"Rohingya-Kinder in Gefahr": Unicef warnt vor Seuchen und Mangelernährung
Die Lage der nach Bangladesch geflohenen Rohingya-Kinder ist verzweifelt. Kinderhilfswerk Unicef warnt nun vor Seuchen und akuter lebensgefährlicher Mangelernährung.
Die Lage von mehr als 320.000 nach Bangladesch geflohenen Kindern der Rohingya-Minderheit verschlimmert sich von Tag zu Tag. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnt in einem am Freitag vorgestellten Bericht vor Seuchen und akuter lebensgefährlicher Mangelernährung bei den Kindern. Viele von ihnen seien traumatisiert und bräuchten psychologische Hilfe, heißt es in dem Bericht mit dem Titel "Ausgestoßen und verzweifelt - Rohingya-Kinder in Gefahr".
Viele Rohingya-Kinder hätten im Nachbarland Myanmar Gewalttaten gesehen, "die kein Kind jemals sehen sollte", sagte der Unicef-Exekutivdirektor Anthony Lake. Alle hätten "furchtbare Verluste erlitten". Der 16-jährige Hossan berichtet: "Nachts wache ich auf, weil ich vor mir sehe, wie Menschen getötet werden. Ich sehe es immer wieder. Ich habe vier Klassenkameraden verloren und einer meiner Lehrer wurde ermordet."
Rohingya-Kinder sind nicht ausreichend versorgt
In den chaotischen Lagern in Bangladeschs Grenzregion sind die Rohingya-Kinder laut Unicef zudem von Ausbeutung und Menschenhandel bedroht. Sie bräuchten dringend Nahrung, sauberes Trinkwasser, sanitäre Einrichtungen und Impfschutz vor Krankheiten. Das Kinderhilfswerk hat in diesen Bereichen nach eigenen Angaben bereits viel geleistet. Doch die bisherige Versorgung reiche trotz großer Anstrengungen von Hilfsorganisationen und Bangladeschs Regierung nicht aus. Vor der am Montag in Genf stattfindenden Geberkonferenz ruft Unicef Regierungen und private Spender dazu auf, die humanitäre Hilfe für die Rohingya zu unterstützen.
Nur ein Bruchteil der benötigten Mittel für Hilfe stehe bislang bereit. Allein für die kommenden Monate benötigt Unicef nach eigenen Angaben rund 76 Millionen Dollar (64 Millionen Euro), um die Kinder in den Lagern in Bangladesch mit dem Nötigsten zu versorgen. Angesichts der dramatischen Lage fordert Unicef internationale Hilfe für die geflohenen Rohingya in Bangladesch und in Myanmar sowie sofortigen ungehinderten Zugang zu allen von Gewalt betroffenen Kindern. Das Kinderhilfswerk verlangt außerdem eine langfristige politische Lösung der Krise. Dazu gehöre auch, die Staatenlosigkeit und Diskriminierung der muslimischen Minderheit der Rohingya zu verhindern. afp/sh
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