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Foto: Martina Diemand
Foto: Martina Diemand

Die Schüler befinden sich derzeit im Distanzunterricht. Das bedeutet: Lernen am Laptop, statt pauken im Klassenzimmer.

Augsburg
13.01.2021

Schülerinnen starten Petition für Erhalt der Faschingsferien

Von Philipp Kinne, Miriam Zissler

Plus 36.000 Menschen unterstützen bereits die Online-Petition der beiden Elftklässlerinnen des Augsburger Maria-Ward-Gymnasiums. Sie pochen auf Erholung.

Aufgrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Unterrichtsausfällen wurden die Faschingsferien in Bayern gestrichen. In der Woche könne Lehrstoff nachgeholt werden, argumentierte Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Für diese Entscheidung erntet er allerdings viel Kritik. Ein Realschullehrer empfindet den Wegfall der Ferien nach all den Anstrengungen der vergangenen Monate als Bestrafung. Der Online-Unterricht werde dadurch abgewertet. Auch Jürgen Denzel, Schulleiter des Maria-Theresia-Gymnasiums, hätte sich für seine Lehrkräfte und Schüler diese Verschnaufpause gewünscht. "Gut gemachter Distanzunterricht ist für Lehrer und Schüler sehr anstrengend", sagt er. Die Schülerinnen Mia und Hannah aus Adelsried und Bonstetten, die die achte und elfte Klasse des Augsburger Maria-Ward-Gymnasiums besuchen, haben nun vor einer Woche eine Petition erstellt: Mittlerweile haben sie knapp 36.000 Unterstützer.

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Petition von Augsburger Schülerinnen: "Homeschooling ist mehr Stress"

Die Absage der Faschingsferien bedeute für Schülerinnen und Schüler zusätzlichen Stress, meinen die beiden Elftklässlerinnen. "Homeschooling ist mehr Stress als Präsenzunterricht", sagt die 14-Jährige Mia. Sie berichtet von einer Menge Video-Konferenzen und zusätzlichen Hausaufgaben. Die Freizeit bliebe da auf der Strecke. "Kinder und Jugendliche brauchen die Ferien. Sie brauchen Erholung von dem ganzen Stress", sagt Mia. Einige ihrer Mitschüler seien derzeit überfordert. Das Argument, dass in den Ferien Stoff nachgeholt werden soll, kann ihre Freundin Hannah nicht verstehen. Schließlich sei es schlicht nicht möglich, den fehlenden Stoff der vergangenen neun Monate innerhalb einer Woche nachzuholen.

In den sozialen Netzwerken ist die Petition von Mia und Hannah ein Hit. Unzählige Male wurde die Aktion geteilt und gepostet. In den Kommentarspalten finden sich viele Befürworter, aber auch eine Menge Kritik. "Viele sagen, dass wir ja schon genug frei hatten seit Corona", sagt Mia. "Das stimmt aber nicht." Schließlich bedeute Homeschooling nicht Freizeit. Hannah und Mia hoffen, dass ihre Petition bald die Marke von 50.000 Unterschriften reißt. Dann müsste sich das Kultusministerium mit dem Anliegen beschäftigen. Schon jetzt sei die Aktion aber ein Erfolg, schließlich haben die beiden 16 und 14 Jahre alten Schülerinnen damit eine Debatte losgestoßen.

Faschingsferien als Regeneration für Kinder und Lehrkräfte?

Sie erhalten Zustimmung vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV). Das Streichen der Faschingsferien mit der Argumentation, dass so in dieser Woche die Möglichkeit bestehe, Schulaufgaben zu schreiben, sei zynisch, heißt es von Seiten des Verbands. Bei der aktuellen Situation sei es wichtig, Bildungsgerechtigkeit mit der Notwendigkeit der Erholung und Regeneration für die Kinder und Lehrkräfte abzuwägen. Schüler und Lehrkräfte bräuchten in dieser herausfordernden Zeit die Ferien.

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Landtagsabgeordnete Simone Strohmayr (SPD) aus Stadtbergen spricht sich ebenfalls gegen den Ausfall der Ferien aus. Das Staatsministerium würde diese Zeit nutzen, um alle fehlenden Leistungserhebungen "reinzupressen". "Herr Piazolo muss endlich kapieren, dass Distanzunterricht nicht bedeutet, dass Präsenzinhalte einfach eins zu eins auf online umgestellt werden, sondern dass neue schularten- und jahrgangsstufengerechte digitale Formate entwickelt werden", betont Strohmayr.

Corona: Bildungsgerechtigkeit müsse sichergestellt werden

Auch der beste Distanzunterricht könne den Präsenzunterricht vor Ort nicht ersetzen, entgegnet Maria Scherr aus dem Bayerischen Kultusministerium. Anfang Februar stiegen wieder die Chancen ­– je nach Infektionsgeschehen – für eine schrittweise Wiederaufnahme des Unterrichts an den Schulen. "Vor diesem Hintergrund wäre es nicht zielführend, die Schülerinnen und Schüler nach zwei oder vielleicht sogar nur einer Woche Präsenz- oder Wechselunterricht wieder in die Ferien zu schicken", teilt Scherr mit. Angesichts der Pandemie müsse jede Zeit und Gelegenheit ausgelotet werden, um Bildungsgerechtigkeit sicherzustellen: Die Ferienzeit könne sinnvoll genutzt werden, um Wissenslücken zu schließen, um Lern- und Wiederholungsangebote auszuweiten und um die Abschlussklassen auf die kommenden Prüfungen vorzubereiten.

Lesen Sie dazu den Kommentar: Gestrichene Ferien: Ein Dämpfer für Schüler und Lehrer

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