Die Bewohner dieses Wohnblocks haben Dusch-Verbot
Das Gesundheitsamt hat ein Duschverbot für die Bewohner dieses Wohnblocks in Kaufbeuren verhängt. Der Grund sind Legionellen. Die Bewohner kritisieren die Zustände.
Massiv von Legionellen befallen ist eine Wohnung in einem Kaufbeurer Wohnblock. Das Bakterienaufkommen war bei einer Routine-Messung im Januar festgestellt worden. Das Ergebnis kam Anfang Februar „völlig überraschend“, sagt Frank Runge, Geschäftsführer der zuständigen Allgäuer Wohnungsverwaltung. Weil nur eine Wohnung betroffen war, nicht aber die Hauptleitung, wollte er keine Panik schüren. „Es war ein ganz lokales Problem“, sagt er. Vorwürfe, er habe nicht rechtzeitig reagiert, weist er zurück. Bewohner fühlen sich jedoch nur „halbseiden informiert“ und etwa durch das mittlerweile herrschende Duschverbot eingeschränkt. Eine Bewohnerin war zudem an Legionellen erkrankt. Ob die Ursache dafür die Bakterien aus dem Wohnblock sind, ist allerdings nicht bewiesen.
Das Gebäude mit 47 Wohnungen im Ortsteil Hirschzell-Siedlung stammt aus den 1970er Jahren. Bei einer ersten Untersuchung 2013 waren erhöhte Werte festgestellt worden, sagt Runge. Der betroffene Bereich wurde desinfiziert. Bei den drei Folgeuntersuchungen habe der Wert stets bei Null gelegen. Die hohe Belastung in der einen Wohnung war für Runge ein Problem der dort „zu geringen Wasserentnahme“ (dann können sich Legionellen in den Leitungen gut vermehren). Er sah daher nicht die Notwendigkeit, für alle Bewohner des Hochhauses ein Duschverbot zu verhängen. Ein Bewohner sah das aber anders. Er meldete den Befall dem Gesundheitsamt in Marktoberdorf. Das verhängte ein Duschverbot für das ganze Haus und veranlasste eine Gefährdungsanalyse, sagt dessen Leiter Dr. Christian Hellmich. Runge ließ einen Aushang anbringen. Die Temperatur des Warmwassers wurde auf mehr als 60 Grad erhöht. Bei diesen Temperaturen sterben die Bakterien ab.
„Unhaltbare Zustände“
„Das sind unhaltbare Zustände“, empört sich Rudolf Mergenthaler. Er wohnt mit seiner Frau Yvonne Rech seit über 20 Jahren in dem Haus. Das Problem müsse man doch „mittlerweile in den Griff kriegen.“ Viele Regelungen seien schwierig einzuhalten. Ein paar Beispiele: Wegen der Temperaturerhöhung komme das Wasser nun so heiß aus dem Hahn, „dass man Kaffee damit kochen kann“, sagt Rech. Ein Verbrührisiko gerade für ältere Personen, sagt sie. Mehrmals täglich sollen die Bewohner das Wasser mehrere Minuten heiß „an allen Zapfstellen“ laufen lassen. Den Wasserdampf dürfe man nicht einatmen und müsse ausreichend lüften. Die Bäder aber liegen innerhalb des Gebäudes, haben keine Fenster, sagt eine Wohnungsinhaberin. „Da gehe ich dann mit dem Handtuch vor dem Mund ins Bad, drehe den Hahn auf und gehe so schnell wie möglich wieder raus.“ Zur Sicherheit duscht das Ehepaar Mergenthaler/Rech beispielsweise in einem anderen Haus. Trotz dieser ganzen Einschränkungen gebe es keine Mietminderung, sagt Mergenthaler. Er glaubt mittlerweile fast, dass die Hausverwaltung das Problem nicht beheben wolle, „dass gerade so viel gemacht wird, dass es wieder ein bisschen geht“.
Das bestreitet Runge. Die Technik im Gebäude sei neu. Die Heizung stamme zum Beispiel aus dem Jahr 2012. Außerdem sei am selben Tag, an dem in der Wohnung der hohe Wert registriert wurde, in der Hauptleitung der Wert Null gemessen worden. Runge hat mittlerweile eine gewerbliche Spülung in den Leitungen einiger Wohnungen veranlasst.
Das Ergebnis einer Gefährdungsanalyse stehe zudem noch aus. Weitere Proben werden Ende April entnommen. „Aus den Leitungen kommt sauberes Wasser“, ist er überzeugt. Bei den Bewohnern bleibe dennoch manchmal nur die Angst. Yvonne Rech etwa war stark erkältet. Da sei sie zum Arzt gegangen. Die Ursache hätten ja Legionellen sein können, sagt sie.
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