24.000 Dollar bei Ebay: Amerikaner versteigert Rüstung für Meerschweinchen

Im Internet gibt es die irrsten Sachen zu kaufen. Von der Bierdosensammlung bis zum Familiengrab gibt es nichts, was es nicht gibt. Derzeit versteigert der Amerikaner Sean McCoy (28) eine Meerschweinchen-Rüstung. Der Programmierer, handwerklich überhaupt nicht begabt, bietet eine selbst gefertigte Variante beim Auktionsportal Ebay an. Mittlerweile steht der Wert bei über 24.000 Dollar. Im Interview erzählt McCoy AZ-Online, wie er auf die Idee kam und was er mit dem Geld anstellen möchte.

Warum haben Sie eine Meerschweinchen-Rüstung gebaut?

McCoy: Ich liebe mein Meerschweinchen über alles und wollte mal ein wenig experimentieren. Ich hatte vor mehreren Jahren schon mal ein Meerschweinchen, für das ich bereits etwas ähnlich geplant hatte. Das Tier starb aber mit vier Jahren an einem Tumor im Magen. Vor einiger Zeit landete ich irgendwann mal auf Youtube und schaute mir eine Video-Anleitung an, wie man eine Meerschweinchen-Rüstung baut. Das sah gar nicht so schwierig aus und ich dachte mir: „Warum nicht?“ Das Material dafür war ziemlich günstig. Es hat vielleicht 30 bis 40 Dollar gekostet.

Warum haben Sie gerade eine Stahl-Rüstung für ein Meerschweinchen gebaut und nicht für ein anderes Tier?

McCoy: Meine Ex-Freundin hatte ein Meerschweinchen und ich sah ein solches Tier damals zum ersten Mal – und fand es einfach cool. Es war faul, immer lieb und bewegte sich kaum. Und es biss nicht. Also wollte ich auch so ein Meerschweinchen. Ich besitze aber auch einen kleinen Hund.

Wie lang haben Sie an der Rüstung gebastelt?

McCoy: Sehr lange. Ich habe es aber nicht als Arbeit angesehen. Meine Freundin und ich saßen manchmal vor dem Fernseher, haben Cartoons geschaut und ich arbeitete nebenbei an der Rüstung. Manchmal lag ich auch mit meinem Arbeitsbrett im Bett und konstruierte dort weiter. Es dauerte alles in allem vielleicht 40 Stunden, bis das Werk fertig war. Zwischendrin passierten auch Fehler, die Zeit gekostet haben. Ein Profi bin ich eben nicht.

Die Resonanz auf Ihre Ebay-Auktion ist riesig. Überlegen Sie sich jetzt, eine weitere Rüstung zu bauen und diese zu versteigen?

McCoy: Bis jetzt plane ich gar nichts. Die ganze Sache hat zwar große Wellen geschlagen, womit ich nicht gerechnet habe. Ganz viele Emails sind bei mir eingegangen, manche Menschen wollen jetzt, dass ich nun das Gleiche für ihren Hund und ihre Katze mache. Meine Freunde meinten aber, ich sollte es bei der einen Rüstung belassen. Wenn jetzt natürlich bei mir jemand anfragt und sehr viel Geld bezahlen würde und Gutes damit tut, dann muss ich ja fast eine Zweite konstruieren. Im Internet habe ich von vielen Rückmeldungen erhalten, die mich bestärkt und gelobt haben, dass ich das ganze Geld für einen guten Zweck spende.

Sie wollen den Betrag an das „Metropolitan Guinea Pig Rescue Center“ in Virginia spenden. Warum gerade dorthin?

McCoy: Es ist eine unglaublich tolle Einrichtung. Die Angestellten retten Meerschweinchen, peppen sie wieder auf und suchen für sie ein neues Zuhause. Mich beeindruckt, was die Leute dort leisten. Seit drei Jahren spende ich zu Weihnachten immer 50 bis 100 Dollar an die Station. Mit der Auktion auf Ebay – so dachte ich anfangs – könnte ich vielleicht 200 Dollar einnehmen. Aber das bereits so viel zusammen gekommen ist, das ist spitze.

Warum wollen die Menschen gerade für eine Rüstung so viel ausgeben?

McCoy: Ich glaube nicht, dass für sie die Rüstung einen riesigen handwerklichen Wert hat. Es ist wohl eher der gute Zweck, der viele motiviert.

Denken Sie, dass in den vergangenen Stunden der Preis für die Rüstung noch mal um einiges steigen wird?

McCoy: Ja, das kann gut sein. Ich hätte aber nie erwartet, dass die Gebote so in die Höhe schellen. Eigentlich ist mittlerweile viel zu teuer. Wer kann sich so etwas schon leisten?

Wer hat denn alles so mitgeboten?

McCoy: Ein Chinese war eine Zeit lang der Meistbietende. Er möchte die Rüstung gerne zu sich geliefert haben und fragte, ob das möglich sei. Na klar, habe ich gesagt. Der Transport wird zwar teurer, aber wenn man sich für 24.000 Dollar eine Meerschweinchenrüstung bestellt, dann wird man den Transport gerade noch bezahlen können. Aber auch ein Mexikaner und ein Franzose waren vorne dabei.

Wenn Sie nicht gerade damit beschäftigt sind, Rüstungen für Meerschweinchen zu bauen: Was arbeiten Sie im richtigen Leben?

McCoy: Ich bin ein Programmierer und arbeite für ein kleines IT-Unternehmen.

Sie haben erzählt, dass Sie eigentlich handwerklich überhaupt nicht begabt sind.

McCoy: Das stimmt. Aber die Menschen haben über Tausende von Jahren hinweg Rüstungen gebaut. Also kann das ja mittlerweile jeder.

Hat sich die Auffangstation für Meerschweinchen bereits gemeldet?

McCoy: Ja. Durch den Medienrummel wissen die Angestellten jetzt Bescheid. Unter anderem CNN und das TIME-Magazine haben eine Geschichte mit mir gemacht. In den vergangenen Tagen bin ich kaum zum Arbeiten gekommen, die meiste Zeit beantwortete ich Fragen zu Meerschweinchen.

Sie haben die Rüstung auf Ihr Meerschweinchen maßgeschneidert.

McCoy: Ja, mein Liebling Lucky hatte sie an. Er hasst die Rüstung, weil sie schwer ist. Wenn er Helm und Rüstung trägt, dann bewegt er sich nicht und ich kann in seinen Augen lesen: „Nimm das Teil von mir runter.“ Aber für Fotos zu posieren kann mein kleiner Mitbewohner mittlerweile wunderbar. Das ist für ihn Routine.

Was hat denn Ihre Freundin zu dem neuen Hobby gesagt?

McCoy: Sie liebt Kunst und Handwerk. Zuerst hat sie mich aber ausgelacht und gefragt, was ich jetzt schon wieder verrücktes mache. Doch weil sie mich und das Meerschweinchen liebt, war das kein Problem für sie und hat mich unterstützt.