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Hessen
06.06.2017

Kassel ist ein einmaliges Freilichtmuseum

Die documenta 14 wird am 10. Juni 2017 in Kassel eröffnet und dauert bis zum 17.09.2017.
Foto: Uwe Zucchi, dpa

Die Documenta ist ab dem 10. Juni wieder Deutschlands Kunst-Hingucker. Dabei ist die ganze Stadt ein einmaliges Freilichtmuseum voller Fifties-Schick.

Das sind die Maße des Stars der 14. Documenta: 70 mal 30 Meter groß ist der „Parthenon of Books“, ein aus 100000 Büchern bestehender griechischer Säulentempel – errichtet als Link zur erstmaligen Documenta-Partnerstadt Athen und Mahnmal gegen weltweite Zensur auf dem Kasseler Friedrichsplatz, von jeher Zentrum der Documenta. Nebenan werden die weitläufigen grünen Karlsauen an der Fulda wohl wieder herhalten müssen für ausladende, Blickachsen verstellende Landschaftsgärtnereien oder ein eigens gezimmertes Holzplateau voller Galgen – wie vor fünf Jahren. Die meisten solcher im Auftrag renommierter, oft spät anreisender Künstler von örtlichen Handwerksbetrieben errichteten Zimmermanns-Arbeiten werden nach Ende der Documenta rückstandslos entsorgt. So ist es Vorschrift, damit Kassel nicht zur Resterampe der internationalen Art-Szene wird. Nur 16 Evergreens früherer Documentas hat die Stadt sich gesichert – die seit 1982 am Fulda-Ufer zwölf Meter hoch aufragende Spitzhacke von Claes Oldenburg etwa oder die vorm alten Bahnhof eine schräge Stange hinaufstrebende Figur „Man walking in the Sky“ (1992), von Einheimischen „Himmelsstürmer“ getauft.

Documenta in Kassel: Eine Stadt voller Skulpturen

Ob während einer Documenta oder zwischendurch – stets rahmt Kassel die Installationen und Skulpturen im Stadtbild auf besondere Weise ein: mit rechteckigen Fassaden, vielerorts auch Straßenverläufen und vorkragenden, tragflächenartigen Flugdächern. Zusammen ergeben sie die prägenden Linien für ein Architektur-Ensemble der fünfziger Jahre, das so dominant, so kompakt in keiner deutschen Stadt erhalten ist. Und bei jeder Documenta zudem eine Verbindungsachse bildet zwischen ihrem Zentrum und dem Himmelsstürmer: Denn dazwischen verläuft die 275 Meter lange Treppenstraße, schon 1953 als erste Fußgängerzone Deutschlands eröffnet. Noch heute ein enger Boulevard über mehrere Plateaus, verbunden durch 104 Treppenstufen, die gut 15 Meter Höhenunterschied überwinden. Reduziert arrangiert mit Blumenbeeten, Brunnen und Sonnenschirmen, beidseits gesäumt von geduckten Ladenzeilen – ein typisches Beispiel der „Fünfziger-Jahre-Bescheidenheits-Architektur“, die sich dann zum Ende hin am Scheidemannplatz noch mäßig aufstrebende Kontrapunkte als Abschluss gönnt: zwei Hochhäuser mit Fassaden, so kassettenartig gleichmäßig, als seien sie in einem Waffeleisen produziert worden.

Wer durch Kassel schlendert, entdeckt noch einige davon, etwa am Gerichtsgebäude beim Ständeplatz oder am Nordsternhaus in der Friedrich-Ebert-Straße – alles Zeugnisse der sich damals in Deutschland immer mehr durchsetzenden Stahlbetonskelettbauweise. Sie ermöglichte es, vor allem Verwaltungsgebäude zunächst als hoch aufragende, gleichförmige Gerippe zu errichten, um diese dann fertig auszubauen – mit feingliedrigen Fensterprofilen, oft aus Messing. Vielfach rau verputzt sind sie heute noch immer – wie in den Fünfzigern üblich – pastell gestrichen, von Eierschalweiß und Vanillebeige über Mintgrün bis Hellblau.

Blick auf das Wahrzeichen von Kassel Hessen, den Herkules.
Foto: Uwe Zucchi, dpa

Ein paar Autos umparken, aktuelle Reklameschilder von Häusern abschrauben – viel mehr müssten Filmproduzenten heute wohl nicht ändern, wollten sie hier einen Fifties-Film drehen. Und würden damit die Zeit wiederbeleben, als Kassel so etwas war wie Klein-Hollywood in Deutschland: Bis Mitte der fünfziger Jahre schon so weitgehend und so modern wiederaufgebaut wie kaum eine andere Stadt, war diese Kulisse ideal für Außenaufnahmen von Kino-Klamotten wie „Natürlich die Autofahrer“ und „Der letzte Fußgänger“ mit Heinz Erhardt ebenso wie für den bissig-ironischen Spielfilm „Rosen für den Staatsanwalt“ mit Martin Held, Inge Meysel und Ralf Wolter oder das Dramolett „Nachtschwester Ingeborg“ und die Comic-Verfilmung „Nick Knatterton“ mit Karl Lieffen und Gert Fröbe.

Drehort war oft die Treppenstraße. Was die damalige Lokalzeitung Hessische Nachrichten etwas übermütig kommentierte: „Die Atelierszenen sind zwar in Göttingen entstanden, doch das Großstadtflair borgt man sich in Kassel aus.“ Premieren-Flair allerdings hatte die Stadt wirklich, vor allem im Hotel Reiss, 1955 eröffnet. Am Hauptbahnhof gegenüber kamen damalige Stars wie Heinz Rühmann, Hildegard Knef, Heinz Erhardt, Hans Moser, Theo Lingen, Maximilian Schell, Alice und Ellen Kessler, Joachim Fuchsberger, Christine Kaufmann oder Johannes Heesters an, wurden oft von tausenden Schaulustigen begrüßt, um dann über den roten Teppich zu entschwinden in den Hotel-Ballsaal. Ihn schließt die Rezeptionistin des Hotels Reiss auf Nachfrage gerne heutigen Besuchern mal auf, und kaum steht man drin in diesem plüschroten XXL-Karton mit Wandlampen und Stempelsäulen, schon läuft sie vorm inneren Auge ab, so eine Premierenfeier mit livriertem Conférencier und brav dienernden Darstellern mit Frack und Dauerwelle.

Fifties-Schätze in Kassel

Kassel hat jede Menge solcher Türen, hinter denen Fifties-Schätze schlummern, nicht selten an Documenta-Spots. Das Gloria Kino etwa – mit geschwungenem Schreibschrift-Neon-Schriftzug überm Eingang, Nierentischen im Foyer und komplett lindgrünem 300-Plätze-Saal inklusive strengem Faltenrock-Vorhang liegt an der Friedrich-Ebert-Straße, der Feier-Meile vieler Documenta-Künstler und -Besucher. Oder das Hotel Hessenland: Im Foyer schraubt sich die freitragende Treppe um eine Neonstele herum hoch in den ersten Stock und erinnert dabei in ihrer Dynamik an einen Petticoat, der beim Tanz herumwirbelt. Nachträglich hineininterpretierte Assoziation? Keineswegs! Architekten der Fünfziger haben die Aufbruchstimmung dieser Jahre vielfach in spiralfömig aufwärts strebenden Treppen mit geschwungenen Handläufen ausgedrückt – in Kassel bis heute zu sehen und zu begehen auch im ehemaligen Haus der Wirtschaft am Ständeplatz und im AOK-Haus am Friedrichsplatz, da, wo sich heute alle Documenta-Wege kreuzen und wo die Kunstschau vor gut 60 Jahren fast zufällig begann.

Die Bewerbung zur Bundeshauptstadt war 1949 gescheitert, vielleicht wollte das zu 80 Prozent zerstörte Kassel auch deshalb dem Rest der Republik zeigen, dass es sich ganz schnell sehr modern wieder aufbaut – weg von historisierendem Mittelalter-Fachwerk und monumentalem Nazi-Protz hin zu leichter, zukunftsweisender und vor allem verkehrsgerechter Stadtplanung, wie es damals mit Blick auf die aufkommende Motorisierung hieß. Ob als Trostpflaster oder als Belohnung für so viel Modernisierungsfleiß – die Politik schenkte Kassel neben dem Bundessozialgericht und dem Bundesarbeitsgericht (wurde nach dem Mauerfall nach Erfurt verlegt) auch die Bundesgartenschau 1955.

Für Letztere schlug der Kunsterzieher Arnold Bode als Ergänzung eine Kunstschau vor, die vor allem Werke zeigen sollte, die von den Nazis als „entartet“ verfemt worden waren. Feininger, Klee, Kandinsky, Picasso, Miró und mehr als 140 andere Künstler stellten im noch weitgehend zerstörten Museum „Fridericianum“ aus, auf nackten Betonböden und vor unverputzten Ziegelmauern – unter dem Titel „Documenta 1“. Mehr als 130000 Besucher kamen – ein Überraschungserfolg und erster Schritt hin zur Documenta-Stadt, wie sich Kassel heute nennt.

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