Media-Saturn zeigte sich selbst an
Das Unternehmen hat den Bestechungsverdacht bei einer internen Prüfung entdeckt. Daraufhin haben die Verantwortlichen selbst Strafanzeige erstattet.
Der Korruptionsverdacht bei Europas größter Elektronik-Handelskette Media-Saturn ist offenbar durch eine interne Prüfung ans Licht gekommen. Auf diesem Wege wurden Unregelmäßigkeiten festgestellt. Nach Informationen unserer Zeitung soll das Unternehmen daraufhin selbst durch einen Anwalt Strafanzeige erstattet haben. Angeblich gibt es bereits einen internen Compliance-Bericht über die Vorgänge. Ein Sprecher von Media-Saturn betonte auch gestern, das Unternehmen kooperiere „vollumfänglich mit den Behörden“.
Insgesamt wird gegen sechs Beschuldigte ermittelt. Drei sind Mitarbeiter bei Media-Saturn, bestätigen die Ermittler. Einer davon ist ein hochrangiger Manager: Er gehört der neunköpfigen Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding an. Drei weitere Beschuldigte arbeiten für andere Firmen. Die Media-Saturn-Leute stehen im Verdacht, Schmiergelder in Höhe von mehreren Millionen Euro angenommen zu haben. Juristisch lautet der Vorwurf „Bestechung im geschäftlichen Verkehr“, „Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr“ und Beihilfe zu diesen Korruptionsdelikten. Teilweise werden die Fälle von der Staatsanwaltschaft als „besonders schwer“ eingestuft.
Die Mitarbeiter anderer Firmen sollen bezahlt haben, um bei der großen Elektronik-Handelskette ins Geschäft zu kommen beziehungsweise um sich Vorteile zu verschaffen. Die Media-Saturn-Holding betreibt rund 240 Geschäfte unter dem Namen Media Markt und rund 140 Saturn-Märkte.
Scheinrechnungen wurden gestellt
Nach Informationen unserer Zeitung geht es um ausgelagerte Tätigkeiten von Media-Saturn wie Promotion und den Verkauf von DSL-Verträgen. Es sollen Scheinrechnungen gestellt worden sein. Auf dem Wege sogenannter Kick-Back-Zahlungen landete das Geld dann wieder bei den Media-Saturn-Mitarbeitern.
Mittwochvormittag durchsuchten drei Staatsanwälte und rund 160 Polizeibeamte 20 Geschäftsräume und Privatwohnungen, vorwiegend in Süddeutschland und im Großraum Frankfurt, bestätigt der Sprecher der Augsburger Staatsanwaltschaft, Matthias Nickolai. Auch die Zentrale der Media-Saturn-Holding in Ingolstadt war betroffen. Die Ermittler stellten umfangreiches Datenmaterial auf Computerfestplatten und in Aktenordnern sicher, das nun ausgewertet wird. Verhaftungen gab es bislang nicht.
Bei Verurteilung drohen bis zu fünf Jahre Haft
Bei Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr drohen Tätern Haftstrafen bis zu drei Jahren. In besonders schweren Fällen können Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren ausgesprochen werden.
Die Diskussion ist geschlossen.