PEN-Präsident für Verbot von "Mein Kampf" in Deutschland
Im Internet kann jeder Hitlers Hetzschrift "Mein Kampf" lesen - doch offiziell erhältlich ist das Buch nicht. Bis 2015 hält der Freistaat Bayern die Urheberrechte.
Im Streit um den Umgang mit Hitlers Hetzschrift "Mein Kampf" würde der Präsident der Schriftstellervereinigung PEN ein Verbot begrüßen. Für viele Menschen wäre es unerträglich, das Propagandawerk kommentarlos im Buchhandel zu finden, sagte Johano Strasser der Nachrichtenagentur dpa. Zugleich sprach er sich ausdrücklich für eine kommentierte Ausgabe aus.
Noch bis 2015 hält der Freistaat Bayern die Rechte und hat bisher Veröffentlichungen unterbunden. 70 Jahre nach dem Tod Hitlers erlischt das Urheberrecht des Autors. Befürchtet wird vor allem, dass die Hetzschrift dann frei und unkommentiert auf den Markt kommt.
"Ich glaube, dass eine kommentierte Fassung absolut notwendig ist, auch für den Umgang von Schülern mit dem Thema", sagte Strasser. "Wir haben eine große rechtsradikale Szene in Deutschland und wissen seit einigen Jahren, wie mörderisch diese Szene ist. Insofern sollten wir es nicht als Erfolg ansehen, wenn das Thema aus der Öffentlichkeit verdrängt wird." Die vom Institut für Zeitgeschichte in München geplante kommentierte Ausgabe sei deshalb der richtige Schritt.
"Man hätte sie längst haben können, aber ich glaube, dass in Deutschland die Angst vor dem Umgang mit dieser scheußlichen "Ware" so groß war, dass sich niemand so recht daran getraut hat. Wenn wir sie (die kommentierte Ausgabe) jetzt bekommen, ist es sicher nicht zu spät", sagte der Politologe und Schriftsteller. "Ich verstehe aber, dass Menschen jüdischer Herkunft oder Glaubens bei dem Thema höchst empfindlich sind."
Es gebe im Westen unterschiedliche Auffassungen von Meinungsfreiheit. Während es im angelsächsischen Raum für Verbote, etwa im Falle der Holocaust-Leugnung, wenig Verständnis gebe, hätten viele Menschen in Deutschland vor dem Hintergrund der Nazizeit eine andere Auffassung. Allerdings könne auch ein Verbot von "Mein Kampf" in Deutschland - etwa über den Straftatbestand der Volksverhetzung - die Verbreitung der Hetzschrift nicht wirksam verhindern.
"Es ist gar nicht zu vermeiden dass der Text von "Mein Kampf" sich verbreitet, er ist ja überall zugänglich im Internet", sagte Strasser. "Wenn ein Gericht zu der Überzeugung kommt, das ist Volksverhetzung, würde das Buch aus dem Buchhandel wieder verschwinden, damit ist es aber nicht weg. Wir haben dänische Ausgaben in deutscher Sprache, wir haben in den USA in deutscher und englischer Sprache gedruckte Ausgaben, die jederzeit über das Internet zu besorgen sind. Im Arabischen und im Türkischen gibt es Ausgaben. Wer so etwas lesen will, wer vielleicht damit Propaganda machen will, hat es leider nicht besonders schwer."
Dennoch würde Strasser ein Verbot in Deutschland begrüßen. "Man muss berücksichtigen, dass es für manche Menschen schwer erträglich wäre, solch ein Buch im deutschen Buchhandel auf einem Stapel zu sehen." Er rechne auch mit einem Verbot. "Hier denke ich, werden die Gerichte handeln - weil sie das, gerade in Deutschland, nicht zulassen können."
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