Dilettantische Krisenpolitik
Am Ende steht nicht nur die neue Regierung in Nikosia arg gerupft da, sondern auch die Euro-Gruppe. Denn die Chaos-Woche ist auch ein Ergebnis ihrer dilettantischen Krisen-Politik.
Zypern hat sich verzockt. Viel zu lange haben die Verantwortlichen in Nikosia geglaubt, sie kämen mit einem blauen Auge davon, weil sie starke Partner in Brüssel und Moskau hatten. Mit einem von beiden, so dachte man in Nikosia lange, werde man schon irgendwie überleben, ohne allzu viel am lukrativen Modell als Steueroase ändern zu müssen. Die Rechnung ging nicht auf.
Am Ende musste Präsident Nikos Anastasiades einsehen, dass sich weder die russische noch die europäische Seite erpressen lassen würde. Und so begann er, schrittweise ein Rettungspaket zu schnüren, das eine Zumutung für die Bewohner der Insel ist, die nun die Rechnung für die Fehler ihrer Banker zahlen müssen.
Dennoch steht am Ende nicht nur die neue Regierung in Nikosia arg gerupft da, sondern auch die Euro-Gruppe. Denn die Chaos-Woche ist auch ein Ergebnis ihrer dilettantischen Krisen-Politik. Dass sich ihr Chef, der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem, bereits öffentlich entschuldigt hat, sagt viel. Er hätte niemals zulassen dürfen, dass man Zypern Forderungen nach Teilenteignung von privaten Sparbeträgen bis 100000 Euro übermittelt, für welche die EU selbst eine staatliche Garantie durchsetzte. Das hat die Krise vielleicht nicht verschärft, deren Lösung aber schwieriger gemacht.
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