i
Foto: Michael Kroha
Foto: Michael Kroha

Auf das israelische Geschäft "BeitShalom" in Senden ist ein Angriff verübt worden. Der Besitzer will sich nicht fotografieren lassen. Er will nicht Ziel einer nächsten Attacke werden.

Senden
31.10.2023

Angriff auf israelisches Geschäft in Senden: Das sagt der Ladenbesitzer

Von Michael Kroha

Plus Andreas Langrock war im Moment des Angriffs in seinem Laden. Es hätte lebensgefährlich sein können, sagt er. Das israelische Geschäft betreibt er aus "Idealismus".

Als Steine in der Nacht zum Samstag durch das Schaufenster seines Ladens fliegen, ist Andreas Langrock vor Ort. "Zufall" war das, sagt er. Seit circa einem Dreivierteljahr betreibt der 51-Jährige das Geschäft "BeitShalom" in Senden. Dort bietet er israelische Feinkostwaren an. Zwar wisse er es derzeit nicht, er geht aber davon aus, dass der Angriff der aktuellen Lage in Israel und dem Hamas-Terror dort geschuldet ist. "Gott sei Dank war ich nicht im selben Raum, sonst hätten sie mich erwischt", sagt er. "Das wäre lebensgefährlich gewesen." 

Weiterlesen mit dem PLUS+ Paket
Zugriff auf alle PLUS+ Inhalte. Jederzeit kündbar.
JETZT AB 0,99 € TESTEN

Warum er "zufällig" die Nacht dort verbrachte, lässt er offen. "Normalerweise schlafe ich nicht dort", sondern zu Hause in Illertissen-Au, sagt er. Doch wirklich zum Schlafen sei er nicht gekommen. Er habe lange Videos im Internet angeschaut, sei im Halbschlaf gewesen. "Da kamen schon die Schläge." Der erste Stein habe einem Foto gegolten, das die weltoffene Stadt Tel Aviv bei Nacht zeigt. Der zweite Stein durchschlug die Fensterscheibe etwas weiter unten. Jene Personen, die dafür verantwortlich sind, habe er nicht gesehen. Er habe sich in einem Nebenraum befunden. Sowohl er als auch der oder die Täter hätten unerkannt entkommen können. 

Angriff auf israelisches Geschäft in Senden: Besitzer hatte zuvor einen Laden in Illertissen

Vor dem Feinkostladen in Senden habe er ein ähnliches Geschäft in der Dietenheimer Straße in Illertissen betrieben. Am dortigen "zu abgelegenen" Standort aber seien ihm zu wenig Kunden gekommen. Der Umzug nach Senden bedeute für ihn jetzt einen "Quantensprung" in Sachen Frequenz. Insofern sei er mit Senden eigentlich sehr zufrieden. Und auch den Angriff jetzt will er nicht auf die Stadt und die Menschen, die dort leben, schieben. Vielmehr sei es für ihn der "momentanen Situation geschuldet", sagt er und meint damit den Krieg in Israel. Vielerorts in Deutschland finden derzeit Kundgebungen und Protestaktionen vor dem Hintergrund des eskalierten Nahostkonflikts statt. 

Andreas Langrock ist kein Jude, er betreibt den Laden "aus Idealismus"

Langrock selbst ist kein Jude. Er sei deutscher Staatsbürger und habe auch keine direkten persönlichen Verbindungen nach Israel. Um die sieben Mal sei er dort gewesen. Das reiche von einem Tag bis mehrere Monate. Bekannte dort habe er, aber keine Verwandten. Warum er einen Laden für israelische Feinkostwaren betreibt? "Ich sehe mich in der Verantwortung, das, was im Dritten Reich passiert ist, wieder gutzumachen. Das ist mein Beitrag, ich mache das aus Idealismus." 

10 Bilder
Foto: Michael Kroha
Nach Angriff auf "BeitShalom": So sieht es im Israel-Laden in Senden aus
zurück
Foto: Michael Kroha

Auf das israelische Geschäft "BeitShalom" in Senden ist in der Nacht zum Samstag ein Angriff verübt worden. Besitzer Andreas Langrock geht von einer Attacke aufgrund der Lage in Nahost aus.

Foto: Michael Kroha

Auf das israelische Geschäft "BeitShalom" in Senden ist in der Nacht zum Samstag ein Angriff verübt worden. Besitzer Andreas Langrock geht von einer Attacke aufgrund der Lage in Nahost aus.

Foto: Michael Kroha

Auf das israelische Geschäft "BeitShalom" in Senden ist in der Nacht zum Samstag ein Angriff verübt worden. Besitzer Andreas Langrock geht von einer Attacke aufgrund der Lage in Nahost aus.

Foto: Michael Kroha

Auf das israelische Geschäft "BeitShalom" in Senden ist in der Nacht zum Samstag ein Angriff verübt worden. Besitzer Andreas Langrock geht von einer Attacke aufgrund der Lage in Nahost aus.

Foto: Michael Kroha

Auf das israelische Geschäft "BeitShalom" in Senden ist in der Nacht zum Samstag ein Angriff verübt worden. Besitzer Andreas Langrock geht von einer Attacke aufgrund der Lage in Nahost aus.

Foto: Michael Kroha

Auf das israelische Geschäft "BeitShalom" in Senden ist in der Nacht zum Samstag ein Angriff verübt worden. Besitzer Andreas Langrock geht von einer Attacke aufgrund der Lage in Nahost aus.

Foto: Michael Kroha

Auf das israelische Geschäft "BeitShalom" in Senden ist in der Nacht zum Samstag ein Angriff verübt worden. Besitzer Andreas Langrock geht von einer Attacke aufgrund der Lage in Nahost aus.

Foto: Michael Kroha

Auf das israelische Geschäft "BeitShalom" in Senden ist in der Nacht zum Samstag ein Angriff verübt worden. Besitzer Andreas Langrock geht von einer Attacke aufgrund der Lage in Nahost aus.

Foto: Michael Kroha

Auf das israelische Geschäft "BeitShalom" in Senden ist in der Nacht zum Samstag ein Angriff verübt worden. Besitzer Andreas Langrock geht von einer Attacke aufgrund der Lage in Nahost aus.

Foto: Michael Kroha

Auf das israelische Geschäft "BeitShalom" in Senden ist in der Nacht zum Samstag ein Angriff verübt worden. Besitzer Andreas Langrock geht von einer Attacke aufgrund der Lage in Nahost aus.

Insofern sei der Angriff auf seinen Laden auch in gewisser Weise "verrückt". "Die kennen mich ja gar nicht", sagt er. "Die kommen von irgendwoher, wollen nur Zerstörung anrichten, weil sie etwas gegen eine Gruppe – in dem Fall die Juden – haben. Dabei differenzieren sie gar nicht. Sie verteufeln die ganze Gruppe." Die Steinwürfe könnten jedoch auch einen ganz anderen Grund haben. "Aber es schaut nicht danach aus", sagt Langrock. Er hofft auf die Ermittlungen der Polizei.

"Mögliches antisemitisches Tatmotiv": Was die Generalstaatsanwaltschaft zum Fall in Senden sagt

Die hat inzwischen das Kommissariat Staatsschutz der Kriminalpolizei Neu-Ulm übernommen, geleitet werden sie von der Generalstaatsanwaltschaft München, wo der Zentrale Antisemitismusbeauftragte der Bayerischen Justiz, Andreas Franck, ansässig ist. Auch hier wird von einem "möglichen antisemitischen Tatmotiv" ausgegangen, wie ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft auf Nachfrage unserer Redaktion sagt. Alle prozessualen und technischen Möglichkeiten zur Identifizierung des Täters/der Täter werden derzeit ausgeschöpft, heißt es. Am Montag befragen vier Beamte Anwohner und Passanten vor Ort. 

Ermittelt werde derzeit gegen unbekannt. Zu näheren Details werden mit Verweis auf das laufende Verfahren keine Angaben gemacht. Ob es seit dem Angriff der Hamas in Israel der erste Vorfall dieser Art mit möglichem antisemitischem Hintergrund im Landkreis Neu-Ulm war, konnte er so auf die Schnelle nicht sagen. Generell aber sei vor allem in den sozialen Medien ein Anstieg von Delikten zu verzeichnen.

Video: Michael Kroha
Steinwurf-Anschlag auf israelisches Geschäft in Senden

Am Montag nach der Tat erwartete Langrock am Vormittag zunächst die Spurensicherer der Polizei. Gegen Mittag schaute Sendens Bürgermeisterin Claudia Schäfer-Rudolf (CSU) im Laden vorbei und machte dabei erneut ihr Entsetzen über die Tat deutlich. Das seien nicht die Werte, für die die Stadt Senden stehe, sagte sie. Nachdem Langrock die Scherben aus seinem Laden entfernt hatte, öffnete er ihn wieder. "Der Gedanke aufzuhören hat sich bei mir überhaupt nicht durchgesetzt", sagt der 51-Jährige. Er sei nach wie vor überzeugt von dem, was er da tue, und dass er "jetzt auch Stellung beziehen sollte – trotz des Risikos, dem ich ausgesetzt war. Das nehme ich in Kauf". Jedoch müsse das von Tag zu Tag neu und in Absprache mit der Polizei entschieden werden. Sollte die Bedrohungslage so immens werden, könnte es auch zu einer vorübergehenden Schließung kommen. 

Facebook Whatsapp Twitter Mail