"Norman Atlantic": Hitze, Feuer und fehlende Passagierliste erschweren Ermittlungen
Ermittler haben das Wrack der Adriafähre "Norman Atlantic" näher untersucht. Die Frage nach den Vermissten blieb zunächst offen. Es mangelt an zuverlässigen Passagierlisten.
Fast eine Woche nach dem Brand auf der Adriafähre "Norman Atlantic" ist das Schiff nun im Hafen von Brindisi. Dort haben Ermittler und Experten das Wrack näher untersucht. Hitze und kleinere Feuer machten es am Samstag jedoch zunächst unmöglich, ins Autodeck des Schiffes vorzudringen. "In der Garage des Schiffs ist die Temperatur noch immer sehr hoch", sagte Kommandant Mario Valente von der Hafenkapitanerie Brindisi laut Nachrichtenagentur Ansa. Die Suche nach möglichen Vermissten im Innern des Schiffs blieb damit zunächst erneut ergebnislos.
Keine zuverlässigen Passagierlisten
Wieviele Menschen sich auf der Fähre befunden haben, ist bislang unklar. "Die offiziellen Zahlen kennen wir, wenn Griechenland sich entscheidet, uns eine zuverlässige Passagierliste zu geben", sagte Staatsanwalt Giuseppe Volpe laut der Agentur Ansa. An Bord des verunglückten Schiffs waren blinde Passagiere, vermutlich Flüchtlinge. Die Passagierlisten stimmten nicht mit der tatsächlichen Zahl an Fahrgästen überein. Deshalb ist unklar, wie viele Menschen noch vermisst werden.
Staatsanwalt Ettore Cardinali, der auch an der ersten Begutachtung des Schiffs teilnahm, erklärte, es sei durchaus möglich, dass im Inneren des Schiffs weitere Leichen gefunden würden. Bis auf weiteres sei es aber aus Sicherheitsgründen nicht möglich, ins Innere der Fähre vorzudringen.
Nach Fährunglück: Suche nach Vermissten zunächst ergebnislos
Auch einige Einsatzkräfte der Feuerwehr gingen auf das Schiff, um die Sicherheitsbedingungen für mögliche weitere Untersuchungen und Sucheinsätze zu bewerten. Auch die Ermittler fürchten, im Innern des Schiffs weitere Leichen zu finden. Der Frachtraum blieb zunächst aber unzugänglich. "Im Innern des Schiffs gibt es Räume, die durch die Flammen komplett zerstört wurden", erklärte Valente.
Auch in der Nacht wurden neue Brandherde auf der "Norman Atlantic" gemeldet, aus dem Schiff drang noch immer Rauch. Neben der Suche nach Vermissten hat die Ermittlung der Unglücksursache für die Experten oberste Priorität. Antworten erhoffen sie sich auch vom Fahrtenschreiber der Fähre, der am Freitag geborgen wurde.
13 Menschen sterben bei Brand auf Fähre "Norman Atlantic"
Auf der Adriafähre war am vergangenen Sonntag auf der Reise von Patras in Griechenland nach Ancona in Italien ein Feuer ausgebrochen. Insgesamt kamen in der Folge mindestens 13 Menschen ums Leben. Auch eine Frau aus Deutschland ist unter den Opfern. Insgesamt 17 Deutsche wurden nach Angaben des Auswärtigen Amtes gerettet. Schlepper hatten das Wrack am Freitag in die süditalienische Stadt Brindisi gebracht.
Über die genaue Zahl der Vermissten nach dem Unglück herrscht weiter Unklarheit. Mögliche blinde Passagiere und unstimmige Passagierlisten erschweren die Arbeit der Behörden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass nach dem Feuer noch maximal 10 bis 15 Menschen vermisst werden. Gerettet wurden nach Angaben aus Italien 477 Menschen. dpa
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