Die Dunkelreise
Uraufführung von Enjott Schneiders Werk mit Ensemble Berlin. Rätselhaft und geheimnisvoll
Trotz brütender Hitze mit Temperaturen locker über 35 Grad Celsius geriet der zweite Abend der 17. Landsberger Sommermusiken wieder, wie der Freitagabend auch, zu einem grandiosen Publikumserfolg. Die Veranstalter hatten sogar auf die neu eingeführte Moderation verzichtet, um den Abend nicht unnötig in die Länge zu ziehen, und nach der Pause traten die Musiker allesamt barfuß auf. Die Zuhörer haben es ihnen mit Freuden gegönnt. Mit einem Bläseroktett des böhmischen Komponisten Franz Krommer ließen die Musiker das Konzert beginnen. Das Oktett gehört zum Besten, was die kurze Blütezeit dieser Gattung in den knapp dreißig Jahren zwischen 1782 und 1810 hervorgebracht hat, so die Literatur und dass Krommer als ein Komponist der zweiten Reihe betrachtet wird, entpuppte sich am Sonntagabend wieder einmal als Fehlurteil.
Eine ungemein präzise, emphatische Interpretation des Oktetts brachten dort (Christoph Hartmann und Roberta Brafa, Oboe, Andrej Zust und Katharina Hauf, Horn; Ishay Lantner und Gil Shaked, Klarinette; Mor Biron und Hannah Jacobs, Fagott; am Kontrabass Ulrich Wolff). Mit der wahrscheinlich im Jahre 1877 entstandenen Dachs-Studie, einem Streichquintett des im Wahnsinn geendeten Wiener Komponisten Hans Rott, kamen nach den Bläsern die Streicher zum Zug. Die deutsche Erstaufführung dieses Quintetts (Johannes Fleischmann und Helena Berg, Violine; Wakana Ono, Bratsche; Clemens Weigel, Violoncello und Ulrich Wolff, Kontrabass) zeigte die frühe Meisterschaft des späteren Lieblingsschülers von Anton Bruckner. Ein geradezu klassisches Werk mit Gespür für die Instrumentation. Schnelle Folgen und eine herrliche Neigung zu Melodie und Tonalität sind kennzeichnend für diese Komposition. Enjott Schneider, Jahrgang 1950, hat für die 17. Landsberger Sommermusiken zum Gedächtnis an diesen Komponisten sein Werk „Dunkelreise“ nach Fragmenten von Hans Rott geschaffen. Dieses Sextett für Oboe und Englisch Horn (Christoph Hartmann), Violine (Johannes Fleischmann), zwei Violen (Tilbert Weigel und Wakana Ono) sowie Violoncello (Clemens Weigel) und Kontrabass (Ulrich Wolff) ist, wie der Titel sagt, eine Reise ins Dunkel einer Seele: rätselhaft und geheimnisvoll, eine musikalische Paraphrase einer kurzen Künstlerexistenz zusammengestellt aus erhaltenen Fragmenten und Notizen von Hans Rott. Enjott Schneider saß gespannt vor dem Podium und lauschte hochkonzentriert der Uraufführung.
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