Portogebühr bringt Behörde in Bedrängnis
Im Rahmen der aktuellen Volkszählung werden unfrankierte Rückumschläge nun doch akzeptiert – aber nicht alle.
Das bayerische Landesamt für Statistik will ausgefüllte Zensus-Fragebögen ohne Briefmarken jetzt doch annehmen. Bisher beharrte die Behörde auf der Pflicht der Wohnungseigentümer, ihre Rückumschläge zu frankieren. „Obwohl alle Auskunftspflichtigen rechtswidrig handeln, wenn sie uns ihre Bögen ohne bezahltes Porto zuschicken, werden wir einen Teil der Sendungen nicht ablehnen“, erklärte Anke Schwarz vom Landesamt gegenüber unserer Zeitung.
Doch einen Freifahrtschein für diejenigen, die sich die 1,45 Euro sparen wollen, will Schwarz nicht ausstellen. „Wir werden Kuverts ohne Briefmarke nur bis zu einer bestimmten Anzahl akzeptieren“, sagte sie. Eine interne Abteilung soll jetzt errechnen, für wie viele Menschen die Behörde das Porto übernimmt. Maßstab für das Kontingent soll die Wirtschaftlichkeit sein. Denn würden die Statistiker alle Briefe ablehnen, entstünden hohe Kosten wegen der vielen Mahnschreiben. Umgekehrt müsste die Behörde viel Geld an die Deutsche Post überweisen, wenn sie von nun an für alle unfrankierten Sendungen aufkommen will. Daher strebt das Landesamt eine finanziell ausgewogene Lösung an.
Wie viele Menschen ihre Bögen bisher ohne Frankierung zurückgesendet haben, kann Schwarz nicht sagen. Der letzte Schwung von Fragebögen an die insgesamt 3,2 Millionen Haus- und Wohnungseigentümer sei zudem erst vergangenen Donnerstag verschickt worden. Die angeschriebenen Bürger haben nach Eingang der Schreiben zwei Wochen Zeit zu antworten.
Unfrankierte Briefe kommen ebenfalls an
Durch die Ankündigung des Landesamtes könnte manch einer erst recht versucht sein, seinen Umschlag ohne Briefmarke abzuschicken. Das ist auch kein Problem, denn die Post nimmt unfrankierte Sendungen immer an. „Wir stellen grundsätzlich jeden Brief zu. Wenn noch Porto aussteht, dann müssen eben die Empfänger zahlen“, erklärt Klaus-Dieter Nawrath von der Deutschen Post. Bei den Fragebögen für die Wohneigentümer gibt es eine Besonderheit: Die Rückumschläge hat das bayerische Landesamt für Statistik als sogenannten Responseplus-Sendungen anlegen lassen.
Das sind spezielle Antwort-Kuverts, die mit der Adresse der Behörde und dem Text „Bitte ausreichend frankieren“ versehen sind.
Diese Briefe landen Nawrath zufolge auf jeden Fall im Briefkasten des Landesamtes: „Diese Sendungen muss der Empfänger annehmen.“ Im Klartext: Alle Briefe, ob mit oder ohne Frankierung, kommen beim Landesamt an. Ob sie aber geöffnet werden oder stattdessen eine Mahnung samt neuem Bogen an den Absender geht, darüber entscheiden die Statistiker.
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