Weil er ein fremdes Grundstück nicht verlassen wollte, sollte ein 63-Jähriger im April in Krumbach von der Polizei kontrolliert werden. Doch dann eskalierte die Situation: Der Mann habe die Beamten bedroht und sei mit einem spitzen Gegenstand in der Hand auf sie zugestürmt, berichtete das Präsidium später. Mehrfach hätten die Kollegen ihn aufgefordert, den Gegenstand wegzulegen, doch auch der Einsatz von Pfefferspray brachte nichts. Verfolgt von dem Mann, der nach den Beamten noch mit einem Spielzeugkipper warf, versuchten sie, Distanz zwischen sich und den 63-Jährigen zu bringen. Als dieser ihnen folgte, wurde ein Warnschuss abgefeuert - ebenfalls ohne Erfolg. Schließlich gab ein Beamter mehrere Schüsse auf den Angreifer ab, weil er weiter mit dem spitzen Gegenstand auf ihn zugerannt sei. Der Mann wurde dabei schwer verletzt.
In den sozialen Netzen wird die Arbeit der Polizei immer wieder kritisiert
Weil ein Teil des Einsatzes von einem Nachbarn gefilmt und ins Internet gestellt worden war, entwickelte sich in den sozialen Netzwerken eine lange anhaltende Diskussion darüber, ob die Beamten richtig gehandelt haben. Weil auch schon zuvor nach anderen Einsätzen immer wieder die Arbeit der Polizei kritisiert worden war, und sich die Polizistinnen und Polizisten zunehmend verbalen und körperlichen Angriffen ausgesetzt sehen, hat unsere Redaktion in dieser Serie 14 Folgen lang einen Blick hinter die Kulissen geworfen. Wir zeigen, wie die Beamtinnen und Beamten vorgehen, was sie im Alltag erleben und wie sie ausgebildet werden - und was die Attacken mit ihnen machen.
So können die Leserinnen und Leser in unserer Serie unter anderem erleben, wie angehende Polizisten auf die Arbeit auf der Straße vorbereitet werden. Sie erfahren, über welche Ausrüstung die Beamten verfügen. Sie sind dabei, wenn in der Einsatzzentrale Notrufe eingehen und wie das Schießen trainiert wird. Sie begleiten Polizisten auf Streife. Und sie lernen einen Kollegen auf vier Pfoten kennen. Es sind einmalige Einblicke in die Arbeit der Polizei im Landkreis Günzburg. Etwas Exklusives zu gewinnen gab es im Laufe der Serie auch.
Unsere Serie heißt dementsprechend "Die Polizei und wir" - auf der einen Seite ist die Nähe, auf der anderen die Distanz. Da die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis vor allem mit der Landespolizei in Berührung kommen, dreht sich die Serie um sie, wenngleich die Bundespolizei beispielsweise für die Bahnanlagen zuständig ist - wegen der Präsenz vor Ort aber oft von den Kollegen der Landespolizei unterstützt wird.
Staatsanwaltschaft: Die Polizei hat die Waffe zurecht eingesetzt
Die Staatsanwaltschaft hat übrigens inzwischen festgestellt, dass der Polizeibeamte in Krumbach in Notwehr und daher rechtmäßig gehandelt hat. Es wurde daher gegen ihn kein Ermittlungsverfahren eingeleitet, teilte die Behörde auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Das Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der versuchten gefährlichen Körperverletzung gegen den Angreifer ist noch nicht abgeschlossen. Hier werden insbesondere Ermittlungen zu dessen Schuldfähigkeit geführt. Gegen die Person, die einen Teil des Einsatzes gefilmt und ins Internet gestellt hat, ist ebenfalls ein Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft anhängig. Hier besteht der Verdacht eines Vergehens nach dem Kunsturheberrechtsgesetz.
Allerdings sind auch in diesem Verfahren die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Dass die Staatsanwaltschaft die Rechtmäßigkeit der polizeilichen Schüsse bestätigt, hat in den sozialen Medien übrigens erneut für Diskussionen gesorgt - und erneut für Häme gegenüber der Polizei. Diese überprüft nun routinemäßig intern, ob die Kollegen sich im Einsatz richtig verhalten haben.
Im Februar hatte es bereits am Oberegger Weiher bei Krumbach einen Polizeieinsatz gegeben: Ein Mann hatte zwei Spaziergänger mit einem Messer bedroht. Dann war er damit auf die alarmierte Streife zugegangen, Pfefferspray und Warnschüsse brachten ihn nicht davon ab, mit einem gezielten Schuss ins Bein konnte die Polizei ihn schließlich stoppen. Die Staatsanwaltschaft kam zu dem Schluss, dass der Schusswaffengebrauch gerechtfertigt war, Ermittlungen gegen die Beamten wurden nicht eingeleitet. Wegen einer nicht auszuschließenden Schuldunfähigkeit wurde das Verfahren gegen den Mann eingestellt.
Alle Folgen unserer Serie gibt es hier zum Nachlesen:
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