844 Dosen gewonnen werden. Da nun aber etliche Zweitimpfungen anstünden, haben diese Vorrang.

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Foto: Michael Kroha
Foto: Michael Kroha

100 Spritzen des Vakzin vom Hersteller Johnson & Johnson hat der Pfuhler Hausarzt Dr. Christian Kröner (links) in dieser Woche schon verimpft. Hier verabreicht er Christin Münzer ihre Impfung.

Die Warteliste im Kreis Neu-Ulm dürfte also weiter lang bleiben. Zum Stand von Donnerstag, 27. Mai, sind im bayernweiten Anmeldeportal "BayIMCO" aktuell 10.473 Personen aktiv registriert. Sie alle haben - sofern sie zwischenzeitlich nicht bei einem Haus- oder Facharzt fündig wurden - noch keine erste Spritze erhalten. Davon gehören der derzeit vorgesehenen Prio-Gruppe drei 1528 Personen an. Ab 7. Juni spielt das keine Rolle mehr. Dann wird die Priorisierung aufgehoben.

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Bei den Arztpraxen ist von Liefer-Engpässen offenbar nicht wirklich was zu spüren. Wie die Kassenärztliche Vereinigung Bayern auf Nachfrage mitteilt, konnten die Impfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson für diese Woche ohne Obergrenze bestellt werden, letzterer zum ersten Mal. Obwohl von dem US-amerikanischen Präparat deutschlandweit nur etwas mehr als 500.000 Dosen zur Verfügung standen, hat der umtriebige Pfuhler Hausarzt Kröner gleich 600 geliefert bekommen. Bislang verimpfen konnte der Fach- und Notarzt mit seinen drei Kollegen bislang 100. Dass er so viel bekam, lag womöglich daran, dass derzeit viele Arztpraxen in Neu-Ulm urlaubsbedingt geschlossen haben. "Das wird nicht so weitergehen", sagt Kröner.

Johnson & Johnson vom Hausarzt

Eine Spritze von Johnson & Johnson bekam neben Christin Münzer auch Ulrike Wolf aus Ulm ab. Weil die 50-Jährige am Ulmer Impfzentrum noch immer auf einen Termin habe warten müssen, meldete sie sich beim Pfuhler Hausarzt. Dass sie nun mit nur einer notwendigen Dosis im Gegensatz zu den bislang verfügbaren Impfstoffen schneller immunisiert und somit früher ihre Grundrechte zurückbekommt, habe für sie keine Rolle gespielt. "Ich hätte alles genommen. Ich arbeite bei einer Krankenkasse und weiß, wie die Menschen wirklich leiden, die es haben", sagt sie.

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In den drei Impfstationen in Neu-Ulm, Weißenhorn und Illertissen wird Johnson & Johnson derweil vorerst nicht zum Einsatz kommen. 50 Dosen habe der Landkreis zwar erhalten, die sind aber für eine Sonderimpfaktion für Obdachlose nach den Pfingstferien eingeplant. Bayernweit hat der Freistaat 6000 Impfdosen für derartige Aktionen zur Verfügung gestellt. Zuletzt hatte es auch im Landkreis Unterallgäu eine Sonder-Impfung mit Johnson & Johnson gegeben. Bei der Anmeldung dazu war der Server überlastet.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version hatten wir geschrieben, dass die Priorisierung in den Impfzentrum am 17. Juni aufgehoben wird. Das ist falsch. Die Aufhebung erfolgt am 7. Juni. Wir haben korrigiert und bitten den Fehler zu entschuldigen.

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