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Foto: Michael Kappeler, dpa
Foto: Michael Kappeler, dpa

Ein Soldat der Bundeswehr steht am Flughafen nahe des Stützpunktes in Gao im Norden Malis. Die Truppe ist derzeit mit 1200 Männern und Frauen in dem Krisen-Land vertreten.

Militärmission
18.09.2021

Folgt dem Rückzug aus Afghanistan das Ende der Mali-Mission ?

Von Simon Kaminski, Stefan Lange

Der Einsatz in Mali ist in den Fokus geraten. Nachdem die Regierung mit einer russischen Söldnerfirma verhandelt, drohen Frankreich und Deutschland mit Konsequenzen.

Kurz nachdem die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer via Twitter darüber sinnierte, ob der Bundeswehr-Einsatz in Mali noch sinnvoll sei, vermeldete Paris einen Coup gegen den Terrorismus in der Sahel-Zone: Der Chef eines Ablegers der Terrororganisation Islamischer Staat (IS), Abu Walid al-Sahrawi, sei jetzt seinen Verletzungen erlegen, die er bei einem französischen Luftangriff in Westafrika im August erlitten habe, sagte Verteidigungsministerin Florence Parly am Donnerstag. Entsprechend euphorisch klang Präsident Emmanuel Macron: "Dies ist ein weiterer großer Erfolg in unserem Kampf gegen terroristische Gruppen in der Sahel-Zone."

Seit fast zehn Jahren wird Mali von Konflikten erschüttert

Die Nachricht des Todes eines der weltweit gesuchtesten Terroristen, auf den die USA ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar ausgesetzt hatten, kommt für Macron zur rechten Zeit. Schließlich gab es immer wieder schwere Rückschläge bei der Militärmission in Mali, die sich auch auf Anrainerstaaten in der Sahel-Zone ausgeweitet hat. Mehr als 5000 französische Soldaten und Soldatinnen sind derzeit dort im Einsatz. Auch die Bundeswehr ist mit rund 1200 Männern und Frauen vor Ort, die allerdings - anders als Frankreich - keinen Kampfauftrag haben. Die deutschen Streitkräfte sind Teil der UN-Mission Minusma sowie eine EU-Ausbildungsmission. Dennoch ist der Einsatz gefährlich: Im Juni waren zwölf deutsche Armeeangehörige und drei weitere UN-Soldaten bei einem Selbstmordanschlag schwer verletzt worden.

Seit fast zehn Jahren wird das Land von Konflikten erschüttert. Im Norden des Landes kämpft die malische Regierung seit Jahren gegen Tuareg-Rebellen, das sind bewaffnete Nomaden, die Viehzucht in der länderübergreifenden Sahel-Zone betreiben. Die Instabilität machten sich verschiedene radikal islamistische Gruppen zu Nutze, die in die Kämpfe eingriffen und Anschläge verübten. Auch innenpolitisch kommt das Land nicht zur Ruhe. Im August 2020 putschte das Militär sich in der Hauptstadt Bamako an die Macht, bereits neun Monate zuvor hatte es einen Staatsstreich gegeben. Die einzige Konstante ist die Instabilität. Die Regierungstruppen gelten im Land als kaum weniger brutal und unberechenbar wie die Rebellen in der Sahel-Zone. Die Armee wird für Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht.

Auch Frankreich warnte Bamako, dass die Zusammenarbeit mit der Söldner-Truppe ernste Konsequenzen hätte

Jetzt wurde bekannt, dass der von den Putschisten eingesetzte Übergangspräsident Assimi Goita mit der russischen Söldnerfirma Wagner über eine Zusammenarbeit verhandelt hat - ein Unternehmen, das im Ruf steht, bei Einsätzen unkontrollierbar und äußerst brutal vorzugehen. Wagner ist nach Überzeugung des internationalen Recherche-Netzwerks „Conflict Intelligence Team“ bereits in Syrien, Zentralafrika und im Sudan tätig. Als sicher gilt, dass die Firma nur mit Zustimmung des Kremls im Ausland aktiv wird. Dass russische Gesetze den Einsatz von Söldnern in anderen Ländern verbieten, spielt offensichtlich keine Rolle.

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Foto: Daniel Reinhardt, dpa
Foto: Daniel Reinhardt, dpa

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) stellte den deutschen Einsatz in Mali via Twitter in Frage.

Die Gespräche der malischen Regierung mit der Firma Wagner hatten Kramp-Karrenbauer bewogen, die Beteiligung der Bundeswehr an den Mali-Missionen in Frage zu stellen. Auch Paris warnte Bamako, dass die Zusammenarbeit mit der Söldner-Truppe ernste Konsequenzen hätte. Macron hatte bereits vor Monaten angekündigt, Frankreichs militärisches Engagement zurückfahren zu wollen. Gleichzeitig verkündete die französische Verteidigungsministerin Parly jetzt, dass der Kampf gegen den Terror fortgesetzt werde.

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Allerdings ist der Afrika-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik, Dr. Denis Tull, skeptisch, ob es wirklich zu einem Abkommen zwischen Wagner und der malischen Regierung kommen werde. "Aus malischer Sicht wäre ein solches Unterfangen von zweifelhaftem militärischem Nutzen bei der Aufstandsbekämpfung. Für Bamako besteht zudem ein erhebliches Risiko, dass westliche Staaten ihre militärische, sicherheitspolitische und entwicklungspolitische Unterstützung für Mali deutlich reduzieren könnten", sagte Tull unserer Redaktion.

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Zudem wäre Russland als Partner Malis nicht in der Lage, diesen Ausfall zu kompensieren. "Meines Erachtens kann das Gerücht als Drohgebärde oder als politisches Manöver gesehen werden, mit dem die Regierung in Bamako mehr Handlungsspielräume gegenüber Frankreich und seinen Partner in bestimmten Fragen verschaffen will." Da gehe es beispielsweise um mögliche Verhandlungen mit dschihadistischen Aufständischen, die Frankreich ablehnt, die aber von vielen Akteuren in Bamako befürwortet werden würden.

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