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Ein Marktplatz für die Verwertung in allen Medien.
Im Jahr 1972 erhielt der dänische Literaturagent Ib Lauridsen auf der Frankfurter Buchmesse keinen eigenen Stand. Der war Verlegern vorbehalten. Da veröffentlichte der gewiefte Mann aus Kopenhagen kurzerhand ein Buch auf Englisch unter dem witzigen Titel „Wie man einen Stand bei der Frankfurter Buchmesse erhält“. Dann war er zugelassen. Eine nette Anekdote aus längst vergangenen Zeiten. Heute tummeln sich auch Filmproduzenten, Regisseure wie Roland Emmerich und Hersteller von Computerspielen auf der Messe. Und die Organisatoren sind heilfroh darüber.
Die weltgrößte Bücherschau, die am kommenden Mittwoch beginnt und bis 16. Oktober dauert, wandelt sich immer mehr zum Börsenplatz für Inhalte aller Art. Das Buch ist nur noch ein Baustein in einer immer breiter gefächerten Verwertungskette. „Wir müssen alles machen – Print, Digital, Social Media und die Vernetzung vorantreiben“, heißt das Credo von Buchmessen-Chef Jürgen Boos. Die alte Kette im Buchgeschäft – vom Autor über Verleger und Händler zum Leser – ist passé.
7.500 Aussteller aus 110 Ländern
Als global wichtigster Treff will also die Buchmesse, organisiert vom Dachverband der deutschen Buchbranche, den unaufhaltsamen digitalen Wandel vorantreiben. Es scheint ihr momentan auch keine Wahl zu bleiben, wenn sie sich nicht in die Gefahr begeben will, überflüssig zu werden. Mit 7500 Ausstellern aus 110 Ländern hat die Leistungsschau nach eigenen Angaben in etwa wieder so viel Fläche vermietet wie im Vorjahr – dabei dominieren in den Hallen aber weiterhin die Regale mit den ausgestellten Büchern.
Zugleich wurde das Rechte-Zentrum erneut stark ausgebaut – jetzt hat es eine eigene Messehalle erhalten. 527 Agenten aus der ganzen Welt haben einen der begehrten Tische ergattert, wo um globale Lizenzen im Multimedia-Zeitalter gefeilscht wird. Mit 70 Agenturen sind die USA am stärksten vertreten.
Immer wichtiger wird der Messe zufolge das Konferenzgeschäft. Schon Tage vor der Eröffnung treffen sich Fachleute aus der ganzen Welt, um über digitale Neuheiten zu diskutieren. Auch das Thema Fortbildung gewinne an Bedeutung. Allein 1.100 Fachveranstaltungen stehen bei der Buchmesse 2011 auf dem Kalender. Dieses stolze Angebot birgt aber auch die Gefahr einer weiter wachsenden Unübersichtlichkeit. Seit jeher muss die Frankfurter Buchmesse einen Spagat zwischen Fach- und Publikumsmesse machen. So kommen noch 2200 Veranstaltungen für die breite Leserschaft hinzu – auf der Messe und rund um die Messe. Dazu gehören vor allem die Auftritte von mehr als 1.000 Autoren auf den diversen Lesebühnen. ARD und ZDF mischen da kräftig mit.
An prominenten Namen mangelt es nicht: Aus dem Ausland kommen Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa, Umberto Eco und der dänische Krimi-Bestsellerautor Jussi Adler-Olsen. Aus dem Inland haben sich neben Altmeistern wie Martin Walser auch Charlotte Roche und Ferdinand von Schirach angesagt, die derzeit ganz oben auf den Verkaufslisten stehen.
Friedenspreis an Boualem Sansal
Der Buchmessen-Ehrengast Island bringt 38 Autoren und 203 Neuerscheinungen aus oder über Island zur Messe. Island ist bisher das kleinste Land, das seine Literatur und Kultur auf der weltweiten Bücherschau präsentiert. In kaum einem anderen Land wird jedoch mehr gelesen und gibt es – gemessen an der Einwohnerzahl von 320.000 – so viele Schriftsteller.
Zum Abschluss der Messe, die erneut mit knapp 300.000 Besuchern rechnet, wird in der Frankfurter Paulskirche der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an den hochgelobten algerischen Autor Boualem Sansal verliehen. Trotz seiner kritischen Schriften über sein Heimatland ist er als einer der wenigen Schriftsteller von Rang noch nicht ins Exil gegangen. dpa
Messedauer 12. bis 16. Oktober. Privatbesucher erhalten nur am 15. und 16. Oktober Zugang.
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