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Foto: Rainer Jensen, dpa
Foto: Rainer Jensen, dpa

Der neugewählte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak, nimmt beim CDU-Bundesparteitag die Glückwünsche entgegen.

Porträt
08.12.2018

Paul Ziemiak: Nur wenige CDUler haben so schnell Karriere gemacht

Von Rudi Wais

Paul Ziemiak ist der neuer CDU-Generalsekretär, er folgt auf Annegret Kramp-Karrenbauer. Als großer Unterstützer der Parteichefin ist er bislang nicht aufgefallen.

Der Beifall ist spärlich und die Skepsis groß. Als Paul Ziemiak in Hamburg ans Rednerpult tritt, sind die Wunden des vergangenen Tages noch nicht vernarbt. Hat er, der stramme Konservative, Annegret Kramp-Karrenbauer zur Parteichefin gewählt, um anschließend ihr Generalsekretär zu werden? Er ist der Vorsitzende der Jungen Union, sein Wort hat bei den jüngeren Delegierten Gewicht – 15 oder 20 Stimmen kommen da schnell zusammen. Stimmen, die eine Wahl entscheiden können und Friedrich Merz möglicherweise den CDU-Vorsitz gekostet haben.

Ziemiak selbst spricht nur von „verschiedenen Gerüchten“, die es nach der Wahl der Parteispitze gegeben habe. Nun aber beginne etwas Neues. Für ihn. Für die Partei. Für die Union insgesamt. Die Europawahl im Mai, die Landtagswahlen im Herbst: „Ich freue mich darauf.“ Ziemiak, Sauerländer wie Friedrich Merz, 33 Jahre jung, verheiratet und Vater eines kleinen Sohnes, hat sich mit der neuen Situation schneller arrangiert als viele der Delegierten hier im Saal. „Jetzt geht es darum, die Partei zu erneuern“, sagt er. Das Ergebnis, mit dem die ihn anschließend wählt, ist allerdings auch ein Zeichen des Zweifels: Nicht einmal 63 Prozent. Für gewöhnlich gibt die CDU ihren Generalsekretären 90 Prozent und mehr mit auf den Weg.

Paul Ziemiak wetterte gegen Multikulti

Wenn es stimmt, was Annegret Kramp-Karrenbauer behauptet, hat Paul Ziemiak das Angebot, im Falle ihrer Wahl Generalsekretär zu werden, zunächst ausgeschlagen - aus Loyalität zu Merz und Jens Spahn, die wie er aus Nordrhein-Westfalen kommen und denen er auch politisch näher steht als ihr. Schon vor der Wahl der neuen Parteivorsitzenden allerdings schlenderte er in Hamburg mit einem vielsagenden Lächeln durch die Messehallen. Ein Wissender? Oder zumindest ein Ahnender? Geboren als Pawel Ziemiak im polnischen Stettin, aufgewachsen in der Kleinstadt Iserlohn, abgebrochenes Jurastudium, gegenwärtig noch Student der Unternehmenskommunikation an einer privaten Hochschule, Bundestagsabgeordneter seit gut einem Jahr – es gibt nicht viele Männer, die in der CDU so schnell Karriere gemacht haben. Nur sein Freund Spahn war immer noch ein wenig schneller als er.

Konservativ in seiner Haltung, pointiert in seinen Aussagen: Es waren nicht zuletzt seine kritischen Töne über die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel, die Paul Ziemiak zu einem gefragten Gesprächspartner und ständigen Gast in den großen Talkshows gemacht haben. Schon vor vier Jahren, als er in Inzell zum Bundesvorsitzenden der Jungen Union gewählt wurde, wetterte er gegen die Multikulti-Mentalität in Deutschland und tobte: „Wer die Scharia mehr achtet als deutsche Gesetze - da hilft kein Integrationskurs, da hilft nur Gefängnis.“ Inzwischen klingt Ziemiak zwar häufig etwas weichgespülter - als großer Fan von Annegret Kramp-Karrenbauer aber ist er bislang nicht aufgefallen.

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