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Literatur
26.09.2017

Die Lyrikerin im Klassenkampf

Ulla Hahn
Foto: Julia Braun/dva

Ulla Hahn erzählt in „Wir werden erwartet“ von den Irrungen ihrer politisch fehlgeleiteten Jugend. Das ist bei aller Anstrengung lesenswert

Irgendwie ist sie doch stolz darauf, „dat Kenk von nem Prolete“ zu sein und es trotzdem so weit gebracht zu haben, dass sie sich heute als Frau des ehemaligen Oberbürgermeisters Klaus von Dohnanyi in Hamburgs bester Gesellschaft bewegt. Ulla Hahn, längst als Lyrikerin etabliert, lässt die Leser in ihrer nun auf vier Bände angewachsenen und nur leicht fiktiv verfremdeten Rückschau Teil haben an ihrer Entwicklung. Nach dem großartigen ersten Band „Das verborgene Wort“, nach „Aufbruch“ und dem weniger überzeugenden „Spiel der Zeit“ schließt sie die Selbstbefragung nun mit dem schwergewichtigen „Wir werden erwartet“ ab und konfrontiert sich selbst und die Leser mit den Irrungen und Wirrungen einer politisch fehlgeleiteten Jugend.

Hilla Palm, Hahns Alter Ego, das begabte Arbeiterkind, das sich das Recht auf Bildung gegen den aufbrausenden Vater und die fast missgünstige Mutter erstritten hat, das aus der katholischen Enge aus- und aufgebrochen ist in die weite Welt des Wissens, will nicht nur den Vater rehabilitieren, sondern am liebsten gleich alle Proletarier mit ihm. Seitenweise liest sich der 600-Seiten-Wälzer wie eine Liebeserklärung an diesen Mann, den die fremd bestimmte Maloche zu einem seelischen Krüppel gemacht hat. Dass er im Gegensatz zu ihr keine Chance hatte, sich selbst zu verwirklichen, will sie wieder gutmachen – durch politisches Engagement.

Doch ohne den Unfalltod des Liebsten, des Seelengefährten, wäre es womöglich nie so weit gekommen. Denn mit Hugo, der ihr Liebe und Sicherheit gab, ist ein Teil der alten Hilla gestorben. Erst dieser nie wieder gutzumachende Verlust treibt die Vorzeige-Studentin in das kommunistische Abenteuer, dazu, den katholischen in den kommunistischen Glauben umzutauschen und mit dem Parteibuch der DKP in der Tasche für Arbeiterrechte ins Feld zu ziehen. Nachdem sie durch Hugos Tod aus dem gemeinsamen Nest gefallen ist, irrt Hilla ziel- und orientierungslos durch ihr Studium, bis die Freundschaft zu einer überzeugten Kommunistin ihr eine neue Heimat, neue Nestwärme verspricht, ja sogar eine neue Möglichkeit, mit Wörtern zu agieren.

Rückblickend erkennt die Autorin die eigenen Fehler, beschreibt fast sarkastisch ihre Versuche, im Klassenkampf an vorderster Front zu stehen, und entschuldigt die Kurzsichtigkeit mit dem Verweis auf das Leiden der alten Genossen unter der Naziherrschaft. „Wir werden erwartet“ – der Titel ist ein Zitat aus Hillas Zeit mit Hugo – ist auch eine Selbstrechtfertigung, und da bleibt es wohl nicht aus, dass die Autorin die eigene Rolle hin und wieder überhöht, die eigene Sensibilität in Gegensatz stellt zur Stumpfheit der Genossen.

2500 Seiten hat Ulla Hahn gebraucht, um ihre Geschichte zu erzählen. Geplant war das nicht von Anfang an. Doch nach dem Erfolg des ersten Buchs „Das verborgene Wort“ hat sie nach eigener Aussage die Neugier dazu getrieben, weiter zu schreiben, „die Neugier, wissen zu wollen, wie ich dahin gekommen bin, wo ich bin.“ Dazu gehörte auch die Frage, wie sie in die DKP geraten ist, in jene Splitterpartei, die jeder Realität zum Trotz die DDR zum vorbildlichen Staat erklärte. „Ich verstand mich als Kind der Arbeiterklasse“, resümiert Ulla Hahn. Ihre ausführliche Erklärung liefert zugleich ein Insider-Porträt der 1950er bis 1970er Jahre ab, jener wildbewegten Zeit, die die Mörder der RAF ebenso hervorbrachte wie die friedensbewegten Hippies.

Dieser letzte Band erzählt aber auch von den Anfängen der Lyrikerin Ulla Hahn, von ihrer Rückkehr zu den Worten, zum Spiel mit der Sprache. Gedichte tauchen auf, die sie auf die Rückseite von Agitationsprosa oder von Karteikarten hinkritzelte, um die Kluft zwischen „Ding und Wort“, die sie in der DKP erkannt hatte, zu schließen. Am Ende entscheidet sich Hilla für den Platz am Schreibtisch, „wo ich mich täglich verwandeln kann, mich nicht festlegen muss“.

Ulla Hahns Buch ist lang geworden, manchmal sind die Rechtfertigungen redundant. Auch die Rückschau auf das gemeinsame Leben mit dem geliebten Hugo erscheint hin und wieder in arg verklärtem Licht. Und doch lohnt sich die Lektüre, nicht nur, weil Ulla Hahn die Leser mit einem Stück Zeitgeschichte konfrontiert, sondern auch, weil die Sprachliebhaberin Ulla Hahn immer wieder mit wunderbaren Worten zu überraschen weiß.

Ulla Hahn: Wir werden erwartet. DVA, 640 S., 28 Euro

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