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Foto: Federico Pestellini, Imago
Foto: Federico Pestellini, Imago

Leonie Fiebich (links) wurde zur besten Spielerin der spanischen Liga gewählt. In Saragossa war sie maßgeblich am sensationellen Gewinn des Pokals beteiligt.

Basketball
22.04.2023

Leonie Fiebich aus Landsberg findet in Spanien ihr Glück

Von Kurt Wittmann

Die Landsbergerin hat mit Saragossa den spanischen Basketball-Pokal gewonnen. Zudem wurde sie zur besten Spielerin der ersten Liga gewählt. Im Sommer steht die EM an.

Spanien ist eine große Sportnation und Basketball ist dort die Top-Sportart – nach Männerfußball. Sensationell wurde eine junge Deutsche aus Landsberg am Lech vor wenigen Tagen zur MVP, also zur besten Basketballerin der spanischen Liga gewählt: Leonie Fiebich, 23 Jahre jung, 1,92 Meter groß. Die Wahl zur wertvollsten Spielerin in einer der besten Ligen Europas ist der vorläufige Höhepunkt in der Karriere der deutschen Nationalspielerin.

Sie selbst hört dies jedoch gar nicht so gern. Mannschaftliche Erfolge sind ihr viel wichtiger und auch die kann die sympathische Basketballerin vorweisen. Der „Copa de la Reina“, der Pokalsieg mit ihrem Team aus Saragossa war und ist immer noch eine Sport-Sensation in Spanien.

Fiebich gewinnt Pokal in Spanien

Der Weg dahin gestaltete sich jedoch alles andere als geradlinig. Nach einer eher durchwachsenen Post-Corona-Saison in Frankreich, beim durchaus renommierten Erstliga-Club Flammes Carolo, beschloss Fiebich, den Sommer in Australien zu verbringen, wo in der dortigen Sommerliga deutlich weniger intensiv trainiert und gespielt wird. Zwei Mal Training pro Woche klingt tatsächlich eher nach Hobbysport, aber vielleicht war dies genau das richtige Rezept, gepaart mit Strandleben und Surfen um sich von all den Unliebsamkeiten der Saison zu erholen. Zwei Mal war die Landsbergerin an Corona erkrankt, dazu kamen noch weitere Blessuren, bevor sie die Reißleine zog und erst einmal in die schwäbische Heimat floh. Ihr Vater Matthias beschrieb sie als „gesundheitliches Wrack, das wir erst einmal aufpäppeln mussten“.

Der Sommer an der australischen Westküste hatte aber nicht nur körperlich positive Effekte, Leonie gewann neues Selbstbewusstsein. Der Gewinn der Meisterschaft und die Ernennung zum MVP in Down Under taten ihrer angeknacksten Psyche so gut, dass sie zusammen mit ihrer Agentin, eine neue Herausforderung suchte und sich für Spanien entschied. Das Engagement in Saragossa erwies sich dann als Glücksgriff. Die Basketball-Begeisterung entlud sich dort schließlich nach dem Gewinn des Pokals, der in Spanien fast größere Wertschätzung genießt als die Meisterschaft. Vor 10.800 frenetischen Fans holte sich Zaragoza zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den Copa de la Reina. Wenn Fiebich erzählt, was danach geschah, bekommt sie unmittelbar feuchte Augen und Gänsehaut: Autokorso durch die Stadt im offenen Doppeldeckerbus und Empfang auf dem Rathausbalkon mit Tausenden von Fans auf der Plaza davor. Selten wird dem Frauensport so viel Enthusiasmus und Aufmerksamkeit entgegengebracht.

Fiebich will weiterhin in Europa spielen

Getragen von dieser Euphorie trifft Fiebich die bemerkenswerte Entscheidung, den Schlange stehenden Topklubs Europas Absagen zu erteilen und ihrem Herzensverein Saragossa für eine weitere Saison zuzusagen. Emotion statt Geld. Corazon statt Kohle.

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Doch für Leonie Fiebich ist die Saison noch lange nicht vorbei. Das Rennen um die spanische Meisterschaft ist eben erst auf die Zielgerade eingebogen und der frisch gebackene Pokalsieger hat auch da Chancen, erneut als Außenseiter. Anschließend steht die Europameisterschaft in Slowenien an. Anstatt nach Ljublijana zu fahren und für Deutschland zu spielen, könnte Leonie Fiebich aber auch in die USA fliegen und für New York Liberty in der WNBA, der amerikanischen Profiliga, spielen. Doch auch hier ist die Landsbergerin sehr klar. „Mit dem Adler auf der Brust auf der großen europäischen Bühne zu spielen, zusammen mit den Mädels, mit denen wir uns die Qualifikation erkämpft haben, ist mir eine Herzensangelegenheit.“

Eine Rückkehr nach Deutschland hält Fiebich nicht für ausgeschlossen

Ob sie eines Tages auch noch einmal in Deutschland spielen werde, so wie es ihr männlicher Kollege Dennis Schröder angekündigt hat? Prinzipiell ja, meint sie. Doch da müsse sich im deutschen Frauen-Basketball noch viel ändern, zum Beispiel eine klare Ausländerregelung und eine stärkere Professionalisierung, was das Umfeld angeht. Dafür aber braucht es Geld, das meist von Sponsoren kommt. Diese werden wiederum von medialer Aufmerksamkeit angezogen und für die hat Leonie Fiebich schon einmal gesorgt.

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