Kinder spielen jetzt auch mit Lego-Figur im Rollstuhl
Ein neues Spielzeug-Set zeigt die Vielfalt des Stadtlebens. Doch manche erhoffen sich noch viel mehr.
Auf dem klassisch sonnengelben Gesicht sitzt eine trendige Mütze – in grau, wie der Rollstuhl, in dem das Männchen sich fortbewegt. Lego hat seine erste Rollstuhl-Figur in den Handel gebracht.
Der Junge trägt eine lässige Kapuzenjacke, lächelt breit und ist laut dem dänischen Spielwarenhersteller ab sofort in der Box „City Stadtbewohner“ erhältlich. „Dieses Set soll die Vielfalt unserer Gesellschaft widerspiegeln, hierzu gehören unter anderem auch Kinder im Rollstuhl“, sagte Sprecherin Martina Augenstein gestern in Hamburg. Inklusion im Kinderzimmer: Seit einigen Jahren hatten Anti-Diskriminierungs-Initiativen Lego aufgefordert, sich dem Thema anzunehmen. Im Frühjahr präsentierte der Konzern dann seinen Rollstuhl auf der Spielwarenmesse in Nürnberg. „Das ist großartig, danke für die Förderung von Vielfalt“, twitterte das Internationale Paralympische Komitee (IPC).
Playmobil hat seit 1976 einen Rollstuhl im Sortiment
Auch der Berliner Grafiker Matthias Seeba-Gomille engagiert sich für mehr Vielfalt beim Spielzeug. Gerade Kindern sei es zunächst egal, wenn etwas nicht ganz perfekt erscheine. „Das Lieblingsspielzeug werfen wir nicht gleich weg, wenn etwas fehlt“, so Seeba-Gomille. „Das Kind liebt den Teddy auch ohne ein Auge.“ Der Grafiker beantragte vor zwei Jahren über die Lego-Plattform „Ideas“ eine Rollstuhl-Einführung. Doch das Thema fand kaum Unterstützung bei den Fans, die bei „Ideas“ über neue Lego-Inhalte abstimmen können. Statt Rollis waren Yoda, Feen und sonstiger leichter Stoff beliebter.
Andere Hersteller haben seit Jahren einen Rollstuhl im Sortiment – Playmobil schon seit 1976. Der Grafiker bilde sich zwar nicht ein, dass Lego auf seine Initiative hin umgedacht habe, wie er betont. Aber es sei „ein Statement eines sehr großen Konzerns, der in fast allen Familien und Kinderzimmern“ vorhanden sei. „Kinder können im Spiel und völlig ohne Angst oder Scham an das Thema herangeführt werden und so eine offene Haltung zum Anderssein entwickeln“, erklärt der Berliner Kreative.
Auch die Aktion Mensch begrüßt das neue Lego-Männchen. „Wir brauchen viel mehr Begegnung. Wenn Inklusion durch Spielzeug schon im Kinderzimmer stattfindet, ist das ein guter Anfang“, sagt Sprecherin Ulrike Jansen in Bonn. kna
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