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Foto: Stefan Puchner, dpa (Archivbild)
Foto: Stefan Puchner, dpa (Archivbild)

Die CSU im Kreis fordert, dass es in Nördlingen künftig eine Kinderklinik geben soll. Die Grünen unterstützen den Vorschlag.

Nördlingen
30.12.2022

Neue Kinderklinik am Stift: Das sagen die Kreisräte

Von Martina Bachmann

Plus Die CSU fordert, am Nördlinger Stiftungskrankenhaus eine Kinderklinik zu etablieren. Nicht jeder im Donau-Rieser Kreistag unterstützt diesen Vorschlag.

Schonungslos hat die Krankheitswelle vor Weihnachten aufgezeigt, wie es um die Kinderkrankenhäuser in Deutschland bestellt ist. Im benachbarten Ostalbkreis waren die Kinderkliniken in Aalen und Mutlangen zu über 100 Prozent belegt, Verlegungen aber kaum möglich, weil die anderen Häuser ebenfalls voll waren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter opferten teils ihren Urlaub, um sich um die vielen kranken Jungen und Mädchen zu kümmern. Viele Eltern horchten daher auf, als die Christsozialen im Kreis Donau-Ries eine Kinderklinik für Nördlingen forderten. Doch was sagen die Vertreter der anderen Kreistagsfraktionen zu diesem Vorschlag?

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Ulrich Lange ist nicht nur CSU-Bundestagsabgeordneter, er ist auch Vorsitzender der mit 25 Mitgliedern größten Fraktion im Donau-Rieser Kreistag, der CSU/AL-JB. "Extrem oft" sei er in den vergangenen Tagen auf das Thema Kinderklinik angesprochen worden, sagt der Nördlinger – nicht nur von Eltern: "Das ist ein gesamtgesellschaftliches Thema, da machen sich viele Gedanken." Derzeit werde für das gemeinsame Kommunalunternehmen Donau-Ries Kliniken und Seniorenheime, kurz gKU, ein neues Medizinkonzept erarbeitet. Das mache der Verwaltungsrat, Kreistag und Nördlinger Stadtrat müssten dem Konzept zustimmen. Lange plädiert dafür, in der Neufassung eine Kinderklinik im Ries mit aufzunehmen.

Neustrukturierung der Kliniklandschaft im Ostalbkreis

Und zwar auch vor dem Hintergrund, dass im Ostalbkreis bekanntlich über eine Neustrukturierung der Kliniklandschaft diskutiert wird. Viele Rieser Eltern fürchten, dass eine neue Kinderklinik weiter von ihrer Heimat entfernt gebaut werden könnte – selbst wenn Aalen nach Einschätzung von Beobachtern derzeit der wahrscheinlichste neue und alte Standort ist. Lange sagt, der Zeitpunkt sei jetzt günstig, weil im Gesundheitssystem in der gesamten Bundesrepublik Veränderungen anstehen: Gesundheitsminister Karl Lauterbach korrigiere das Vergütungssystem für Krankenhausleistungen, das er selbst entwickelt habe. Eine Kinderklinik im Kreis hält Lange deshalb "mittelfristig für realisierbar".

Unterstützung kommt von der Fraktion Grüne/Frauen/Linke, die zehn Sitze im Kreistag hat. Landtagsabgeordnete Eva Lettenbauer verweist auf den Koalitionsvertrag der Bundesregierung. Die will demnach kurzfristig "für eine bedarfsgerechte auskömmliche Finanzierung für die Pädiatrie (Medizin für Kinder und Jugendliche, Anmerk. der Redaktion), Notfallversorgung und Geburtshilfe" sorgen. Diese drei Bereiche sollen künftig einen Sockelbetrag erhalten, damit in ländlichen Gebieten eine breitere Versorgung möglich sei, erklärt Lettenbauer. Sie verweist darauf, dass ihr Fraktionskollege Wolfgang Goschenhofer bereits vor zwei Jahren den Vorschlag gemacht habe, eine Kinderklinik in Nördlingen zu etablieren: "Diesen Vorschlag halten wir aufrecht." Es brauche zwar Geduld, bis sich solch ein Projekt realisieren lasse: "Aber man muss beginnen."

Helmut Beyschlag: Brauchen erst belastbare Fakten

Helmut Beyschlag ist Vorsitzender der Fraktion PWG/ÖDP/FDP. Das Thema Kinderklinik für Nördlingen sei hoch emotional, sagt er. Wenn ein Kind krank sei, dann erfülle das die Eltern und auch die Großeltern selbstverständlich mit großer Sorge. Man hoffe, dass es dem Kind schnell besser gehe und fordere den Anspruch nach einer guten medizinischen Versorgung ein. Doch für Beyschlag sind beim Thema Kinderklinik noch sehr viele Fragen ungeklärt: "Wir brauchen belastbare Fakten, um über das Thema diskutieren zu können." Beyschlag fordert von den Bundes- und Landtagsabgeordneten, dass sie schnellstmöglich über ihre Drähte Informationen liefern: "Ist so eine Kinderklinik überhaupt machbar? Wie ist die finanzielle Situation? Gibt es Personal dafür?"

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Die PWG/ÖDP/FDP-Fraktion hat im Kreistag neun Sitze, die SPD sieben. Die Sozialdemokraten stünden einer Kinderklinik "aufgeschlossen gegenüber", sagt deren Fraktionsvorsitzender Peter Moll. Wenn man sich die bayerische Karte der Kinderkrankenhäuser so anschaue, dann könne man erkennen, dass es in Nordschwaben und im südlichen Mittelfranken "Lücken" gebe. Der Antrag der Christsozialen habe damit seine Berechtigung, die SPD unterstütze das Anliegen auch und würde beispielsweise für eine entsprechende Resolution stimmen. "Aber wir sehen schon auch die Herausforderungen", ganz so einfach sei die Sache nicht, schließlich müsste der bayerische Krankenhausplan geändert werden.

Florian Riehl: Erst die aktuelle Situation verbessern

Florian Riehl ist der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, die mit sechs Räten im Kreistag vertreten sind. Es wäre durchaus toll, eine Kinderklinik zu haben, meint er. Doch man müsse dafür auch Personal finden, schon jetzt gebe es zu wenig: "Man sollte erst die aktuelle Situation verbessern, bevor man etwas Neues anfängt." Der Bau der Kinderklinik müsste laut Riehl über den Kreishaushalt finanziert werden – was dann wohl eine Erhöhung der Kreisumlage und somit eine Mehrbelastung der Kommunen im Landkreis bedeuten würde. Der Verwaltungsrat des gKU müsse erst einmal nicht öffentlich über das neue Medizinkonzept beraten, fordert der FW-Fraktionsvorsitzende.

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