Wieso, weshalb, warum? Alle Fragen zur Theatersanierung
Ab Montag wird mit den Bürgern über die Sanierung des Theaters diskutiert. In der bisherigen Debatte tauchten einige Fragen immer wieder auf. Ein Überblick.
Muss das Theater saniert werden, obwohl die Stadt so wenig Geld hat?
Die Feuerwehr genehmigt den Spielbetrieb im Großen Haus nur noch mit Auflagen. Die Präsenz von Brandschützern ist bei jeder Veranstaltung hoch. Dies hat mehrere Gründe. Die Fluchtwege hinter den Kulissen sind mit bis zu 130 Metern viel zu lang. Mitarbeiter, die in den technischen Bereichen über der Bühne arbeiten, müssen Funkmelder mitnehmen, um im Notfall alarmiert werden zu können. Das System, mit dem im Fall eines Feuers Alarm ausgelöst wird, stammt aus den 50er Jahren und ist selbst gegen Rauch und Flammen nicht ausreichend abgesichert. Ändert sich die Situation nicht, droht die Schließung des Großen Hauses.
Und was wäre dann? Immerhin gibt es noch die Brechtbühne...
Das Theater stünde ohne seine größte und wichtigste Bühne da. Vor allem das Musiktheater wäre „heimatlos“. Die Stadt müsste nach anderen Spielstätten suchen, was schwierig ist, da Säle mit entsprechender Zuschauerkapazität rar sind. Ohne entsprechende Bühnentechnik könnten viele Produktionen auch gar nicht gespielt werden. Die Brechtbühne wiederum ist selbst nur eine Übergangslösung, die bis 2026 genutzt werden soll. Auch dort setzt die Bühnentechnik den Produktionen Grenzen. Ein Dreispartentheater ohne Großes Haus ist im Grunde nicht funktionsfähig.
Vielleicht braucht man künftig gar nicht mehr alle Sparten.
Natürlich ist denkbar, auf eine Sparte zu verzichten. Die Frage ist, auf welche. Schauspieler und Tänzer machen finanziell den geringsten Posten im Theaterbetrieb aus. Mehr Geld verdienen die Musiker des Orchesters. Diese Sparte ist auf der anderen Seite aber auch die, die dem Theater die meisten Zuschauer und damit gute Einnahmen bringt.
Muss das Große Haus unbedingt bestehen bleiben oder wäre ein Neubau am Kennedyplatz oder anderer Stelle denkbar?
Die Stadt hat viele Varianten durchgespielt. Einem Abriss des Großen Hauses steht laut Baureferent Gerd Merkle entgegen, dass es unter Denkmalschutz steht – zumindest bis zum so genannten Eisernen Vorhang, also grob gesagt der Abtrennung zwischen Zuschauerraum und Bühne. Auch der Bühnenturm, der die Sanierung unter anderem so teuer macht, fällt unter den Denkmalschutz. Würde man das Theater auf der grünen Wiese neu bauen, käme dies laut Aussage der Architekten nicht wesentlich billiger. Und für den Unterhalt fürs Große Haus müsste die Stadt weiter aufkommen. Selbst wenn es leer steht, lägen die Ausgaben laut Hochbauamt bei einer siebenstelligen Summe jährlich.
Muss es beim Neubau die große Lösung sein, oder könnte die Brechtbühne stehen bleiben?
Die Brechtbühne ist ein Übergangsbau, der ursprünglich bis 2026 als Spielstätte dienen sollte. Fakt ist, dass die Stadt Fördergelder zurückzahlen muss, wenn sie diese Spielstätte vorher aufgibt. Fakt ist auch, dass das Geld in den bislang genannten Zahlen für die Sanierung nicht aufgelistet ist. Zu bedenken ist bei dieser Debatte aber, dass die Brechtbühne wohl in 15 bis 20 Jahren nicht mehr bespielbar sein wird. Mit dem Neubau von Werkstätten und Verwaltung kann die Stadt aber nicht so lange warten, weil die Gebäudekomplexe zu marode sind. Möglich wäre, Probebühnen und Werkstätten um die Brechtbühne herumzubauen. Laut Kulturreferent Thomas Weitzel wäre auf dem übrig bleibenden Platz aber nicht genügend Platz für alle notwendigen Gebäude. Die Stadt müsste also anderswo Räume anmieten oder bauen, was ebenfalls Geld kostet.
Bleibt es bei den genannten Ausgaben für Sanierung und Neubau?
Architekt Walter Achatz betont, die Ausgaben fürs Große Haus relativ genau benennen zu können. Seine Kostenkalkulation reicht allerdings nur bis ins Jahr 2017. Weitere Prognosen über Zinsen, Baupreisentwicklung und Co. will derzeit keiner abgeben. Damit bleibt die Unsicherheit, dass sich die errechneten Summen erhöhen könnten.
Werden am Ende nicht alle Baumaßnahmen teurer?
Nicht zwingend. Ein Blick auf andere Augsburger Projekte zeigt dies. Der Umbau einer denkmalgeschützten Shedhalle auf dem AKS-Gelände, in die das Stadtarchiv einzog, blieb mit knapp 12 Millionen im Kostenrahmen. Bei der Stadtarchäologie wird es ähnlich laufen. Beim Curt-Frenzel-Stadion werden wohl 33 Millionen Euro für Profi- und Breitensport fällig (ein Rechtsstreit läuft noch). Geplant waren 25 Millionen Euro. Staatliche Zuschüsse gab es keine. Der Königsplatz-Umbau mit Haltestellendreieck samt Neugestaltung des Innenstadtverkehrs kostete um die 63 Millionen Euro. Nach Abzug des Stadtwerke-Anteils samt Fördergeldern und der Städtebauförderung muss die Stadt selbst knapp20 Millionen Euro zahlen. Für den Hauptbahnhofstunnel sind 143,5 Millionen an Investitionskosten angesagt. Nach Abzug der Förderung und der Kostenanteile von Stadtwerken und Bahn bleiben für die Stadt nur 3,1 Millionen Euro Eigenanteil. Der Neubau der Ackermann-Brücke über die Wertach ist mit 18,5 Millionen Euro veranschlagt. Allerdings gibt es staatliche Zuschüsse, sodass die Stadt wohl um die 50 Prozent Eigenanteil hat.
Auftakt für den Bürgerbeteiligungsprozess ist am Montag, 9. November, um 19.30 Uhr in der Brechtbühne. Am Dienstag und Mittwoch finden dann Workshops im Abraxas statt. Die Ergebnisse werden an beiden Tagen jeweils ab 19.30 Uhr präsentiert. Zuschauer sind willkommen.
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