So ein Braus in den Worten
Der Schriftsteller Feridun Zaimoglu schlägt als Vorleser seine Zuhörer in Bann. Und eine Runde im Rokokosaal klärt, in wie vielen Spielarten das Deutsche doch klingen kann
Diese Stimme! Wenn Schriftsteller Feridun Zaimoglu zu lesen beginnt, rinnt seinem Zuhörer ein wohliger Schauer über die Haut. Unwillkürlich dirigiert er beim Lesen seinen Singsang. Eine archaische, raue Sprache hat er für seinen Luther-Roman „Evangelio“ erfunden. Wie ein Landsknecht spricht, der schon viel Blut vergossen und Narben hingenommen hat. „Ich habe Hund fressen müssen, und Ratte und Pferdemaul und Klumpen Erde. Krieg ist Mannfresser. Bin in Fehden zerrieben worden. Hab etliches Volk gelöscht.“ Dieser vierschrötige Kerl also bewacht den „Ketzer“ auf der Wartburg, der unterm Kleid des Junkers den Mönch verbirgt.
Am ersten Abend der „Martinstage“ war Zaimoglu im leider mäßig besetzten Rokokosaal im Fronhof zu erleben. In einer Runde mit dem Sprachforscher Dieter Borchmeyer und dem Autor Pascal Richmann dachte er über Luther und die Deutschen nach. Dass der Reformator die Bibel in einem gängigen Deutsch populär machte, steht fest. Aber sonst, wie steht es um die „deutsche Nation“? Borchmeyer zitierte Schiller: „Wo das politische Deutschland aufhört, fängt das gelehrte Deutschland an.“ Das Deutsche drängte immer über die Grenzen der Nation hinaus ins Weltbürgerliche. Für die Kulturnation habe dies den Vorzug gehabt, dass sie Fremdes amalgieren konnte. „Das Deutsche stellt die große Synthese her und wird dadurch eine Weltsprache“, sagte der Heidelberger Professor. Mit der Kehrseite, dass am deutschen Wesen die Welt genesen sollte.
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