Warum sinken die Gaspreise für Verbraucher nicht?
Das Gaspreis fällt zwar, doch das kommt bei den Verbrauchern nicht an. Experten sehen die Schuld dafür auch bei den Kunden.
Der Ölpreis fällt und fällt. Derzeit kostet Rohöl so wenig wie vor der ersten Ölkrise in den Jahren 1973 und 1974. Der Gaspreis hat sich aber für viele Kunden kaum geändert. Und das, obwohl er auf dem Weltmarkt deutlich sinkt. Öl ist für Kunden erstmals seit Jahren billiger als Gas. Während man für Erdgas rund sieben Cent pro Kilowattstunde bezahlt, kostet Erdöl umgerechnet rund vier Cent pro Kilowattstunde. Früher folgten die Gaspreise mit Verspätung den steigenden oder sinkenden Ölpreisen. Diese Preiskoppelung wurde als Ölpreisbindung bezeichnet. „Das gibt es nicht mehr“, sagt Florian Krüger vom Energieverbraucherportal Verivox. Wenn früher der Ölpreis fiel, gab mit einem halben Jahr Verzögerung auch der Gaspreis nach.
Während der Ölpreis im vergangenen Jahr aber um mehr als 25 Prozent fiel, ist der Gaspreis nach Beobachtungen von Verivox im selben Zeitraum nur um rund vier Prozent zurückgegangen. So zahlt ein Haushalt mit einem jährlichen Durchschnittsverbrauch von 20000 Kilowattstunden nach Verivox-Schätzungen rund 800 Euro für Öl, während die Kosten für Gas von 850 bis 1500 Euro reichen.
Der fallende Gaspreis kommt bei den Kunden nicht an
Thorsten Kasper von der Verbraucherzentrale Bundesverband kritisiert das: „Es ist unbefriedigend, dass der fallende Gaspreis nicht bei den Privatkunden ankommt.“ Nur 246 von 706 Grundversorgern haben Verivox zufolge ihre Preise um durchschnittlich 4,8 Prozent gesenkt. Hintergrund aus Sicht von Verbraucherschützern: Viele Kunden stecken noch in der teuren Grundversorgung. Das erklärt auch die große Preisspanne bei den Gaspreisen. Diese richte sich – im Gegensatz zum Öl – nicht nach dem aktuellen Preis. „Beim Ölpreis stellt sich der Verbraucher die Frage: Wann fülle ich meinen Tank auf? Beim Gaspreis kommt es hingegen weniger auf die Aktualität an“, erklärt Verivox-Experte Krüger.
Gas-Anbieter sichern sich den Rohstoff langfristig im Voraus, um gegen Preissteigerungen gewappnet zu sein. Nun rächt sich die Einkaufsstrategie. Die Versorger verlangen für ihr Gas den alten, teuren Preis. Cornelia Benesch vom Gasanbieter Erdgas Schwaben sagt: „Würden wir alleine auf eine kurzfristige Beschaffungsstrategie über die Börse vertrauen, wäre das unverantwortlich.“ Der regionale Anbieter verkauft Gas für 5,38 Cent pro Kilowattstunde, was deutlich unter dem Durchschnittspreis liegt.
Steueranteil bei Gas höher als bei Öl
Ein weiterer Grund für die Preisunterschiede zwischen Öl und Gas ist, dass der Steueranteil beim Erdgas wesentlich höher liegt als beim Erdöl. Nach Verivox–Berechnungen machen Steuern und Netzkosten rund 50 Prozent des Gaspreises aus, sodass die Gasanbieter weniger Spielraum haben als Ölversorger. Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher glaubt, dass durch das Entkoppeln vom Ölpreis eine Eigenständigkeit des Gasmarktes angestrebt wird. Die Erdgasindustrie löse also die Ölpreisbindung auf, um Verlustgeschäfte zu vermeiden. Während die Anbieter davon profitieren, leiden die Kunden. Thorsten Kasper rät ihnen, einen günstigeren Anbieter zu suchen.
Die Diskussion ist geschlossen.