Abgrund und Ekstase
Seraphin-Trio spielte in St. Moritz
St. Moritz scheint sich zu einem Kult-Ort zu entwickeln und ist nach der Sanierung mit dem visionär-reduzierten Raum Tourismus-Attraktion geworden. Wenn ein Ereignis der besonderen Art darin stattfindet, ist der Ort auf seine Weise perfekt. So staunte man beim Konzert des Seraphin-Trios am Sonntagnachmittag über ein ausverkauftes Haus – trotz Konkurrenzveranstaltungen wie Johann Sebastian Bachs Matthäuspassion durch die Domsingknaben (siehe Artikel unten).
Im Mittelpunkt des vom Tonkünstlerverband ausgerichteten Konzerts stand Olivier Messiaens „Quatuor pour la fin du temps“. Das „Quartett für das Ende der Zeit“, das der Franzose im Gefangenenlager Görlitz unter unglaublichen Umständen zur Uraufführung brachte, entblößt den spirituell-religiösen Kern des glühend katholischen Künstlers. Im Mittelpunkt steht das 10. Kapitel der Offenbarungen des Johannes, die Auflösung der Zeit, der Körperlichkeit. Wie kaum ein anderer versteht es Messiaen, den Klang zu entmaterialisieren. Er lässt ihn in Formen und Farben funkeln bis hin zu Ekstasen und lässt ihn sanft changieren.
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