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04.08.2017

Gefängnis für ein bisschen Meinung

DDR Bürger des sozialistischen Staates, die Briefe an den britischen Sender BBC schrieben, galten dem Regime als Verräter. Viele taten es trotzdem, wie ein neues Buch verrät

1969 wurden Hunderte Greifswalder Schüler gezwungen, am Schulort Hausarbeiten zu schreiben. Diese wurden ihnen sofort abgenommen. Schriftsachverständige im Dienst der Stasi prüften die Texte und verglichen sie mit einem abgefangenen Brief, den ein Greifswalder Schüler über eine Deckadresse an die BBC geschrieben hatte. Der „Täter“ wurde identifiziert: Karl-Heinz Borchardt, 18 Jahre jung. Sieben Schergen des Staatssicherheitsdienstes holten ihn ab. Grund dafür war, dass der junge Mann schon mit 16 sich ein bisschen Meinungsfreiheit herausnahm. Er klagte beim Klassenfeind über den Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei, die den „Prager Frühling“ niederschlugen.

Borchardt verbrachte acht Monate in Untersuchungshaft in Rostock, wurde dann in die Stasi-Haftanstalt Roter Ochse nach Halle verlegt, später in den Jugendknast Dessau. Ein Leutnant des Ministeriums des Innern erklärte ihm im Verhör: „Bei den Nazis hätten wir dich schon längst durch den Schornstein gejagt!“ Borchardt schrieb insgesamt drei Briefe an die BBC. Der Londoner Sender verlas in „Briefe ohne Unterschrift“ anonyme Schreiben von DDR-Bürgern. Meist Beschwerden über Gängelung, Mangelwirtschaft, Funktionärsherrschaft und das mühselige Leben im sozialistischen Staat.

Für die Briten war das Journalismus, der aufklärte. Für DDR-Funktionäre war das Verrat im Sinne einer Zersetzungsabsicht des noch jungen Staates. Mit Schriftvergleichen, Speichelproben, „Sichern latenter Fingerspuren“, Vergleich von Schnittkanten, Farbsubstanz und Klebstoff wurde verfolgt, wer zwischen 1955 und 1975 im Verdacht stand, im britischen Radio aus der Arbeiter-und-Bauern-Welt zu berichten. Immer am Freitagabend, 45 Minuten lang in deutscher Sprache, zitierten Sprecher aus anonymen Schreiben. Die meisten Briefschreiber wurden nicht gefasst und bestraft, denn der Stasi-Laden war nicht auf dem besten Stand der Überwachungstechnik. Immerhin umfasst der Bestand 233 Ordner. Die BBC stellte die Sendung ein, nachdem auch Großbritannien die DDR anerkannt hatte.

Manchmal hat es doch Sinn, einen Stasi-Zuträger in der Familie gehabt zu haben. Susanne Schädlich, die Tochter des Schriftstellers Hans Joachim Schädlich und Nichte von Karlheinz Schädlich, kam dadurch an hochbrisantes Material heran, das als verschollen galt. Daraus hat die 51-Jährige ein spannendes Buch gemacht.

Karlheinz Schädlich war Historiker mit dem Spezialgebiet englische Geschichte. Ab 1975 bespitzelte er als IM „Schäfer“ seinen populären Schriftstellerbruder, aber auch Günter Grass. Als er 1992 entlarvt wurde, schrieb er noch die Erzählung „Die Sache mit B.“, entschuldigte sich telefonisch bei einigen, über die er Material gesammelt hatte, und erschoss sich auf einer Ost-berliner Parkbank.

Austin Harrison war der Journalist, der die BBC-Sendung eingerichtet hatte. Er sprach Deutsch, die Stasi hatte auf ihn, der hin und wieder West- und Ostberlin besuchte, eigens mehrere Leute angesetzt. Harrison galt als Agent des britischen Secret Intelligence Service, zeitweise war eine Liquidierung des verhassten Medienmannes im Gespräch. Doch Harrison starb 1981 friedlich eines natürlichen Todes in England. Er hatte sich gewünscht, dass die Briefe als Buch erschienen; Susanne Schädlich hat seinen Wunsch nun posthum erfüllt.

Heute erscheint es unfassbar, warum ein junger Mann wie Karl-Heinz Borchardt für solche Zeilen zwei Jahre in Haft war. „Ich bin noch Schüler und habe daher vielleicht nicht so den Durchblick“, schrieb er, „aber mich würde doch interessieren, wie es kommt, dass dieser Staat sich so lange halten kann.“ Er kenne niemand, „der wirklich von diesem Staat begeistert ist“. Da bestand die DDR aber noch weitere zwei Jahrzehnte fort.

"Susanne Schädlich: Briefe ohne Unterschrift. Wie eine BBC-Sendung die DDR herausforderte. Knaus, 288 S., 19,99 €

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