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Foto: Socrates Baltagiannis, dpa
Foto: Socrates Baltagiannis, dpa

Eine Familie steht innerhalb des ausgebrannten Flüchtlingslagers Moria. Mehrere Brände haben das Lager fast vollständig zerstört.

Flüchtlingslager
10.09.2020

Merkel: Deutschland nimmt nach Brand in Moria minderjährige Flüchtlinge auf

Nachdem das Flüchtlingslager Moria abgebrannt ist, planen Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine gemeinsame Hilfsaktion - wenn möglich mit weiteren EU-Ländern.

Deutschland und Frankreich wollen nach dem verheerenden Brand im griechischen Flüchtlingslager Moria minderjährige Migranten aufnehmen - wenn möglich gemeinsam mit anderen EU-Ländern. Um die Übernahme habe sie der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis in einem Telefonat gebeten, sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag bei einer Diskussion mit dem Vorsitzenden der Europäischen Volkspartei EVP, Donald Tusk, in der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin. Eine konkrete Zahl, wie viele Menschen Deutschland aufnehmen wird, nannte Merkel nicht.

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Foto: Panagiotis Balaskas, AP/dpa
Das Flüchtlingslager Moria wurde bei Bränden fast vollständig zerstört
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Foto: Panagiotis Balaskas, AP/dpa

Im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos und dessen Umgebung sind in der Nacht auf Mittwoch mehrere Brände ausgebrochen.

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Medienberichten zufolge stehen auch Wohncontainer in Flammen, weshalb die Behörden das Lager evakuierten - trotz einer Covid-19-Sperre.

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Flüchtlinge und Migranten verlassen das Flüchtlingslager auf der nordöstlichen Ägäis-Insel Lesbos, nachdem dort die Brände ausgebrochen waren.

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Feuerwehrleute löschen einen Brand im Flüchtlingslager Moria. Wie es nun mit den Bewohnern des Lagers weitergeht, ist unklar.

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In der Nacht stand das Lager fast vollständig in Flammen, es wurde massiv verwüstet. Windböen um die 70 Stundenkilometer erschwerten die Löscharbeiten.

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Viele der mehr als 12.000 Migranten und Flüchtlinge flohen in die umliegenden Wälder und auf Hügel. Über mögliche Verletzte oder Tote gibt es bislang keine Informationen.

Foto: Angelos Tzortzinis, dpa (Archiv)

Es war nicht das erste Mal, dass in Moria ein Feuer ausbrach - doch so heftig wie jetzt waren die Brände noch nie.

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Über die Ursachen der Brände im Flüchtlingslager Moria gibt es unterschiedliche Angaben.

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Manche Lagerbewohner sprachen von Brandstiftung von Inselbewohnern. Anderen Berichten zufolge hatten Migranten selbst Feuer gelegt.

Foto: Panagiotis Balaskas, AP/dpa (Archiv)

Menschen stehen in Moria auf den abgebrannten Überresten eines Containerhauses. Im März war bei einem Feuer in dem Lager ein sechsjähriges Mädchen ums Leben gekommen.

Foto: InTime News, AP/dpa (Archiv)

Bei zwei Bränden im Flüchtlingslager Moria und einem daneben gelegenen Zeltlager waren im September 2019 eine Mutter und ihr Kind ums Leben gekommen.

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Das Flüchtlingslager Moria ist das größte Flüchtlingslager Griechenlands und Europas und seit Jahren heillos überfüllt.

Foto: Alexandros Michailidis, dpa (Archiv)

Immer wieder kommt es zu Protesten gegen die Zustände im Camp.

Foto: Aggelos Barai, AP/dpa (Archiv)

Derzeit leben rund 12.600 Flüchtlinge und Migranten im Lager Moria - bei einer Kapazität von gerade mal 2800 Plätzen.

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Menschenrechtsorganisationen fordern nun rasche Hilfe von der Europäischen Union.

Merkel: Hoffe, dass sich andere Länder beteiligen

Sie hoffe, dass sich auch andere EU-Mitgliedsstaaten an der Aufnahme der minderjährigen Flüchtlinge beteiligen würden, sagte Merkel. Sie habe mit Mitsotakis zudem besprochen, dass man sofort dabei helfe, neue und bessere Unterbringung für die von dem Brand betroffenen Menschen sicherzustellen. "So kann es nicht bleiben und Deutschland wird sich daran beteiligen", sagte die Kanzlerin. 

"Wir können nicht zufrieden sein mit einer europäischen Migrationspolitik"

Merkel sagte: "Es müssen weitere Schritte folgen." Deutschland habe sich der Verantwortung für die Migranten gestellt. "Aber wir können nicht zufrieden sein mit einer europäischen Migrationspolitik. Die gibt es im Grunde heute so nicht. Und wenn das so bleibt, ist das eine schwere Bürde für Europa", kritisierte die Kanzlerin. Sie werde die bis Ende des Jahres laufende deutsche EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um hier Fortschritte zu machen. 

Migration sei weder alleine das Problem jener Länder, bei denen Menschen ankämen, und auch nicht alleine ein Problem Deutschlands, sagte Merkel. "Deshalb muss es noch mehr eine europäische Verantwortung werden." Die Bundesregierung werde darum kämpfen, "dass wir endlich zu mehr gemeinsamer Verantwortung kommen". Deutschland nehme täglich etwa 300 Flüchtlinge auf. Auch in Bosnien-Herzegowina gebe es eine ganz schlimme Situation und in vielen Staaten des westlichen Balkans, wo die Bundesregierung auch unterstützend tätig sei. "Wir können diese Problem nur gemeinsam lösen", sagte Merkel. 

In Moria bündele sich die Problematik der Migration, mit der man sich seit der Flüchtlingskrise 2015 beschäftige, sagte die Kanzlerin. "Wir wissen im Grunde seit langem, dass Menschen dort unter unwürdigen Bedingungen leben." Der Brand habe wie im Brennglas gezeigt, was das Problem ist. (dpa)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik: Wann, wenn nicht jetzt?

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