Diminished Reality: Manipulation in Echtzeit
Diminished Reality - eine deutsche Technik erlaubt die Manipulation von Bewegtbildern: Objekte verschwinden selbst bei Liveübertragungen. Welchen Bildern kann noch getraut werden?
Diminished Reality: Eine deutsche Technik ermöglicht Manipulation von Bewegtbildern in Echtzeit: Objekte verschwinden auf Knopfdruck vom Bildschirm, auch bei Liveübertragungen.
Wie von Zauberhand verschwinden Objekte vom Bildschirm - ohne Zeitverzögerung. Forscher der Technischen Universität Ilmenau (Thüringen) haben eine Software entwickelt, die Objekte und Bilder aus Filmsequenzen retouchiert.
Ein Beispiel: Auf einem Tisch liegt ein Handy. Während dieser Tisch abgefilmt wird, können die Forscher mittels Diminished Reality das Objekt verschwinden lassen. Das funktioniert so: Das Bild wird qualitativ massiv reduziert, das Objekt beginnt zu verschwimmen, sich im Hintergrund aufzulösen. Erst dann wird es herausgeschnitten. Darauf wird die Qualität wieder Stück für Stück erhöht. Der Zuschauer merkt nichts, das Objekt ist weg. In Echtzeit , lediglich 40 Millisekunden benötigt die Software für den Rechenvorgang. Die Manipulation wirkt perfekt, nur in seltenen Momenten des Beispielsvideos der Universität Ilmenau meint man verschwommen einen kleinen Fehler im Bild zu entdecken.
Schwärmen die Forscher Jan Herling und Wolfgang Broll von den Anwendungsmöglichkeiten, birgt die (zweifelsohne) technische Sensation etliche Risiken: Beispielsweise droht die Manipulation von Echtzeitbildern im Fernsehen, ohne dass der Zuschauer etwas merkt. Auch nachträglich können Videos so extrem einfach manipuliert werden.
Doch was wollten die Forscher ursprünglich mit Diminished Reality erreichen? Der Leiter des Fachgebiets Virtuelle Welten/Digitale Spiele, Professor Wolfgang Broll, sieht zahllose Möglichkeiten, die Technik in der Praxis einzusetzen: "Die Anwendungen sind so vielfältig wie die Wirklichkeit. Wir alle kennen das Problem, dass wir zunehmend mit Reizen und Informationen überflutet werden. Diese Technologie ermöglicht es jetzt erstmals gezielt, visuelle Eindrücke zu reduzieren, sich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren und fehlenden Platz für Neues zu schaffen".
Als Beispiel nennt Broll die Einrichtung eines Wohnzimmers. Mittels der Technik könne man sich einfach ansehen, wie die Wohnung ohne Möbel oder mit einem bestimmten Möbelstück aussehen würde. Kritiker könnten einwenden, dass man so auch unliebsame Plakate auf Demonstrationen oder im Fußballstadion einfach herausfiltern könnte. Gerade Konzerne könnten die Technik nutzen, beispielsweise bei großen Sportveranstaltungen wie Olympia oder der Fußball-WM, wenn große Sponsoren am Werke sind. So könnte der eine Sportartikelhersteller darauf bestehen, das Logos des anderen Sportkonzerns in der Liveübertragung herausgeschnitten werden müssen. Hier gilt: Nicht nur im Positiven sind die Anwendungsmöglichkeiten grenzenlos und nur durch die Fantasie begrent, nein, auch im Negativen.
Auf der Homepage der TU Ilmenau steht: "Was in Frank Schätzings jüngstem Roman 'Limit' noch als Zukunftsszenario für das Jahr 2025 beschrieben wurde, ist Forschern an der Technischen Universität Ilmenau bereits jetzt gelungen: Reale Objekte aus der Umgebung von Menschen in Echtzeit verschwinden zu lassen."
Aufgrund seiner Fähigkeit, Streams in Echtzeit zu manipulieren, sei Diminished Reality derzeit weltweit einzigartig. International wird das Produkt bereits vermarktet. Auf dem International Symposium on Mixed and Augmented Reality (ISMAR) in Südkoreas Hauptstadt Seoul wurde Diminished Reality vom 13. bis 16. Oktober vorgestellt.
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