Panama Papers und Präsidentenaffäre in Brasilien: So politisch ist Cannes
Regisseur Pedro Almodóvar gerät in Erklärungsnot - und ein Protest gegen die Amtsenthebung von Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff sorgt für Aufsehen. Neues aus Cannes.
Manchmal kann die Aufmerksamkeit bei einem Filmfestival auch ein Fluch sein. Eigentlich war der Spanier Pedro Almodóvar nach den Enthüllungen der "Panama Papers" nämlich abgetaucht, hatte Interviews abgesagt und wochenlang die Öffentlichkeit gemieden.
Nun aber feierte sein Werk "Julieta" Premiere bei den Festspielen in Cannes - da musste er sich den Fragen der Journalisten stellen. Auch für US-Star Kristen Stewart und den Deutschen Lars Eidinger lief es nicht richtig gut: Ihr Werk "Personal Shopper" von Olivier Assayas wurde ausgebuht.
Bei der Pressekonferenz wirkte Almodóvar nervös, als die Frage nach den "Panama Papers" kam. "Die spanischen Medien erzählen es so, als wären wir die Hauptfiguren - das ist aber unfair", sagte der 66-Jährige, der mit seinem Bruder Agustín auf den Listen der "Panama Papers" steht. Ihre Namen seien aber die unwichtigsten in den Papieren, betonte Almodóvar. "Wenn das ein Film wäre, wären wir nicht einmal Statisten, wir würden wahrscheinlich nicht einmal erwähnt werden."
Die negative Presse führte wohl dazu, dass "Julieta" in den spanischen Kinos schlecht anlief - allerdings gehört es auch nicht zu Almodóvars stärksten Werken: Julietas Tochter Antía ist vor Jahren veschwunden, seitdem hat Julieta nichts von ihr gehört. Wie schon in seinen früheren Werken fokussiert Almodóvar ("Alles über meine Mutter") dabei auf eine Frau in der Krise und erzählt in Rückblenden gleichzeitig von Trauer und Abschied.
Filmfestival Cannes 2016
Auch der Franzose Olivier Assayas stellt in der deutsch-französischen Koproduktion "Personal Shopper" eine Frau in den Mittelpunkt: Maureen (Stewart) ist die persönliche Einkäuferin der Prominenten Kyra, die wiederum eine Affäre mit dem Journalisten Ingo (Eidinger) hat. Außerdem will Maureen Kontakt aufnehmen zu dem Geist ihres gestorbenen Zwillingsbruders.
"Ich bin wirklich sehr sensibel für Energien", erzählte dann auch Stewart ("Twilight") in Cannes. "Ich glaube, ich werde von etwas getrieben, das ich nicht definieren kann." Im Film selbst bleibt sie dagegen blass und irrt ziellos durch die Geschehnisse. Ihr Schicksal bleibt einem dabei ziemlich egal.
Überhaupt gelingt es Assayas ("Die Wolken von Sils Maria") nicht, seine Erzählstränge zusammenzuführen. Stattdessen schlingert sein Werk zwischen Geistergeschichte und Übersinnlichkeitsdrama hin und her - nach einer ersten Vorführung von "Personal Shopper" in Cannes schallten dann auch Buh-Rufe durch den Kinosaal.
"Stoppt den Putsch": Filmteam protestiert in Cannes gegen Rousseffs Absetzung
"Stoppt den Putsch" und "Brasilien ist keine Demokratie mehr": Mit derlei deutlichen Botschaften ist ein brasilianisches Filmteam um den Regisseur Kleber Mendonça Filho am Dienstag beim Filmfestival in Cannes über den roten Teppich gelaufen. "Wir werden uns wehren", lautete ein weiterer Slogan auf den weißen Schildern, die die Schauspieler und Produzenten des Wettbewerbsfilms "Aquarius" in den Händen hielten.
Der Protest der Crew richtete sich gegen die Absetzung der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff, die in der vergangenen Woche zunächst für 180 Tage vom Amt suspendiert wurde. Ihr wird vorgeworfen, Haushaltszahlen geschönt zu haben, um vor der Präsidentschaftswahl 2014 ihre Chancen zu verbessern. Auch Rousseff selbst sprach bereits von einem "Putsch".
Die suspendierte Staatspräsidentin reagierte via Twitter auf den Protest in Cannes und schrieb: "Danke für eure Unterstützung!" Der Film "Aquarius", eine von Kritikern gelobte Geschichte aus der Mitte der brasilianischen Gesellschaft, ist der einzige brasilianische Film im Wettbewerb in Cannes. AZ/AFP/dpa
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