König von Swasiland darf sich beim Tanz 15. Frau aussuchen
Beim Umhlanga-Tanz - für die einen Tradition, für die anderen überholtes Ritual - singen Mädchen für den König von Swasiland. Der könnte sich eine von ihnen als 15. Frau nehmen.
In einer farbenfrohen Zeremonie haben Tausende junge Mädchen und Frauen zu Ehren des Königs von Swasiland getanzt und gesungen. Der alljährliche Umhlanga-Tanz (Schilfrohr-Tanz) ist der kulturelle Höhepunkt des Jahres in dem kleinen Land im Süden Afrikas, der letzten absoluten Monarchie des Kontinents. Kritiker sehen in dem Tanz dagegen eine inszenierte Huldigung der Allmacht des polygamen Monarchen, König Mswati III.
Die Mädchen sangen und tanzten am Montag in der etwa acht Fußballfelder großen Arena mehrere Stunden zu Ehren des Königs und der Königinmutter, der "Indlovokazi". Dann wurde der rote Teppich vor der Königstribüne ausgerollt, und der Monarch begann, gefolgt von etwa 50 Männern in traditioneller Kriegstracht, rund 20 Minuten durch die Reihen der Mädchen zu laufen. Der Tanz setzte sich bei warmer Frühlingstemperatur bis in den frühen Abend fort.
Bereits am Sonntag waren bei der Generalprobe des Tanzes beim Königspalast in Ludzizini geschätzt 8000 als Jungfrauen geltende Mädchen und junge Frauen in knappen traditionellen Kostümen aufgetreten. Bis zu 40.000 Teilnehmerinnen im Alter zwischen sechs und 22 Jahren waren von den Behörden erwartet worden.
Offiziell geht es um die Förderung von Jungfräulichkeit
Frauenrechtlerinnen kritisieren, dass der Tanz die barbusig auftretenden Teilnehmerinnen zu Objekten der Begierde degradiert. Die meisten Menschen in Swasiland sehen den Tanz jedoch als einen Höhepunkt der eigenen Kultur. Offiziell geht es dabei um die Förderung von Jungfräulichkeit und Enthaltsamkeit. Ob alle Teilnehmerinnen tatsächlich Jungfrauen sind, wird nicht überprüft. Für die Teilnahme genügt es, kinderlos und guten Willens zu sein.
Der seit 1986 amtierende Monarch könnte sich auch eine der Tänzerinnen zur Frau nehmen. Er hat nach offiziellen Angaben bereits 14 Gattinnen. Der 47-Jährige ist für einen verschwenderischen Lebensstil bekannt, zwei Drittel der 1,4 Millionen Einwohner des Staates zwischen Südafrika und Mosambik leben der Weltbank zufolge jedoch in Armut.
Die Feierlichkeiten wurden von einem Unfall überschattet
Der Tanz am Montag markierte den Höhepunkt der Umhlanga-Woche. Die Teilnehmerinnen, "Imbali" (Blume) genannt, kommen in den ersten Tagen aus allen Landesteilen zusammen. Zunächst sammeln sie in der Region Schilfrohr, das am Sonntag schließlich zur Verstärkung des Windschutzes in den Königspalast gebracht wurde. Die Feierlichkeiten wurden allerdings von einem tragischen Verkehrsunfall am Freitag überschattet, bei dem Dutzende "Imbali" auf dem Rückweg zum Königspalast ums Leben gekommen waren.
Swasiland hält den traurigen Rekord, die weltweit höchste Rate an HIV-Infektionen zu haben. Mehr als jeder vierte Bewohner ist HIV-positiv. Das Land weist auch die welthöchste Tuberkulose-Infektionsrate auf. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt nur bei gut 50 Jahren - etwa 30 Jahre weniger als in Deutschland. dpa
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