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Foto: Ulrich Wagner
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Die ersten Tage sind die heiße Phase im Insolvenzverfahren, sagen die Insolvenzexperten Christian Plail (links) und Matthias Hofmann.

Insolvenz
03.12.2020

Die Notärzte für Firmen: Unterwegs mit Insolvenzverwaltern

Von Michael Kerler

Plus Corona kann Betriebe in den Ruin treiben. Christian Plail und Matthias Hofmann verwalten Insolvenzen. Was das heißt, haben Mitarbeiter einer Dietenheimer Firma hautnah erlebt.

Es geht nicht mehr. Roswitha Wicker kann sich gut an den Gedanken erinnern, der ihr an jenem Abend vor zwei Jahren über die Lage ihrer Firma durch den Kopf schoss. Die 59-Jährige ist für die Buchhaltung des Unternehmens Räuchle Präzision verantwortlich, das im baden-württembergischen Dietenheim unweit von Illertissen seinen Sitz hat. Seit 35 Jahren arbeitet sie hier, bereits ihre Mutter war für Räuchle tätig. Für ihr Unternehmen zu kämpfen, das ist Roswitha Wicker wichtig.

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An dem Tag vor zwei Jahren aktualisiert sie wie üblich den Liquiditätsplan, der erwartete Einzahlungen und Auszahlungen gegenüberstellt. „Da war mir klar, es passt nicht mehr“, sagt sie.

Als Roswitha Wicker am nächsten Tag ins Unternehmen kommt, sind bereits die Insolvenzexperten der Kanzlei Schneider Geiwitz & Partner im Haus. „Es hieß, wir dürften ab sofort keine Bankkonten mehr anrühren, in Kürze findet eine Betriebsversammlung statt.“

Das Unternehmen Räuchle meldete vor zwei Jahren Insolvenz an

Das Unternehmen Räuchle meldet am Donnerstag, den 6. Dezember 2018, Insolvenz an – eine Insolvenz in Eigenverwaltung.

Insolvenzen sind absolute Krisenfälle für Firmen. Die Geldströme, die sie am Leben halten, sind aus dem Gleichgewicht geraten. Das Unternehmen wird zum Fall für die Intensivstation, nur dass kein Notarzt kommt, sondern Sanierungs- und Insolvenzexperten oder gleich ein Insolvenzverwalter. Deren Bedeutung könnte bald zunehmen. Angesichts der Corona-Krise befürchten Fachleute eine Insolvenzwelle.

Ein Insolvenzverwalter muss aus der verfahrenen Situation das Beste machen. Vor allem muss er den Schaden für die Gläubiger so gering wie möglich halten, also für alle, denen das Unternehmen Geld schuldet. Er ermittelt dafür die Werte, die es gibt, die Insolvenzmasse. Er muss zudem die Gläubiger finden und diese am Ende so gut es geht entschädigen.

Christian Plail, 57, ist Partner der Neu-Ulmer Kanzlei Schneider Geiwitz & Partner und leitet den Augsburger Standort. Er hat sich für Räuchle von Beginn an engagiert. „Einer Insolvenz haftet hierzulande noch immer der Makel des Scheiterns an“, sagt Plail. „Dabei kann die Insolvenz eine Chance auf Sanierung sein“, betont er. Eine Chance auf eine Gesundung und ein neues Leben. Die Beschäftigten von Räuchle haben dieses Auf und Ab hautnah miterlebt.

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Foto: Ulrich Wagner
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Roswitha Wicker und der neue Chef Mark Haberkorn haben die Insolvenz von Räuchle als Chance aufgefasst.

Das baden-württembergische Unternehmen beschäftigt im Jahr 2018 rund 370 Mitarbeiter. Es stellt Teile vor allem für die Autoindustrie her, beliefert werden Hersteller wie VW, Daimler, Audi, die Produkte gehen auch in den Export. Räuchle hat sich auf die Technik der Massivumformung spezialisiert, mit der Metall unter hohem Druck zu Komponenten gepresst wird, beispielsweise zu Kugelzapfen für die Lenkung. Rund 152 Millionen Teile pro Jahr verlassen das Werk in Dietenheim. Ende 2018 ist das Unternehmen in Familienbesitz, es gibt mehrere Eigentümer und einen beteiligten Geschäftsführer. Einige Dinge waren aus heutiger Sicht liegen geblieben. In der Digitalisierung und Automatisierung waren andere Betriebe weiter. Als plötzlich Aufträge aufgeschoben wurden, wurde es immer enger.

Der AEV ließ Pleils Berufswunsch wachsen

Die prekäre Lage hatte sich bereits abgezeichnet. Die Firma Räuchle wendet sich deshalb bereits Ende November 2018 an die Kanzlei Schneider Geiwitz & Partner, um sich beraten zu lassen. Ab dem 28. November ist ihr Team bis Weihnachten die ganze Zeit vor Ort in Dietenheim, erinnert sich Plail. Er hat weiße Haare, kluge, lebendige Augen und trägt, natürlich, Anzug. Er hatte als Jugendlicher Freude an wirtschaftlichen und rechtlichen Themen, studierte Jura und liest in den 80er Jahren von der Insolvenz des Augsburger Eishockeyvereins AEV. Das macht ihn neugierig auf den Beruf.

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Diese Traditions-Firmen in der Region gerieten in Schwierigkeiten
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Die Kammgarnspinnerei (AKS) in Augsburg konnte mit der Konkurrenz aus Billiglohnländern nicht mehr mithalten. 2002 meldete das Unternehmen Insolvenz an. 2004 musste es schließen.

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2002 ging die 275-jährige Geschichte der Traditionsfirma Kerzen-Miller zu Ende. Die Kerzenfabrik musste Insolvenz anmelden. Das Unternehmen zählte zu den ältesten in Augsburg.

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Das Aus der Walter Bau AG im Jahr 2005 ist der bisher größte Augsburger Insolvenzfall. Walter Bau gehörte einst mit 50.000 Mitarbeitern zu den größten Bauunternehmen Europas.

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Die Neusässer Großdruckerei Kieser geriet 2005 in finanzielle Schieflage. 130 Mitarbeiter waren betroffen. Ein österreichisches Unternehmen übernahm einen Teil der Firma.

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Bei der Ibex Systems AG in Mühlhausen war 2005 Schluss, weil die Computerfirma die Stromrechnung nicht mehr bezahlen konnte. Sie war nach der zweiten Pleite nicht mehr zu retten.

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2010 geriet der Augsburger Maschinen-Hersteller Böwe Systec in zwei Insolvenzen. Die Possehl-Gruppe sprang ein. Trotzdem verlor die Hälfte der einst 800 Mitarbeiter ihren Job.

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2011 wurde der Augsburger Druckmaschinen-Hersteller Manroland zahlungsunfähig. Standorte mussten schließen - in Augsburg selbst stieg aber die Lübecker Possehl-Gruppe ein.

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Die Schuhhandelskette Leiser musste 2012 Insolvenz anmelden. Hunderte Menschen verloren ihre Jobs. Im August 2017 schloss die letzte Filiale in der Augsburger Annastraße.

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2300 Weltbild-Mitarbeiter waren in Augsburg beschäftigt. Jetzt sind es nur noch wenige hundert. Nach der Insolvenz im Januar 2014 übernahm die Düsseldorfer Droege Gruppe den Verlag.

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Wafa gab Ende 2015 bekannt, dass knapp die Hälfte der rund 330 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssen. Als Käufer der Wafa wurde unter anderem die Demmel Gruppe präsentiert.

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2017 wurde beim Papierhersteller UPM eine komplette Papiermaschine geschlossen. 150 Mitarbeiter waren von den Stellenkürzungen betroffen.

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Im Anlagenbau bei Kuka lief es nicht rund. Das gab der Roboter- und Anlagenhersteller im November 2017 bekannt. 250 Stellen wurden gekürzt.

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Die aktuellste Schließung trifft Ledvance - am 12. Oktober 2018 wurde die Produktion endgültig eingestellt. Zu Spitzenzeiten hatte der Lampenhersteller 2000 Beschäftigte, ...

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... damals noch unter dem Namen Osram. Die Schließung des 100 Jahre alten Unternehmens bedeutet auch einen Einschnitt in die Historie der Stadt.

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Das Fujitsu-Werk in Augsburg schließt. Das wurde im Oktober 2018 bekannt. Betroffen sind rund 1800 Menschen.

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Kurz vor Weihnachten 2018 kam die schlechte Nachricht für die 400 Mitarbeiter: Die Gersthofer Backbetriebe mussten Insolvenz anmelden.

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Im Januar 2019 dann erneut schlechte Nachrichten von Kuka: Der Roboterhersteller senkte seine Prognosen, auch Stellenabbau ist wahrscheinlich.

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Strenesse steckte schon länger in Schwierigkeiten, die Corona-Krise bedeutete das endgültige Aus: Im Juli 2020 kündigte das Modeunternehmen aus Nördlingen an, bis zum Jahresende den Betrieb einzustellen.

Plail bewirbt sich als Konkursverwalter in der Kanzlei von Werner Schneider in Neu-Ulm, die später prominente Fälle wie Walter Bau, Schlecker und Weltbild betreuen wird. Die Kanzlei hat damals 20 Mitarbeiter. In der Wirtschaftskrise der 90er Jahre aber hagelt es bald Insolvenzen, viel Arbeit für das Team. Es folgen das Platzen der Dot-Com-Blase 2000, dann die Finanzkrise 2008. „Uns ging die Arbeit nie aus“, sagt Plail, heute zählt die Kanzlei 350 Mitarbeiter. Plail hat in seiner Karriere bereits über tausend Insolvenzen betreut – kleine Verbraucherinsolvenzen, große Fälle, die Bandbreite von einer Weihnachtsstern-Gärtnerei bis hin zur Geflügelzucht.

Die ersten Tage nach der Insolvenz, sagt Christian Plail, sind für den Erfolg entscheidend. Bestellt wird ein Insolvenzverwalter vom Gericht. Kommt er zum ersten Mal in die betroffene Firma, trifft er meist auf einen zerknirschten Geschäftsführer. Die Nerven liegen blank. Es geht nun darum, schnell einen Überblick zu bekommen, Grundoptimismus zu erzeugen und die Mitarbeiter zu beruhigen, dass ihre Löhne durch das staatliche Insolvenzgeld sicher sind. „Manchmal steht am ersten Tag eine Betriebsversammlung an, dann steht man vor 300 Menschen in Schockstarre“, sagt Plail. Anders als man meinen mag, sind Fragen der Mitarbeiter dann selten, das Erlebte muss erst verdaut und daheim besprochen werden. Der Insolvenzverwalter stellt fest, was an Geld und Vermögen noch im Unternehmen vorhanden ist, er nimmt Kontakt mit Lieferanten und Kunden auf, damit der Betrieb nicht zusammenbricht. Dies alles ist nur im Team machbar. „Wenn man nicht aufpasst, fliegt einem der Laden um die Ohren“, sagt Plail. Da seine Kanzlei das Unternehmen Räuchle bereits beraten hat, kam er als Insolvenzverwalter nicht infrage, sondern stand der Sanierung beratend zu Seite. Zum Sachwalter bestellte das Insolvenzgericht Matthias Hofmann von der Kanzlei Pohlmann Hofmann, der unter anderem in Augsburg tätig ist.

An den entscheidenden Anruf erinnert sich der Insolvenzverwalter noch gut

Matthias Hofmann, 43, kann sich gut an den Anruf des Insolvenzrichters aus Ulm erinnern. Das Telefon klingelt, eine halbe Stunde später sitzt er im Auto auf dem Weg nach Dietenheim.

Dort brennt es, sinnbildlich gesprochen. Im Hof trifft gerade eine Metall-Lieferung ein, diskutiert wird, das Material gar nicht mehr abzuladen. „Das wäre eine Katastrophe gewesen“, sagt Hofmann. Kein Metall heißt keine Produktion. Am Ende könnten bei Firmen wie VW die Bänder stillstehen. Ein Zulieferunternehmen hätte dann jedes Vertrauen verspielt. Die Ladung wird abgeladen. Am Nachmittag: Betriebsversammlung in der Kantine, die Tische sind herausgeräumt. Es herrscht Fassungslosigkeit und Schweigen. Viele hatten etwas geahnt, das Novembergehalt kam schon nicht mehr auf das Konto.

Die Sanierungsexperten von Schneider Geiwitz & Partner sorgen bei Räuchle dafür, dass die Löhne bald gezahlt werden und arbeiten Hand in Hand mit Sachwalter Matthias Hofmann. Gemeinsam klären sie den Finanzbedarf der nächsten Zeit, sprechen mit Lieferanten und Kunden, schaffen Vertrauen. „Die ersten Tage sind die heiße Phase, was man in zwei Wochen nicht stabilisiert, zerrinnt später zwischen den Fingern“, sagt Hofmann.

Walter Bau, Schlecker: Die großen Insolvenzen bleiben in Erinnerung

In Erinnerung sind vor allem die großen Insolvenzen. Im Jahr 2005 meldet die Walter Bau AG in Augsburg Insolvenz an, 5000 Stellen fallen weg. Im Jahr 2012 ist Schlecker pleite, in Deutschland verlieren über 22.000 Mitarbeiter ihre Arbeit. Insolvenzverwalter ist Arndt Geiwitz, er muss im Akkord jede Kündigung selbst unterschreiben. 2017 meldet Air Berlin Insolvenz an. Ein Insolvenzverfahren zieht sich häufig über Jahre hin, bis die letzten Cent eingetrieben sind.

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Foto: Marijan Murat, dpa
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Schlecker hatte im Januar 2012 Insolvenz angemeldet. Etwa 25 000 Menschen verloren ihren Job.

Manchmal bekommen Unternehmen aber eine neue Chance. Im Jahr 2013 betreut Schneider Geiwitz & Partner die Insolvenz von Weltbild, das Unternehmen wächst heute wieder. Dieses Jahr trifft es Galeria Karstadt Kaufhof, Filialen werden geschlossen, inzwischen hat der Warenhauskonzern aber das Schutzschirmverfahren beendet und kann nach einem halben Jahr saniert weitermachen. „Das ist Rekordzeit“, sagt Plail. Eine Vielzahl an Mitarbeitern seiner Kanzlei war dafür ein halbes Jahr fast durchgehend in Essen. Um in der Corona-Zeit Kontakte zu vermeiden, mussten sie sich im Hotel das Frühstück vor die Türe stellen lassen mussten.

In Dietenheim bei Räuchle sah es ebenfalls bald gut aus. „Wir hatten einen Investor an der Hand“, erinnert sich Plail. „Ich war zuversichtlich.“

Zuerst aber bekommen 30 Beschäftigte eine Kündigung, 50 gehen durch Altersteilzeit und andere freiwillige Lösungen. Gehälter sinken, das Urlaubsgeld wird reduziert. Verglichen mit anderen Fällen aber halten sich die Einschnitte in Grenzen. Im Februar 2019 übernimmt der Investor Dubag das Unternehmen, im November 2019 kann das Insolvenzverfahren aufgehoben werden. Räuchle hat heute einen neuen Geschäftsführer, Mark Haberkorn, 41. Der studierte Luft- und Raumfahrtingenieur trägt einen legeren orangenen Pulli, hat das „Du“ als normale Anrede eingeführt, Hierarchien beseitigt und das Chefbüro zweigeteilt, um einen kurzen Draht zu seiner Kaufmännischen Leiterin Roswitha Wicker zu haben.

Jetzt wird bei Räuchle wieder voll gearbeitet

Ein Geruch von Öl liegt in der Luft, es rattert, hämmert. Pressen, so groß, dass man über Stufen hinaufsteigen muss, werfen Teile aus. Klack, klack, klack. Wer heute mit Mark Haberkorn und Roswitha Wicker durch die Produktion läuft, sieht ein gut beschäftigtes Unternehmen. Räuchle ist „eine Perle“, findet Haberkorn. Nach der Insolvenz hat der neue Chef an vielen Stellschrauben gedreht, Abläufe verbessert, in die Automatisierung investiert. Als dieses Jahr die Corona-Pandemie dazukam, waren 16-Stunden-Tage für ihn und Roswitha Wicker keine Seltenheit. Trotz der aktuellen Wirtschaftskrise schlägt sich Räuchle gut. „Die Sanierung nach der Insolvenz hat uns geholfen, so gut durch die Krise zu kommen“, ist Haberkorn überzeugt.

Mit dem Ausbruch der Corona-Krise ist befürchtet worden, dass bald eine Insolvenzwelle durch Deutschland rollt. Bisher ist das Gegenteil der Fall: Im Oktober zählte der Verband der Insolvenzverwalter Deutschlands rund 630 neue Insolvenzverfahren – fast 50 Prozent weniger als vor einem Jahr. Grund sind die massiven Hilfen des Staates, zudem ist die Pflicht, eine Insolvenz anzumelden, bis Jahresende teilweise ausgesetzt. Kommt die Insolvenzwelle also nächstes Jahr?

Christian Plail wie auch Matthias Hofmann erwarten bald wieder mehr Pleiten. „Alle sitzen in der Warteschleife“, sagen sie. Ihr Tipp: Nicht warten, bis der Firma der letzte Cent ausgeht. In ihrer Karriere haben die beiden Insolvenzverwalter bereits Unternehmer erlebt, die ihr letztes Hemd einbrachten und in denen die Mitarbeiter seit einigen Monaten kein Gehalt bekamen – vor allem bei inhabergeführten Firmen komme dies vor.

Plail rät, sich schnell beraten zu lassen, wenn sich Zahlungsschwierigkeiten andeuten. „Je früher man anfängt, Rat zu suchen, desto größer ist die Chance, dass sich der Schaden abwenden lässt – das sehen viele Unternehmer nicht“, sagt er.

Eine Insolvenz ist mit Bitterkeit, Schicksalen und auch Leid verbunden. Trotzdem will er optimistisch an jeden neuen Fall herangehen. „Ich bin ein positiver Mensch“, sagt Christian Plail. „Ein Insolvenzverwalter muss Visionen haben“, ist er überzeugt.

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Foto: Oliver Berg, dpa
Foto: Oliver Berg, dpa

Mitarbeiter von Galeria Karstadt Kaufhof demonstrieren für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.

Auch eine gewisse Kreativität gehört dazu. Das weiß man spätestens, seit Insolvenzverwalter Werner Schneider im Fall der Walter Bau AG 2011 die Boeing des heutigen thailändischen Königs pfänden ließ, um Forderungen aus einem früheren Autobahn-Bauprojekt in Thailand einzutreiben.

Nach der Insolvenz denkt er an die Zukunft

Bei der Firma Räuchle skizziert Geschäftsführer Haberkorn dagegen längst wieder die Zukunft: Das Unternehmen muss bereits dann zum kompetenten Partner der Automobilbauer werden, wenn Teile entworfen werden. „Wir stehen für ein ressourcenschonendes Design und können auch sehr komplizierte Metallteile umformen“, sagt er. Räuchle ist ein Erfolgsfall für die Sanierungsexperten von Schneider Geiwitz & Partner. Auch Sachwalter Matthias Hofmann ist zufrieden: Die Gläubiger bekommen nun ihr Geld. Hofmann wird diese Auszahlungen überwachen.

Dass es sich gelohnt hat, für „ihr“ Unternehmen zu kämpfen, das freut Roswitha Wicker. „Ich wollte, dass Räuchle eine Zukunft hat.“ Eine Insolvenz mag sie nie wieder erleben.

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