Uni Eichstätt setzt auf christliches Profil
Schlechte finanzielle Lage, verbesserungswürdiges wissenschaftliches Renommee und interne Spannungen: Die neue Eichstätter Uni-Präsidentin Gabriele Gien hat viel zu tun.
Gabriele Gien muss es schaffen. Noch so eine Schlappe wie bei ihren beiden Vorgängern darf es für die Präsidentin der krisengeschüttelten Katholischen Universität (KU) Eichstätt-Ingolstadt nicht geben. Die 52-jährige Professorin muss die im deutschen Sprachraum einmalige Hochschule finanziell besser absichern, ihr wissenschaftliches Renommee aufbessern und intern zu regulären Verhältnissen zurückführen. Das Wohlwollen der bayerischen Bischöfe genießt sie. Und die Unterstützung eines tatkräftigen Leitungsteams.
Die Präsidentin glaubt an das Modell einer Universität in kirchlicher Trägerschaft. Mag es auch in der Vergangenheit zu Spannungen zwischen der akademischen Selbstverwaltung, dem Hochschulrat und dem kirchlichen Stiftungsrat gekommen sein, sodass zwei Präsidenten und zuletzt der Hochschulratsvorsitzende das Handtuch geworfen haben. "Vielleicht hatten wir zu viele Gremien und zu wenig Abstimmung zwischen ihnen", räumt Gien im Gespräch mit unserer Zeitung ein.
Uni Eichstätt: Augsburger Weihbischof Losinger neuer Stiftungsratsvorsitzender
Inzwischen ist der Augsburger Weihbischof Anton Losinger als neuer Stiftungsratsvorsitzender ernannt worden, der künftig jede Woche in einem Büro an der KU amtieren wird. Das erspart der Unileitung nicht nur lange Dienstwege, die dringliche Entscheidungen bisher arg verzögerten und verkomplizierten, sondern eröffnet eine engere Zusammenarbeit mit der Bischofskonferenz. „Und Weihbischof Losinger verfügt in Berlin über ganz andere Kontakte, um uns ins Gespräch zu bringen“, sagt die Präsidentin hoffnungsfroh.
Denn die KU Eichstätt wird zwar von jungen Leuten sehr geschätzt und hat mit 5400 Studenten jetzt einen neuen Höchststand, aber sie gehört nicht den großen deutschen Forschungsverbünden an. Damit entgeht ihr die Förderung wissenschaftlicher Projekte. Aber auch der Freistaat Bayern behandelt die KU stiefmütterlich. "An den Hochschul-Pakten oder jetzt an der Umverteilung der Bafög-Mittel sind wir nicht beteiligt", erklärt Gabriele Gien. "Unser Haushalt hat sich nach unten entwickelt, während er an staatlichen Universitäten zwanzig bis dreißig Prozent nach oben anstieg." Folge: Die Fakultäten müssen um Personalstellen fürchten und für zentrale Aufgaben bleibt keine Reserve. "Andere Hochschulen haben eigene Leute fürs Einwerben von Drittmitteln", führt Gien an.
Im Hochschul-Ausschuss des Landtags hat die Präsidentin kürzlich für mehr Gleichbehandlung geworben, zum Beispiel dass Lehrer von ihren Schulen zur Lehrerausbildung auch an die KU abgeordnet werden können. Sie habe positive Signale von den Politikern empfangen. Die Abgeordneten erwarteten freilich, dass auch die Kirche ihre KU stärker finanziert – zu den 44 Millionen Euro des Freistaats zahlt sie bislang weitere elf Millionen Euro. "In einem umfangreichen Bericht konnte ich den Bischöfen glaubhaft machen, dass ihr Geld bei uns sehr gut angelegt ist", informiert die KU-Präsidentin.
Uni Eichstätt: Wirtschaftswissenschaft und Journalistik mit hoher Strahlkraft
Bestätigt sieht sie sich vom guten Abschneiden beim bundesweiten Studienqualitäts-Zufriedensheitsmonitor. Eichstätter Studenten fühlen sich sehr gut betreut und beraten. Die gute Ausstattung der Bibliothek, der Studios und Labore ermögliche es ihnen, zielgerichtet zu studieren und zügig abzuschließen. Ausländische Studierende seien deutlich mehr geworden – Wirtschaftswissenschaft und Journalistik ziehen sie besonders an. "An der kleineren Uni kriegt man auch interdisziplinär viel mit", ergänzt Vizepräsident Gernot Müller. Im Zufriedenheitsmonitor gaben 62 Prozent der Eichstätter Alumni an, durch ihr Studium sei ihr ethisches Verantwortungsbewusstsein stark oder sehr stark gefördert worden. "Bundesweit sagen dies nur 30 Prozent der Studenten", so Müller. Hier schlage das christliche Profil der KU durch. Dazu gehöre es, über den Tellerrand in die Welt hinauszuschauen "und immer den Menschen im Blick haben".
Gernot Müller sitzt federführend daran, ein Forschungsprofil für die KU aufzustellen, das sich in wissenschaftlicher Exzellenz konkurrenzfähig messen lassen kann. Zum Beispiel eine Lehrerbildung, die besondere Schwerpunkte auf Inklusion und Umgang mit Verschiedenheit setzt, oder eine sozial innovative Ökonomie und ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen. Die Germanistin Gien leitet die KU im Übergang. Bis Oktober 2016 muss ein neuer Präsident gewählt werden und zum Wintersemester 2015/16 schon ein neuer Hochschulrat. Gien legte Wert auf ein demokratisches Vorgehen. Zu den alten Grabenkämpfen will niemand zurück.
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