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Foto: Alexander Kaya
Foto: Alexander Kaya

Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Iveco und Magirus machen sich Sorgen breit. Sie fürchten, dass die Münchener Investmentfirma Mutares künftig an Personal und Löhnen spart.

Ulm
14.03.2024

Iveco verkauft Magirus an Mutares: So reagieren Beschäftigte

Von Philipp Scheuerl

Plus Es ist kein schönes Gefühl, wenn der Arbeitgeber in fremde Hände gelangt. Die Firma Mutares genießt einen guten Ruf, doch die Sorgen vor einem Stellenabbau sind groß.

Dieser Donnerstag wird bei den rund 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ulmer Feuerwehrfahrzeugherstellers Magirus sicher in Erinnerung bleiben. Und bei zahlreichen Angestellten des eigentlichen Mutterkonzern Iveco ebenfalls. Man hat es schon lange erahnt, doch jetzt ist es Realität. Magirus gehört nun nicht mehr zu Iveco, sondern wird Teil des Münchener Investmentunternehmens Mutares. Im Donautal scheint es niemand zu kennen. Wie geht es weiter? Nach Schichtende verlassen zahlreiche Arbeiter das Gelände und müssen die Nachricht erst einmal sacken lassen. 

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Iveco-Mitarbeiter zum Magirus Verkauf: Stellenabbau kommt sicher

"Es ist deftig, was da abgeht", sagt ein 60-jähriger Iveco-Mitarbeiter, der an Magirus-Projekten mitwirkt. Für ihn sei es eine schwierige Situation: Er selbst steht kurz vor der Rente und seine Tochter habe eben erst eine Ausbildung bei Magirus begonnen. "So ein Verkauf ist nie ein gutes Zeichen. Wie saniert man so etwas? Das ist doch klar: Am schnellsten, indem man Stellen abbaut", glaubt der 60-Jährige. Sauer ist er nicht, aber Sorgen mache er sich selbstverständlich. Vor allem, was nach dem Januar 2025 kommt. Iveco und Mutares haben angekündigt, bis dahin den Verkauf abgewickelt zu haben

Nicht alle Mitarbeitenden sehen es pessimistisch. Die Stimmung sei in Ordnung gewesen, sagt ein 38-jähriger Industriemechaniker. "Wir kennen die neue Firma nicht", so der Ulmer, "aber anscheinend sei sie gut." Ein anderer Mitarbeiter aus der Verwaltung, geht weiter: "Ich finde es gut, dass eine Firma kommt und uns hochhilft. Aber ich glaube, die Italiener haben einen Fehler gemacht." Er zeigt auf das Gelände mit den Feuerwehrautos. "Magirus ist ein Juwel, wir sind Weltmarktführer". Ein mulmiges Gefühl bleibt wohl doch. In der Regel würden solche Investmentfirmen an den Löhnen schrauben, befürchtet der Verwaltungsmitarbeiter.

Industriemechaniker von Magirus: Das war klar!

"Was ich zur Firmenübernahme sage?", fragt ein anderer Industriemechaniker (41) zurück. Langjährige Angestellte hätten das längst kommen sehen. "Ich sehe es positiv: Weg von den Italienern". Er, seit 25 Jahren bei Magirus beschäftigt, habe schon länger das Gefühl gehabt, das Turiner Unternehmen schiebe Gelder hin und her. Stellenabbau befürchtet er nicht, Lohnkürzungen vielleicht schon.

Am Iveco-Eingang, auf der anderen Seite des Geländes, scheint die Stimmung schlechter zu sein. Eine Frau aus der Lastwagen-Produktentwicklung steigt in ihren Wagen. Sie sieht schwer enttäuscht aus. "Es ist einfach traurig. Man hat uns vor Jahren befragt, was für diese Firma nötig wäre. Unsere Kollegen haben sich bemüht, es kamen viele Vorschläge. Das zu verkaufen, ist ein Tiefschlag". Iveco habe sich sehr wohl für die Fahrzeuge von Magirus interessiert, sagt sie. Den neuen, künftigen Inhaber aus München sieht sie skeptisch.

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Auch bei Iveco hätten alle Mitarbeiter einen Verkauf erahnt. Wann und an wen, sei am Donnerstagmorgen aber doch eine große Überraschung gewesen, sagt ein Vorarbeiter der Produktion (49) aus dem Autofenster heraus. "Die Stimmung ist nicht so toll, muss ich sagen. Es wird zwar alles erst einmal weiterlaufen", sagt der Vorarbeiter, "aber nicht mehr in dieser Form mit Magirus."

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