Heldin des Alltags
Bele Turba in der Kresslesmühle
Mit dem Münchner Valentin-Karlstadt-Theater gastierte Bele Turba mehrmals in unserem Raum. Dann stand sie an der Seite von Christian Auer in der Rolle der Liesl Karlstadt. Valentins Humor liegt ihr im Blut, wie sie in ihrem ersten Soloprogramm bewies, mit dem sie in der Augsburger Kresslesmühle gastierte.
Charakterdarstellerin sei sie, die Wasserleiche bei XY
Aus dem Leben einer Schauspielerin will Turba plaudern, also aus ihrem Leben. Sie sei Charakterdarstellerin und vielleicht habe sie der ein oder andere auch schon gesehen. „Ich war die Wasserleiche bei XY und die dritte Passantin von links bei Wetten, dass..“
Wem diese Highlights deutscher Fernsehkultur entgangen sind, der lernt Turba nun kennen und dies auf eine unterhaltsame und sehr unaufdringliche Art. Nicht alles ist neu, was sie sagt. Aber Turba wirkt authentisch, ihre Offenbarungen über die Heldinnen des Alltags gefallen und unterhalten.
Während sie so erzählt von den natürlichen Feinden der Schauspieler, von Nervosität, vom Publikum und Regisseur, verwandelt sie sich nach und nach in Valentins Kapellmeister samt Bart, Bauch und Perücke.
Jetzt spricht sie perfektes Münchnerisch. Bei Valentins Blödsinn fühlt sie sich wohl, so etwa bei ihrem Lied von den „Versteigerungen“. Wer hier die Augen schließt, sieht die Karlstadt vor sich. Dann geht es weiter mit Turbas Erfahrungen als Schauspielerin, Mutter und Ehefrau. Ihre kabarettistisch ausgefeilten Beobachtungen besitzen Potenzial, auch wenn einige Nummern noch ein wenig zu sehr an Bekanntem kleben. Es würde sich sicherlich für sie lohnen, kabarettistisch weniger beackerte Felder zu bestellen als die Unterschiede von Mann und Frau.
Trotzdem gefällt Turba, da sie natürlich wirkt und auch herrliche eigenständige Nummern mit im Programm hat. Immer wenn sie ins Groteske abhebt, wird es richtig komisch. So war der Blick auf die Spielerfrauentribüne beim Fußballspiel ebenso grandios wie die valentinesken Formulierungen von dem, der von einer Villa mit Meerblick in München träumt oder sich nach einem Fahrrad mit Lenker sehnt. Wenn ihr zweites Programm dort weitermacht, wo das erste aufhört, dann wird man Bele Turba nicht das letzte Mal als Kabarettistin auf der Bühne der Kresslesmühle erlebt haben.
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