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Foto: Maurizio Gambarini, dpa (Symbolbild)
Foto: Maurizio Gambarini, dpa (Symbolbild)

Der Spähpanzer Fennek soll durch das Spähfahrzeug "Next Generation" ersetzt werden. Der Iveco-Betriebsrat fordert, dass sich die Iveco-Group und Hensoldt um die Montage bewerben.

Ulm
28.03.2024

Ärger bei Iveco: Doch kein Bundeswehr-Auftrag mit Hensoldt?

Von Michael Kroha

Plus Ein gepanzertes Spähfahrzeug sollte im Ulmer Donautal montiert werden. Doch nun kommt es wohl anders. Die Belegschaft ist sauer, es geht um bis zu 80 Jobs.

In der Belegschaft von Iveco und Magirus in Ulm macht sich Ärger breit. Es geht um die Produktion des Spähfahrzeugs "Next Generation". Zusammen mit dem Rüstungskonzern Hensoldt sollte sich die Iveco-Group an der Ausschreibung für den Bundeswehr-Auftrag beteiligen. Und eigentlich, so heißt es, schien die Sache schon klar. Doch nun kommt es wohl anders. Bis zu 80 neue Jobs am Standort im Donautal stehen demnach auf dem Spiel. Der Betriebsrat fordert jetzt ein Umdenken – gerade in Zeiten, in denen von fast überall ein Hochfahren der Rüstungsproduktion in Deutschland gefordert wird. Und mit dem Verkauf der Feuerwehrsparte Magirus größere Veränderungen anstehen.

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Am Ulmer Standort ist man "ein bisschen sauer", sagt Wilfried Schmid. Und der Konzernbetriebsratsvorsitzende der Iveco-Group in Deutschland und Vorsitzende des Gemeinschaftsbetriebsrats in Ulm beschreibt die Stimmungslage damit wohl noch etwas vorsichtig. Denn innerhalb von nur drei Stunden seien 1000 Unterschriften am Standort in Ulm sowie in Hamburg, Köln, Bremen, München, Hannover, Hildesheim, Mannheim und Frankfurt gesammelt worden. Um die 2000 Menschen arbeiten im Donautal. 

Montage von gepanzerten Militärfahrzeugen wäre ein Novum für den Iveco-Standort Ulm

Bis vor wenigen Tagen sei man noch davon ausgegangen, dass dort in naher Zukunft das neue Spähfahrzeug der Bundeswehr montiert werden könnte. Zumindest habe die Iveco-Group die Zusage gegeben, dass die Montage in Ulm erfolgt – vorausgesetzt, das Konsortium aus Iveco und Hensoldt bekommt den Zuschlag. Es wäre ein Novum für den Standort. Zwar sind 60 bis 70 Beschäftigte bereits mit der "Militarisierung" von Kraftfahrzeugen vertraut. Eine komplette Montage von gepanzerten und waffentragenden Fahrzeugen aber habe es bislang im Donautal nicht gegeben, so Schmid. 

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Foto: Marijan Murat, dpa
Foto: Marijan Murat, dpa

Hensoldt-Chef Thomas Müller (links) beim Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz im Januar 2023 in Ulm.

Nun ist aber von "Problemen" die Rede. "Einer der Entwicklungspartner hat seine Strategie geändert", so der Betriebsratschef. Auf die Nachfrage, wer oder was genau damit gemeint ist, will er nicht näher eingehen. Schmid aber erklärt: Iveco allein könne sich ohne Partner nicht an der Ausschreibung beteiligen. Insofern dürfte der vermeintliche "Schwarze Peter" bei Hensoldt liegen. Dort nachgefragt heißt es, man gebe zu Wettbewerbsverfahren grundsätzlich keine Stellungnahme ab. Womöglich aber könnte der plötzliche Umschwung mit dem anstehenden Wechsel auf dem Chefposten zusammenhängen: Thomas Müller geht zum 1. April in den Ruhestand. Sein Nachfolger ist Oliver Dörre. Eine Anfrage unserer Redaktion bei der Iveco-Group blieb am Donnerstag zunächst unbeantwortet. 

Bundeswehr-Auftrag würde Job-Sicherheit nach Magirus-Verkauf bedeuten

Der Betriebsrat aber will diese Entwicklung so nicht einfach hinnehmen. Schließlich stehen in den kommenden Jahren Veränderungen an. Erst vor wenigen Tagen ist der Verkauf der Feuerwehrsparte Magirus an den Münchner Investor Mutares bekannt gegeben worden. Vor diesem Hintergrund ist es "von fundamentaler Bedeutung, neue Arbeitsplätze zu schaffen". Die Montage der Spähfahrzeuge würde die Chance bieten, Beschäftigung für die Belegschaft zu sichern. Vom Auftrag könnten nicht nur der Iveco-Standort, sondern auch einige mittelständische Unternehmen in der Region profitieren, die Dienstleistungen und teilweise auch Bauteile zuliefern. 

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Laut Schmid wird in der Ausschreibung unter anderem gefordert, dass das Fahrzeug amphibisch sein muss, also über Schwimmeigenschaften verfügt. Diese Forderung könne die Iveco erfüllen. Der Konzern beliefere bereits die US-Marine mit schwimmfähigen Panzerspähwagen, "die sich in der Praxis sehr gut bewähren". Als Konkurrenten um die Ausschreibung gelten neben einem finnischen Wettbewerber noch die Rüstungskonzerne Krauss-Maffei Wegmann (KMW) mit Sitz in München sowie Rheinmetall. Das Unternehmen aus Düsseldorf soll sich aber wohl mit einem Fahrzeug aus australischer Produktion beteiligen. Auch deshalb müsse es ermöglicht werden, dass ein Hersteller, der die Montage in Deutschland vornehmen möchte, sich um den Auftrag bewirbt, so Schmid. Die Zeit dafür drängt. Nach dem Betriebsrat vorliegenden Informationen soll die Ausschreibung am 7. April enden. 

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