Christus kommt an den Golf
Leonardos „Salvator“ geht nach Abu Dhabi
Der erst vor einem Monat eröffnete Louvre Abu Dhabi sorgt mit einem spektakulären Neuzugang für Aufsehen. Das Museum in dem reichen Golf-Emirat wird bald das für eine Rekordsumme versteigerte Gemälde „Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci zeigen. Allerdings schweigt es sich noch über die Details aus. Die Ankündigung verbreitete das Museum in einem knappen Einzeiler über Twitter. Das Gemälde, das den „Erlöser der Welt“ Jesus Christus zeigt, war Mitte November für 450 Millionen Dollar bei Christie’s in New York versteigert worden. Damit wurde es zum teuersten jemals bei einer Auktion verkauften Kunstwerk.
Der Käufer des Bildes war zunächst unbekannt geblieben. Die New York Times berichtete am Mittwoch, es handele sich um den saudischen Prinzen Bader bin Abdullah bin Mohammed bin Farhan al-Saud. Das vom französischen Stararchitekten Jean Nouvel errichtete Museum hat neben 300 Leihgaben aus Frankreich nach eigenen Angaben auch 600 Kunstwerke erworben. Bei „Salvator Mundi“ handelte es sich um das letzte bekannte Leonardo-Gemälde in Privatbesitz. Manche Experten bezweifeln allerdings, dass Leonardo das Werk alleine erstellt hat und nicht noch Kollegen aus seiner Werkstatt daran beteiligt waren.
Dass das Gemälde nun seinen Weg in die Emirate findet, ist bemerkenswert, weil damit ein Christusbild bald in einem islamischen Land ausgestellt wird. Vor allem konservative und radikale Lesarten des sunnitischen Islam missbilligen die bildliche Darstellung von Propheten. Mohammed wird deshalb häufig ohne Gesicht gezeigt. Jesus Christus gilt auch Muslimen als Prophet, allerdings lehnen sie die christliche Vorstellung ab, dass er Gottes Sohn war.
Mit dem Museum will Abu Dhabi sich als modernes und weltoffenes Land präsentieren. Kritiker bemängeln, dass am reichen Golf einerseits große Summen für Werke vor allem aus der westlichen Welt ausgegeben werden, die eigene Kunst aber vernachlässigt und zugleich die Meinungsfreiheit stark eingeschränkt wird. Beobachter sehen zudem einen „kulturellen Rüstungswettlauf“ zwischen den Golfstaaten, wie das US-Magazin The New Republic kürzlich schrieb. (dpa)
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