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Foto: Ole Spata, dpa (Symbolfoto)
Foto: Ole Spata, dpa (Symbolfoto)

Wer mit Öl oder Gas heizt, muss bald mit höheren Kosten rechnen.

Heizung
20.09.2021

Gas, Wärmepumpe, Pellets: Welche Heizung ist die richtige für mich?

Von Philipp Wehrmann

Der CO2-Preis macht Heizen mit Öl und Gas teurer, aber eine klimaneutrale Wärmepumpe ist nicht für jedes Haus geeignet. Ein Energie-Experte gibt einen Überblick.

Heizen wird in den kommenden Jahren teurer werden – zumindest, wenn dafür Öl oder Gas verbrannt wird.  Seit Anfang des Jahres kostet der Ausstoß einer Tonne CO2 25 Euro. Bei einem Haus, dessen Gasheizung 20.000 Kilowattstunden verbraucht, ergibt das etwa Mehrkosten von 120 Euro jährlich, wie die das Netzwerk der Verbraucherzentralen berechnet hat. Und das ist erst der Anfang. 2025 sollen die Kosten auf 55 Euro pro Tonne und damit auf mehr als das Doppelte steigen. Was danach kommt ist ungewiss. Absehbar aber ist: Auf Menschen mit Heizungen für fossile Brennstoffe kommen steigende Kosten zu. Martin Sambale, Energieberater und Chef des Energie- und Umweltzentrums Allgäu, gibt einen Überblick über die verschiedenen Heizungen sowie ihre Vor- und Nachteile.

Unabhängig vom genutzten Energieträger müsse man zunächst unterscheiden, ob ein Haus über eine eigene Heizung verfüge oder ein an Nah- beziehungsweise Fernwärmenetz angeschlossen werde. Der Vorteil solcher Systeme: Die Wärmeerzeugung geschieht tendenziell effizienter und kann gut mit erneuerbaren Energien erfolgen. Der Nachteil: Der Aufbau eines solchen Netzes ist aufwendig, außerdem gibt es beim Transport Wärmeverluste. Daher sieht Sambale ihren Einsatzzweck insbesondere in Städte- und Gemeindezentren, dicht besiedelten Gebieten also. Umso mehr Menschen mit möglichst kurzen Leitungen versorgt würden, desto besser. Im Einzelfall kämen solche Systeme aber auch in Frage, um beispielsweise über ein Mikronetz kleine Siedlungen wie einen Bauernhof und mehrere anliegende Gebäude mit Wärme und Warmwasser zu versorgen.

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Öl und Gas waren lange die Heizung der Wahl

Wer weiterhin seine eigene Heizung im Haus hat muss sich für einen Energieträger entscheiden. Bislang waren lange hauptsächlich Öl und Gas die Mittel der Wahl. Zumindest die Frage nach Öl stellt sich für viele in einigen Jahren nicht mehr. Ab 2026 dürfen keine neuen Ölheizungen mehr eingebaut werden. „Allerdings sind zahlreiche Ausnahmen vorgesehen, sodass diese Regelung nach derzeitigem Stand eher ein zahnloser Tiger wird“, sagt Energieberater Sambale. Ob verboten oder nicht: Sambale würde bei einem Heizungseinbau oder -wechsel so oder so von Öl abraten. „Bedenkt man die durchschnittliche Lebensdauer einer Ölheizung von etwa 20 Jahren, sind in diesem Zeitraum durch den steigenden CO2-Preis massive Kostensteigerungen beim Heizen mit einer Ölheizung absehbar und in 20 Jahren müssen wir sowieso CO-neutral heizen.

In etwas abgeschwächter Form gilt das aus seiner Sicht auch für Gasheizungen. Lange galten sie dort, wo ein Gasanschluss vorhanden ist, als die günstigste Heizung, sowohl bei der Installation als auch bei den Energiekosten. Aktuell sei Gas zwar noch relativ günstig, doch die Entwicklung des CO2-Preises werde auch hier durchschlagen. Denkbar sei lediglich, dass das Versorgungsnetz irgendwann nicht mehr Gas, sondern Wasserstoff transportiert. Doch das ist unsicher. In der Zwischenzeit sei der Bezug von Biogas eine Alternative, bei der der CO2-Preis nicht fällig wird. Aber Biogas sei nur begrenzt verfügbar und teurer, sagt Sambale, daher sei das keine flächendeckende Lösung.

Heizungen mit Pellets sind auch für ältere Häuser geeignet

Ganz unabhängig vom CO2-Preis werden Hauseigentümerinnen und -eigentümer mit einer Holzpelletsheizung. Der Energieberater empfiehlt sie besonders für Immobilien, die einen größeren Wärmebedarf haben, etwa weil es sich um wenig bis mäßig gedämmte Bestandsgebäude oder um größere Gebäude handelt. Die Pellets bestehen aus gepresstem Holz. Ihre Lagerung und Verbrennung geschehe wesentlich komfortabler als bei gewöhnlichen Holzöfen. Lediglich um die Asche müsse man sich noch kümmern, aber auch das nur in längeren zeitlichen Abständen. Ein Manko aber gibt es: Es sei unklar, wie sich der Preis für Brennholz und Pellets entwickle, wenn der CO2-Preis viele Menschen zu klimaneutralen Alternativen treibt und so die Nachfrage steigt. Die Zuschüsse allerdings sind attraktiv: Die Einbaukosten werden mit bis zu 45 Prozent gefördert. „Ich gehe davon aus, dass die Förderung auch in den kommenden Jahren in einer ähnlichen Höhe angeboten wird. Da sie jetzt schon außerordentlich hoch ist, rechne ich aber nicht mit einer Steigerung.“

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Foto: Bernd Weißbrod, dpa
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Wer mit Holzpellets heizen will, kann für die Umstellung Geld vom Staat bekommen. 

Eine Wärmepumpe muss an das Haus angepasst sein

Genauso gefördert wird der Einbau einer sogenannten Wärmepumpe. Auch hier ist die Nachfrage nach Installateuren allerdings enorm. Sie unterscheidet sich von den vorher genannten Heiztechniken besonders dadurch, dass ihr keine Verbrennung zugrunde liegt. „Eine Wärmepumpe macht sich das Prinzip eines Kühlschranks in umgekehrter Weise zu Grunde.“ Der Energieexperte erklärt das Prinzip vereinfacht so: Einer Wärmequelle, dies kann die Außenluft, Erdreich oder Grundwasser sein, wird Wärme auf einem niedrigen Temperaturniveau entzogen und damit weiter heruntergekühlt. Über den Wärmepumpenprozess wird diese Wärme auf ein höheres Niveau transferiert und dient dann zur Beheizung des Hauses. Für den Prozess ist die Zufuhr von Strom erforderlich. Aus einem Teil Strom kann damit die drei- bis vierfache Energiemenge an Wärme erzeugt werden. Die etwas heruntergekühlte Wärmequelle wie das Erdreich regeneriert sich laufend und gleicht sich so wieder der Umgebung an.

Während andere Heizungsarten die gesamte Energie zugeführt und bezahlt werden muss, bezieht die Wärmepumpe neben der elektrischen Energie also einen Teil der Wärme kostenlos aus der Umgebungstemperatur. Damit sich eine Wärmepumpe lohne, müsse der Unterschied zwischen Temperatur des Heizungswassers im Haus und der Temperatur der Wärmequelle aber möglichst gering sein, sonst sei sie ineffizient. Deswegen seien Wärmepumpen effizienter, wenn sie das Erdreich über Sonden oder Erdkollektoren oder das Grundwasser nutzen. Allerdings seien diese teurer als Luftwärmepumpen. Die wiederum verursachten einen hohen Stromverbrauch, weil die Umgebungsluft gerade in den heizintensiven Monaten Dezember und Januar naturgemäß sehr kalt sei. Luftwärmepumpen seien daher nur in sehr gut gedämmten Effizienzhäusern zu empfehlen. Wichtig ist auch ein Heizsystem, das mit niedrigen Vorlauftemeperaturen auskommt, wie beispielsweise eine Fußbodenheizung oder eine Flächenheizung.

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Foto: Tom Pischell, dpa (Symbolbild)
Foto: Tom Pischell, dpa (Symbolbild)

Die Kombination einer Gas- oder Pelletheizung mit einer Solarthermie-Anlage bietet viele Vorteile – und wird auch vom Staat gefördert.

Auch Holz und Strom könnten in Zukunft teurer werden

Ähnlich wie bei der Entwicklung des Holzpreises für Pelletheizungen gebe es aber auch für Wärmepumpen eine große Unbekannte: die Stromkosten. „Der Strombedarf in Deutschland wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten steigen, auch angetrieben von der Energiewende in Verkehr und Industrie.“ Das könne den Strompreis treiben, es sei denn es würden rechtzeitig und ausreichend erneuerbare Energien ausgebaut. „Der von der Bundesregierung verursachte zögerliche Ausbau in diesem Bereich genügt nicht und schafft eine enorme Gefahr für Preissteigerungen beim Strom.“ Ganz unabhängig von Rohstoff-Preisen sind sogenannte Solarthermie-Anlagen, die die Kraft der Sonne nutzen und eine Heizung gut ergänzen können.

Ganz unabhängig vom Energieträger gilt: Wer aktuell eine Heizung einbaut oder wechselt, muss mit hohen Installationskosten rechnen. Handwerkerinnen und Handwerker sind aufgrund des Baubooms extrem ausgelastet, betont der Energieberater.

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