Realität und Wahrnehmung
Regionalverband in der Bayerischen Verwaltungsschule in Holzhausen
Holzhausen Anknüpfend an die als Themenreihe begonnenen „Ikarus“-Ausstellungen in den Jahren 1997 und 1999 hat der Regionalverband Bildender Künstler am vergangenen Donnerstag in den Räumen der Bayerischen Verwaltungsschule in Holzhausen die Ausstellung „Realität und Wahrnehmung“ als Auftakt zu einer Reihe von geplanten weiteren Themenausstellungen eröffnet. 29 Künstler präsentieren auf zwei Ebenen – auf der oberen abstrakt, auf der unteren gegenständlich – 62 Arbeiten, in denen sie sich dem gestellten Thema auf unterschiedlichste Weise nähern.
Die hohen, hellen Räume der BVS sind dabei ein wahrer Glücksfall für die ausgestellten Werke. Jedes Bild, jede Skulptur hat genügend Raum um sich zu entfalten, die überlegte Hängung und Anordnung der Kunstwerke ermöglichen gleichzeitig ihre Kommunikation untereinander, so dass beeindruckende Dialoge entstehen, wie zwischen „Er“ und „Sie“ von Lore Kienzl und dem „Paar“ von Otto Scherer.
„Wahrnehmung“ ist eine der Grundvoraussetzungen für künstlerisches Arbeiten. Der Künstler gießt das Wahrgenommene in eine Form, verleiht ihm Gestalt und macht es sichtbar. Kunst versucht, Realität zu erfassen und wird dabei selbst zu Realität. Diese hat jedoch keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder Wahrheit, denn „Wahrnehmung“ als ein Abgleich der subjektiven Informationen, die der Mensch von der ihn umgebenden Außenwelt erhält, mit den eigenen Innenwelten, lässt eine Vielzahl an Realitäten zu. Wie vielfältig die Umsetzung von Eindrücken, Gedanken und Gefühlen in Materie sein kann, davon zeugen die Kunstwerke in dieser Ausstellung. Kunst lässt Wahrnehmung zu Realität werden, ob gegenständlich oder abstrakt, ob im Bild oder in Skulptur.
Spirituelle Realität
So erfasst Silvia Großkopf mit dem Mittel der Abstraktion, leuchtenden Farben und einer unkonventionellen Formgebung Stimmungen und Strukturen, die auch nicht gegenständliche Realität sichtbar machen und sich unmittelbar auf den Betrachter übertragen.
Im Gegensatz dazu steht die beinahe fotorealistische Bildauffassung von Oswald Müller in seinem „Lebensweg“. Die detailgenaue Wiedergabe tatsächlicher Gegenständlichkeit steht dabei nur scheinbar im Widerspruch zum surrealistisch anmutenden Bildgehalt. Den Köpfen von Angelika Waskönig wiederum kann man beim „Kopfrechnen“ zu sehen, während die subtil skizzierten Menschengestalten von Gisela Detzer in „Step Inside II“ mit ihrer zögerlich-zurückhaltenden Skepsis anscheinend nicht viel über sich verraten wollen. Margarete Bartsch schließlich setzt sich in „Aufbruch zur Ewigkeit I“ mit einer spirituellen Realität auseinander, für die sie eine klare Formensprache findet, die mit reduzierter Palette auf Leinwand gebannt ist.
Kunst als Mittel der Auseinandersetzung mit „Wahrnehmung“ ist gewissermaßen selbstreflexiv, indem sie Möglichkeiten der Umsetzung auslotet, aufzeigt, verwirft oder auswählt.
Von diesem Prozess des Auslotens und Verwerfens, des Auswählens und der Genese bis hin zum fertigen Kunstwerk erzählen die gezeigten Arbeiten und spiegeln damit den alltäglichen Umgang mit unserer Wahrnehmung wider. Viele kleine Ausschnitte von Wahrnehmung ergeben im besten Fall ein stimmiges Ganzes. Im Fall der aktuellen Ausstellung des RBK gelingt sogar noch mehr: Jedes Werk für sich bildet Realität ab, alle zusammen bilden sie eine neue, für den staunenden Betrachter erfahrbare Realität, die ihn zur Reflexion über seine eigene Wahrnehmung von Kunst einlädt.
Termine Die Ausstellung der 29 Künstler des Regionalverbands Bildender Künstler ist bis einschließlich 29. Januar 2012 im Bildungszentrum der Bayerischen Verwaltungsschule in Holzhausen am Ammersee zu sehen, die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag von 13 bis 17 Uhr. Vom 24. Dezember bis zum 8. Januar ist die Ausstellung geschlossen.
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