Ist das der junge Mick Jagger?
Voodoo Lounge verblüfft mit einer perfekten Rolling-Stones-Show im Dorfzentrum Mindelaltheim. Publikum geht begeistert mit. Es gibt nur ein Manko
„Wir fahren Tausende von Kilometern hierher, und dann haben die auch eine Fischzucht“, das sagt Bobby Ballasch, der Sänger der Braunschweiger Band „Voodoo Lounge“, zum bisher wohl südlichsten Auftrittsort in ihrer Bandgeschichte, dem Dorfzentrum Mindelaltheim. Doch Halt: Ist es wirklich Bobby Ballasch, der da redet, oder ist es der junge Mick Jagger? Blaue Augen, kinnlange hellbraune Haare, schlanke Statur, kantiges Gesicht, große Lippen. Aus dem Aussehen des Sängers und aus dem Namen der Gruppe geht schon das musikalische Programm hervor, dem sie sich verschrieben haben. „Voodoo Lounge“ war das zwanzigste Studioalbum der Rolling Stones. Und deren Songs covern die Braunschweiger mit solcher Könnerschaft, dass ihnen Stones-Fans den Titel „Europas größte Rolling Stones Show“ verliehen. Und das zu Recht.
Denn Bobby Ballasch ähnelt Mick Jagger nicht nur optisch, er bringt auch die Kontraste in Jaggers Gesangsstimme exzellent über die Rampe: mal rau-erdig-bluesig, mal klar und staccato-rap-mäßig. Die jagger-mäßigen Bewegungen und Tanzschritte runden das Bild ab: Ballasch stapft wie sein Vorbild über die Bühne wie der Storch im Salat und macht immer wieder zuckende, zappelnde Tanzbewegungen. Doch nicht nur der Frontmann Ballasch, auch der Rest der Formation hat Klasse. Der Lead-Gitarrist Dennis Czerner ähnelt optisch zwar dem filigran und technisch versiert spielenden Brian Jones, der 1969 aus der Band ausstieg, pflegt aber auf der Bühne mehr den ruppigen Stil eines Keith Richards. Der Drummer Eric Laabs trägt bei langen Nachspielen mit furiosen Wirbeln dazu bei, dass das Dorfzentrum zu einem Hexenkessel wird. Der Rhythmusgitarrist Martin Hauke macht Dampf bei „Honky Tonk Woman“. Im Gegensatz zu den heutigen Stones spielen „Voodoo Lounge“ mit einem festen Bassisten und Keyboarder. Dirk Wachsmuth gleitet virtuos über die Tasten, mal trillernd, mal perkussiv. Immo Beuse am Bass lotet bei seinen Soli gekonnt die Grenzen seines Tonbereiches aus. Dabei zeigt er ein bemerkenswertes akrobatisches Kunststück. Er biegt seinen Rücken nach hinten in Richtung Boden, als hätte er eine Wirbelsäule aus Gummi. Das Repertoire von „Voodoo Lounge“ ist relativ ausgewogen im Hinblick auf die Bandgeschichte. Frühe Songs wie „Paint it Black“ (1966) kommen ebenso zum Zug wie „Start me up“ (1981) oder mittlere Nummern wie „It’s only Rock’n’Roll“ (1974). Es fehlen allerdings Stücke aus den 1990er- und 2000er-Jahren. Das Publikum ist über das ganze Konzert voll dabei. Bei Fetzern wie „Satisfaction“ klatscht das ganze Dorfzentrum mit, bei Mid-Tempo-Nummern wie „Ruby Tuesday“ wippt der Saal lässig mit, bei Balladen wie „Angie“ wird konzentriert zugehört. Auch zum Mitsingen kann „Voodoo Lounge“ das Publikum ohne Mühe animieren, egal, ob der Text nur „Angie“ lautet oder „You can’t always get what you want“. Einziges Manko des Konzertabends: Der Zugabe-Teil fiel für Mindelaltheimer Verhältnisse relativ kurz aus.
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